Kapitel 7 - Der Morgen danach

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Verwirrt setze ich mich auf.

Wo bin ich?

Sobald sich meine Augen an das Licht gewöhnt haben, sehe ich mich um. Erleichtert atme ich auf. Ich liege in meinem Bett in meinem Zimmer. Neben mir eine schnarchende Teddy.

Schlaftrunken wische ich mir meine Haare aus dem Gesicht. Wie spät ist es? Langsam rutsche ich aus dem Bett. Auf allen vieren mache ich mich auf den Weg in das angrenzende Bad. Dort steht mein Wecker auf dem Waschbeckenrand. Warum auch immer. Es ist gerade einmal 8 Uhr. Ich habe nur 4 Stunden geschlafen! Kein Wunder, dass ich so neben der Spur bin.

Immer noch auf allen vieren krieche ich zurück ins Zimmer. Dort sehe ich zu Teddy. Sie liegt total verdreht zwischen allen ihren Decken und Kissen. Ihr Mund ist leicht geöffnet und ihre Haare stehen in alle Richtungen ab. Krampfhaft muss ich mir mein Lachen unterdrücken. Gibt es denn sowas?

Plötzlich kommt mir wieder in den Sinn, was gestern passiert ist.

Gil und ich haben uns geküsst.

Und das sogar zweimal.

Ich schüttle meinen Kopf. Warum? Warum mache ich sowas? Ich bin doch gar nicht so. Vor ein paar Tagen saß ich noch Zuhause und hing meinen Gendanken nach. Und gestern bin ich mitten in der Nacht rumgelaufen und habe einen wildfremden Jungen geküsst. Sogar zweimal.

Aber irgendwie war es total toll.

Ich muss Teddy unbedingt noch davon erzählen! Aber dieses unfähige Kind muss ja auch stundenlang  schlafen. Ok, vier Stunden sind nicht sehr lang, aber sie kann doch nicht einfach schlafen, wenn ich ihr was erzählen will!

Schnell rapple ich mich vom Boden auf und gehe zurück ins Bad. Dort nehme ich ein Wasserglas, das komischerweise in der Dusche steht.

Schon in der kurzen Zeit, in der ich hier bin habe ich bemerkt, wie chaotisch Teddy ist. Und ich auch. Also ist es kein Wunder, dass es aussieht, wie in einem Schweinestahl. Aber mich stört es nicht also ist alles in Ordnung.

In das Wasserglas aus der Dusche fülle ich Wasser. Damit gehe ich dann zurück ins Zimmer. Teddy schläft noch immer tief und fest. Aber nicht mehr lange. Ich stelle mich vor sie. Hebe meinen Arm. Halte das Glas über sie und drehe es mit einer schnellen Bewegung um.

Das Wasser platscht mitten in ihr Gesicht. Sofort ist sie munter.

,,Was soll denn das? Spinnst du?", ruft sie durch den Raum. Doch ich habe mein Ziel erreicht. Sie ist munter.

Ich setze mich an den Rand ihres Bettes.
,,Guten Morgen Teddy! Ich muss dir was erzählen, aber wenn du lieber weiterschlafen willst, dann erzähl ich dir nicht, was heute in der Nacht passiert ist."

Sofort ist sie hellwach. ,,Stop. Stop. Stop. Ich will das unbedingt wissen. Du kannst mir das doch nicht verschweigen!" Kerzengerade sitzt sie vor mir. Leicht vorgebeugt sieht sie mich flehend an. Kurz muss ich lachen.

,,Ok. Ok. Ich erzähl es dir ja schon."

Die nächste halbe Stunde verbringen wir damit, dass ich Teddy alles erzähle, was gestern passiert ist. Immer wieder plappert sie dazwischen. Oder will eine genauere Erklärung. An der Stelle des Kusses am Lagerfeuer schaut sie mich ungläubig an. ,,Das hab ich ja gar nicht bemerkt."

Auch schon an der Stelle des ersten Kusses hatte sie mich mit diesem Blick angesehen. Sie meinte das wäre total untypisch für ihn. Er wäre eigentlich nicht so ein Typ, der es mit allen Mädchen an der Schule treibt. Genau das gleich hatte er mir auch schon erzählt. Ich dachte eigentlich er würde mir irgendeine Scheiße erzählen. Nur in dem Moment wollte ich das nicht wahrhaben. Aber jetzt, da Teddy mir genau das gleiche erzählt muss ich ihm doch glauben. Oder nicht?

Sobald ich fertig bin mit dem Erzählen, herrscht Stille. Teddy sitzt mir gegenüber und starrt mich einfach nur an. Ich weiß nicht, wie lange wir so sitzen, aber irgendwann wird es mir zu dumm.

,,Ja und. Was soll ich jetzt tun?"

,,Ich w...w...weiß es nicht. Ich habe keine Ahnung! Ich war noch nie in so einer Situation. Ich meine ich gehe nicht einfach so her und küsse irgendeinen Jungen und fühle mich dann so, als würde ich ihn schon jahrelang kennen. Das ist wirklich sehr komisch. Aber...aber...aber...Ich glaube du solltest einfach schauen, was er tut. Ich glaube es wäre das Beste einfach mal zu schauen was passiert. Wenn man sowas plant geht's sowieso daneben."

Nach ihrer langen Rede herrscht wieder ziemlich lange Stille, bis ich anfange zu reden.

,,Ok. Und wo treffe ich auf ihn? Ich meine wir haben ja heute keine Schule. Es ist ja Sonntag."

,,Na beim Frühstück. Schließlich habt ihr es ja beim Mittagessen auch schon mal geschafft ineinander zu laufen," meint Teddy todernst.  Doch dann bricht sie in schallendes Lachen aus. Auch ich muss lachen.

Nachdem wir dann auf die Uhr geschaut und festgestellt haben, dass es Zeit fürs Frühstück ist, machen wir uns schnell fertig und verlassen dann auch schon das Zimmer. In dem Speisesaal herrscht schon reges Treiben, obwohl es noch nicht allzu spät ist. Jedoch ist Gil nirgends zu sehen. Enttäuscht schaue ich zu Teddy. Diese wirft mir nur einen beruhigenden Blick zu und zieht mich zu der Essensausgabe. Mit einem voll befülltem Tablet steuern wird dann auf unseren Stammtisch der letzten Tage zu. Noch sitzt dort niemand der anderen. Scheinbar schlafen sie noch alle oder sind zu faul runter zu kommen. 

Gerade, als wir anfangen zu essen. Wird die Tür zum Saal schwungvoll geöffnet. Wer kommt da wohl gerade durch die Tür? Gil. War ja klar. Irgendwie wird es sofort einen Ticken leiser im Saal. Ich weiß wirklich nicht, warum er so beliebt ist an der Schule. Schließlich ist er doch so unnahbar. Oder nicht?

Gil schaut sich kurz im Raum und steuert dann auf die Essensausgabe zu. Ich musste mich umdrehen, um ihn anzusehen aber jetzt drehe ich mich wieder zu Teddy um. Sie grinst mich an sagt aber nichts und widmet sich wieder ihrem Essen. Ich tue es ihr gleich.

Ich bin so vertieft in mein Essen, dass ich gar nicht merke, wie es plötzlich komplett still wird. Wirklich still. Also so richtig still.

Verwundert blicke ich auf. Alle im Raum schauen auf irgendwas hinter mir. Langsam drehe ich mich um. Dort steht doch wirklich Gil mit seinem Tablett voller Essen.

,,Ist hier noch frei?", fragt er schief grinsend.

,,J...j...j...ja klar. Aber sitzt du nicht eigentlich wo anders?"

,,Ich kann auch wieder gehen."

,,Nein! Ich meine nein... . Du kannst ruhig bleiben. Stört uns nicht. Hab ich recht Teddy."

,,Ja da hast du recht," antwortet sie mir.

,,Na dann.."

Gil schiebt den Stuhl neben mir zurück und setzt sich. Dann fängt er einfach an zu essen. Ohne irgendwas zu sagen. ER sitzt einfach nur dort und isst. Verwundert schüttle ich meinen Kopf, aber dann widme ich mich auch wieder meinem Frühstück.

So sitzen wir für eine Zeit, bis wir drei fertig sind mit essen. Gil nimmt sein Tablett, steht auf und bringt es weg. Verwirrt schaue ich zu Teddy. ,,Was war denn das jetzt?" ,,Keine Ahnung." Mit verwirrten Gesichtern sitzen wir uns einfach nur gegenüber. Als ich dann eine Stimme höre, schrecke ich kurz auf. Es ist Gil.

,,Ich glaube wir sollten reden. Heute 14.00 Uhr am Teich?"

Ich schaffe es nur zu nicken. Dann dreht er sich auch schon um und verschwindet aus dem Saal.

Komisch.

YEAH! Ich hab es geschafft. Ich hab ein Kapitel fertig. Endlich.

Ich hoffe es gefällt euch. Würde mich auch über Rückmeldung freuen.

Bis zum nächsten Kapitel!

Be strong!Where stories live. Discover now