Kapitel 4 - Na toll

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Am Nachmittag habe ich Sportunterricht. Im Prinzip mag ich Sport echt gerne, aber der Lehrer hat schon im Vorherein angekündigt, dass wir heute schwimmen werden.

Früher ging ich richtig gerne ins Hallenbad und auch an den See bei unseren Großeltern. Doch nach Sandys Tod nie wieder. Es war irgendwie immer unser Ding gemeinsam schwimmen zu gehen. Wir waren sogar im Schwimmteam unserer Schule aufgestellt. Doch dort wollte ich nicht mehr hingehen. Zu viele Erinnerungen waren damit verbunden. Deshalb habe ich aufgehört.

Als ich mit Teddy in der Schwimmhalle, welche an dem Schulgebäude angebaut war, ankomme, ist noch niemand da, auch nicht der Lehrer. Daher können wir uns Zeit lassen beim umziehen. Als wir fertig sind, ist noch immer niemand da. Wahrscheinlich sind noch alle beim Mittagessen. Wir sind sehr schnell fertig gewesen mit dem Essen.

,,Ich hasse es, wenn wir im Sportunterricht schwimmen. Ich mag es nicht im Wasser zu sein und schwimmen kann ich auch nicht besonders gut", gibt Teddy zu. Ich kann sie verstehen. Nicht jeder mag Wasser und fühlt sich wohl beim schwimmen.

,,Wie schaut's bei dir aus? Schwimmst du gut?", fragt sie.

Natürlich kann sie nicht wissen, dass das Thema nicht das Beste ist. Ich hab ihr nicht von Sandy erzählt, da ich nicht bemitleidet werden will. Und doch kann ich meine Trauer in dem Moment nicht verstecken. Schnell schaue ich zu Boden, dass sie die Tränen in meinen Augen nicht sehen kann.

,,Andy? Alles ok?"

,,Ja, ja alles gut. Auf deine Frage: Ich war einmal sehr gut im schwimmen, habe aber aufgehört."

,,Cool"

Zu meinem Glück merkt sie, dass ich nicht darüber reden will und wechselt schnell das Thema.

Endlich trudeln auch die Anderen ein und wir fangen an. Der Lehrer stellt sich mir kurz vor (Er heißt Huber im Nachnamen, aber ich soll ihn Gustav nennen) und dann bittet er mich kurz vor zu schwimmen, dass er sehen kann, wie gut ich schwimme.

Langsam gehe ich auf den Beckenrand zu. Zuerst stecke ich einen Zehen in das Wasser. Danach lasse ich mich langsam ins Becken gleiten. Rundherum ist alles still. Einmal atme ich tief durch und dann kraule ich los. Das Wasser fühlt sich gut an auf meiner Haut und ich gleite schwerelos durch das Wasser. Genau dieses Gefühl habe ich vermisst. Diese Schwerelosigkeit und Freiheit.

Zwei Bahnen später steige ich wieder aus dem Becken. Keiner sagt ein Wort, bis ich plötzlich ein leises Klatschen vernehme. Ein paar Meter entfernt lehnt Gil an der Wand. Erstaunt stelle ich fest, dass er es ist, der klatscht. Verwirrt schaue ich ihn an doch er ignoriert meinen Blick und applaudiert weiter, bis Gustav ihn unterbricht.

,,Wow. Du warst richtig schnell im Wasser! Du musst unbedingt in unser Schwimmteam kommen."

,,Aber Herr Hub... Ich meine Gustav. Ich möchte nicht in dieses Team. Ich habe vor Jahren aufgehört und dabei soll es auch bleiben."

,,Keine Widerrede. Ich sehe dich morgen am Abend beim Training. Wenn du nicht erscheinst werde ich mir etwas überlegen."

Geschockt sehe ich ihn an. Das kann er doch nicht machen! Er kann mich doch nicht dazu zwingen. Gerade als ich zur Protestation ansetzen will. Fängt Gustav wieder an zu reden. Er fährt einfach mit dem Unterricht fort, als wäre nichts gewesen. Empört drehe ich mich zu Teddy um, doch die hört mir gar nicht zu. Sie ist viel zu aufgeregt, dass ich es in das Team geschafft habe. Schnell erklärt sie mir, dass das Schwimmteam an dieser Schule zu den beliebtesten Teams gehört. Fast alle beliebten Schüler sind dort. Ich kann nur meine Augen verdrehen über ihr Verhalten.

,,Andy und Teddy! Wie wäre es, wenn ihr eure Gespräche auf später verlegt und jetzt aufpasst?", stört uns Gustav.  Wohl oder Übel drehe ich mich zu ihm und höre ihm zu.

Be strong!Where stories live. Discover now