Kapitel 1 - Wie kann er nur?

142 6 9
                                    

Andy's P.o.v

Genau vor einem Jahr starb sie. Meine Zwillingsschwester!  Jeden Tag frage ich mich immer wieder und wieder:
Warum musste sie so früh von uns gehen?
Warum genau sie?
Nach wie vor suchen mich die furchtbaren Erinnerungen von dem Tag heim.

Es klingelt an der Haustür. Na endlich ist sie da. Das gibt's doch nicht, dass man so lang braucht, nur um kurz was in der Stadt zu besorgen.
Schnell renne ich zur Haustür und reiße sie auf. ,, Na endlich. Das gibt's doch....". Erst jetzt fällt mir auf, dass ja gar nicht meine Schwester Sandy vor der Tür steht, vor mir stehen zwei Männer mittleren Alters. Sie tragen eine Uniform- sie sind Polizisten.
Aber was sollten die den von uns wollen? Ich hab doch nichts verbrochen. Auch Sandy nicht. Soweit ich weiß.
Die Polizisten stehen mit einem mitleidigem Blick vor mir.

Plötzlich packt mich die Panik. Oh nein! Bitte sind die nicht hier, weil meiner Schwester was zugestoßen ist!

Die Polizisten stehen immer noch unbewegt vor mir. Mit diesem traurigem Blick.

Gefühlte drei tausend Stunden später öffnet der eine Mann endlich seinen Mund:,,  Sind Ihre Eltern da?"
Langsam nicke ich.
,, Können wir mit Ihnen und Ihren Eltern reden?"
Ich nicke wieder und trete beiseite um die Polizisten herein zu lassen.
Schnell hole ich meine Eltern aus der Küche und wir versammeln uns im Wohnzimmer.
Erwartungsvoll schauen wir die beiden fremden Männer an.

,,Wir müssen Ihnen leider mitteilen, dass Sandy Parker einen schweren Unfall hatte. Sie verstarb noch am Unfallsort."

Daraufhin wurde alles schwarz.

Ich war nur für wenige Minuten Ohnmächtig, doch ich kann mich nicht mehr erinnern, was die nächsten Tage passierte.

Dieser Tag veränderte mein ganzes Leben.

Meine wichtigste Bezugsperson, mein Lebensinhalt, meine Schwester starb.
Ich habe diesen Verlust bis jetzt noch nicht verkraftet. Noch immer suhle ich mich in Trauer und Schmerz.

Meine Eltern litten genauso wie ich. Doch ich bekam das alles nicht mit. Ich baute eine Mauer um mich herum auf und fraß alles in mich hinein.
Genauso tue ich es auch heute noch.

Ich verbringe jeden Tag gleich. Gezwungenermaßen muss ich in die Schule gehen. Dort sitze ich meine Stunden ab, ohne mit irgendwem zu reden.

Meine Freunde habe ich verloren.

Nach der Schule verkrieche ich mich in meinem Bett.

Meine Eltern wollen mit mir reden, mir helfen den Schmerz zu überwinden, doch ich lasse niemanden an mich heran.

Besonders heute. An ihrem Todestag. Ihrem 1. Todestag.

Als ich heute morgen aufwache, ist es still im Haus. Sonst hört man immer meine Eltern mit Geschirr klappern. Doch nichts. Totenstille. Langsam schlurfe ich hinunter in die Küche. Doch dort ist niemand. Auch im Wohnzimmer und im Elternschlafzimmer ist niemand. Auch im restlichen Haus finde ich niemanden.
Komisch. Heute ist Sonntag also sind sie auch nicht arbeiten.
Da fällt mir ein, dass ich einen Raum ausgelassen habe.

Sandys Zimmer.

Soll ich dort hinein gehen? Ich habe es seit ihrem Tod nicht mehr betreten.

Aber sonst weiß ich nicht ob meine Eltern Zuhause sind.

Ganz langsam nähere ich mich der Tür am Ende des Gangs. Tief durchatmen und los geht's. Ich linse durch den Türspalt. Und tatsächlich. Meine Eltern sitzen fest umschlungen vor Sandys Bett am Boden. Man hört leise Schluchzer.
Die beiden haben mich noch nicht bemerkt. Langsam gehe ich auf sie zu und lasse mich neben die beiden auf den Boden fallen. Mir laufen Tränen über die Wangen.
Meine Mutter hebt den Kopf. Ihre Augen sind rot vom Weinen. Auch Dads Augen sind verquollen.
Und plötzlich sehe ich, dass die beiden mich brauchen. Sie haben ihre Tochter verloren. Sie würden es nicht verkraften ihre zweite Tochter auch noch zu verlieren.

Langsam rutsche ich näher an meine Eltern heran. Sie schließen mich in eine liebevolle Umarmung.

So sitzen wir für eine lange Zeit. Keiner redet. Jeder schluchzt vor sich hin und hängt seinen Gedanken nach.

Irgendwann löst sich meine Mutter aus der Umarmung und steht auf. ,,Ich gehe und richte uns ein Frühstück ", verkündet sie. Und schon verschwindet sie aus dem Zimmer.

Jetzt sitzen nur noch mein Dad und ich auf dem Boden. Wir schweigen noch immer und sagen nichts.
Auf einmal dreht sich mein Vater zu mir und fragt:,, Wie geht es dir?"

Verdutzt schaue ich ihn an. Er hat es schon lange aufgegeben, mit mir zu reden. Er musste einsehen, dass ich nicht mit ihm reden wollte.

Soll ich ihm antworten?  Oder nicht?  Was soll ich antworten?

Lange entsteht eine Pause. Keiner sagt ein Wort. Ich überlege fieberhaft, was ich antworten soll. Schließlich beschließe ich ihm die Wahrheit zu sagen.
,,Mir geht es scheiße", antworte ich ihm mit tränenüberflossenen Wangen, ,, Vor einem Jahr starb die wichtigste Person in meinem Leben. Mein besseres Ich. Was erwartest du denn, wie es mir geht?
Außerdem habe ich  alle meine Freunde verloren.
Jeder bemitleidet mich nur. Fragt aber nicht näher nach, wie es mir geht. Ich muss Tag ein Tag aus diesen Schmerz in mir tragen." Ich werde immer leiser während meiner Ansprache. Als ich fertig bin entsteht wieder eine lange Pause.

Bis mein Vater anfängt zu sprechen:,, Es tut mir so leid für dich. Doch ich kann die Situation auch nicht ändern. Leider. Ich kann dir und deiner Mutter den Schmerz nicht wegnehemen. Wenn ich es könnte hätte ich es schon längst getan.
Du musst wissen auch deine Mutter und ich leiden. Wir leiden wegen Sandy, aber genauso wegen dir. Wir sehen, wie du untergehst. Deine Fröhlichkeit ist verschwunden. Deine Lebensfreude. Wir wollen nicht noch eine Tochter verlieren."

Ich bin geschockt. Meine Eltern leiden wegen mir!  Warum habe ich das noch nicht mitbekommen? Sie müssen einen doppelten Schmerz ertragen. Ich hätte früher mit ihnen reden sollen. ,, Es tut mir leid ". Es ist nur ein leises Flüstern, doch mein Vater hat mich verstanden. Langsam nickt er, zwingt sich zu einem Lächeln und nimmt mich dann in eine feste Umarmung.

So sitzen wir, bis meine Mutter von unten ruft, wir sollen kommen das Frühstück sei fertig. Langsam gehen mein Dad und ich Arm in Arm hinunter in die Küche. Dort setzen wir uns an den Tisch und jeder isst leise vor sich hin. Jeder hängt seinen Gedanken nach.

Plötzlich hebt mein Dad den Kopf.
,,Andy ich muss dir etwas sagen. Deine Mutter und ich haben vor ein paar Tagen etwas beschlossen. Wir sahen, dass du hier deine Trauer nicht überwinden kannst. Deswegen haben wir dich an einer neuen Schule angemeldet. Sie liegt ca. 500 km von hier entfernt. Du wirst aufs Internat gehen und schon morgen anfangen."

Geschockt sehe ich ihn an. Das meint er jetzt nicht ernst oder? Das kann er mir doch nicht antun. Verzweifelt sehe ich zu meiner Mutter. Doch diese weicht meinem Blick aus.
Ich werfe mein Besteck auf den Teller und springe auf.
,,Nein! Das könnt ihr mir nicht antun", schreie ich die beiden an.

,,Liebes es ist nur zu deinem Besten"

Zu meinem Besten? Wo denken sie hin? Sie können mich doch nicht einfach abschieben. Schnell laufe ich aus der Küche. Schon längst habe ich angefangen zu weinen. Ich knalle meine Zimmertür zu und schmeiße mich auf mein Bett dort bleibe ich liegen und schluchze ich vor mich hin. Bis ich schließlich von allem übermannt werde und in einen unruhigen Schlaf sinke.

Erstes Kapitel!  Erstes Buch! Ich freue mich ja so!  🙌

Ich hoffe ich habe nicht allzu viele Fehler reingeschmissen. Sonst einfach Bescheid sagen. 😊

Ich werde mich bemühen das nächste Kapitel so schnell, wie möglich zu schreiben.😁

Bis dahin mach es gut und bleibt gesund. 😉

Be strong!Where stories live. Discover now