Tell Me Goodbye

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Ich sah mein Spiegelbild an.
Unter meinen Augen schnitten sich tiefe dunkle Ringe ein, meine Pupillen starrten mich Ausdruckslos an.
Der weiße Wollkragenpullover, den ich trug, verdeckte die verblassen blau grünlichen Flecken an meinem Hals und auf meinem Schlüsselbein.

Claudette hinter mir drehte meine Haare zu einem Dutt nach oben und steckte ihn mit Haarspangen fest.

Gleich würden wir zum Gericht fahren und es würde über die Zukunft von BamBam, Mark und den anderen entschieden werden.

Meine Tante prüfte meinen erbärmlichen Anblick und zwängte sich ein Lächeln auf.
Für sie erschien das alles als meine Rettung, in meinen Augen war es eine Qual, mit ihr nach L.A. zu müssen, wieder einmal musste ich ein Leben aufgeben und Menschen zurücklassen, die mir wichtig geworden waren.

An der Schulter schob Claudette mich aus dem Bad des Hotelzimmers und steuerte mich aus dem Zimmer.
Wir hatten die letzten Tage kein Wort miteinander gewechselt, ich hatte auch kein Interesse mit ihr zu reden.

Sie hätte mir nur die letzten Monate als Vorwurf gehalten und mich als Straßenprinzessin und Straßenköter bezeichnet, anstatt mir mal richtig zuzuhören.

Mit eisiger Mine stieg ich hinten in ihren Wagen ein und hielt es nicht mal für nötig mich anzuschnallen.
Claudette musterte mich kalt, startete aber schließlich stumm den Wagen und fuhr los.

Wie auch die letzten beiden Tage verlief die Fährt zur Gerichtsverhandlung stumm und ohne ein Wort, bereits nach dem Krankenhaus hatte meine Tante es aufgegeben mit mir zu sprechen und versuchte es auch gar nicht erst an mich heran zukommen.

Der Wagen hielt vor dem Gebäude.
Eigenständig stieg ich aus und wollte ins Gebäude reinstürmen, doch meine Tante hielt mich am Kragen zurück und sah mich warnend an.
Sie zog mich an meiner Schulter hinterher durch den Eingang, die Treppen hoch, vor den Saal in dem alles heute sein Ende finden sollte.

Bereits von der Treppe aus sah ich das eklige, stechende orange, der Knastklamotten, welche alle trugen, bis auf Mark.
Er stand in einem Anzug daneben und hatte im Gegensatz zu den anderen sechs keine Handschellen.

BamBams blonde Haare stachen hervor, sein Kopf bewegte sich suchend umher und fand schließlich meinen Blick.
Ich sah zurück, nicht gewillt den Augenkontakt zu unterbrechen.

Er lächelte schwach, ließ seine Mine erfrieren und starrte auf den Boden.
Ihnen durfte kein Anwalt zugeteilt werden, da es fest stand, dass sie im Gefängnis landen würden, ohne Chance auf Kaution wieder heraus zu kommen.

Mark sah mich und eilte auf mich zu.
Claudette schob mich sofort hinter sich.
"Komm ihr ja nicht zu nahe!" fauchte sie leise und ließ Mark leise lachen.

"Ich hab ihrer Nichte keinen Finger gekrümmt, ich hab ihr sogar das Leben gerettet, wenn es sie interessieren sollte." erklärte er und sah zu mir.

"Zwei Minuten, keine Sekunde länger." grummelte Claudette und ging ein paar Schritte von uns weg.

Mark lachte leise und zog mich ein Stück zur Seite.
"Erstens, ich soll dir ausrichten, dass du scheiße aussiehst und dass dir der Pullover nicht steht." fing er an.

Ich lachte leise und sah an ihm vorbei zu BamBam, dessen Lippen ebenfalls wieder ein schwaches Lächeln zierte, als hätte er vernommen, dass Mark mir seine Nachricht ausrichtete.
Er sah nicht viel besser aus, auch seine Augen zierten dunkle Ringe und ein ausdrucksloser Blick lag in ihnen.

"Zweitens." setzte Mark fort. "Er hatt meine Taten mit auf sein Konto geschoben, was ihm jetzt wohl nur eine nich größere Strafe einbringt, ich wollte ihn hindern, aber konnte es nicht. Jetzt werde ich frei gesprochen und er zahlt ebenfalls für meinen Scheiss. Außerdem soll ich dich wissen lassen, dass du dich nach der Verhandlung in den letzten Raum hier auf den Gang schleichen sollst.
Ein Bekannter von mir, ein Polizist, der heute mit anwesend ist, hat eingerichtet, dass du meinen Bruder noch kurz allein sehen kannst, bevor er weggebracht wird." endete er und ließ mir kurz Zeit zum verkraften der Informationen.

Gangs Bride Where stories live. Discover now