Prolog

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Lauf.
Oder stirb.
Er rannte, so schnell dass die Steine in Abgrund neben ihm fielen, wenn er sie lostrat.
Sie fielen tief bis der dumpfe Aufprall zu hören war.
Es war so heiss in der Höhle dass der Schweiss in Strömen ab seiner hohen Stirn tropfte und seine Hände mühe hatten das Ei fest zu halten.
Es war flach, keine Unreinheiten waren darin zu entdecken.
Es war ein reines Schwarz.
Doch düster und voller Schatten, so wie der Ort der es besessen hatte. Sowie der Meister der es besessen hatte.
Er hörte den Atem in seinen Ohren dröhnen wie die Schritte hinter ihm, die ertönten.
Schwer und doch so schnell dass er seine müden Beine zwang einen Zahn zuzulegen.
Der lange dunkle Ledermantel wehte hinter ihm, zog ihn zurück wie ein Hindernis.
Alles an diesem Ort schien ihn aufhalten zu wollen.
Die Schatten an den Wänden wanden sich als wären sie lebendig. Vielleicht waren sie das auch.
Das Feuer welches ab und zu aus der Schlucht hoch schoss schien jedes Mal nach ihm zu greifen.
Wollte ihn hinunter ziehen und verschlingen.
Doch er wich aus, jedes Mal.
Sein Herz hämmerte in seiner Brust und pumpte unter dem Talisman der Marcaiche, der Reiter, alle Kraft die er noch aus seiner spärlichen Magie ziehen konnte.
Seine Füsse flogen über den Vorsprung, er rannte den schmalen Grat entlang auf den Ausgang zu, wo sein Drache wartete. Ein alter Drache der ihm immer zur Seite gestanden war. Vielleicht würde es sein letzter Flug sein.
Doch der Grat zwischen Leben und tot war genauso schmal wie der Weg.
Und er hatte Angst, das erste Mal hatte er Angst davor was passierte wenn er versagte.
Er durfte nicht zulassen dass der Drache in diesem Ei jemals schlüpfte.
Er musste ihn zerstören, so schnell es ging.
Und ein Drachenei konnte man nur mithilfe starker Magie zerstören, das hiess er musste es zurück zu seiner Gilde schaffen.
Weg aus dem Dunkeln Reich das an seinen Kräften zehrte.
Der Ausgang wurde grösser, der klare Himmel mit den Sternen kam näher. Sie reihten sich aneinander und verliehen der Magie einen neuen Sinn, wie jedes Mal wenn er sie ansah.
Sie waren Erinnerungen an seine Frau, die er in diesem Auftrag verloren hatte.
Deshalb musste er ihn zu Ende führen.
Er verliess die Höhle, er betrat das Gras welches aufgehört hatte sich zu Bewegen.
Als würde eine elektrische Ruhe selbst die kahlen Bäume und die ausgetrockneten Flüsse des kargen
Landes zum erstarren bringen.
Alles hier war tot, und trotzdem lag eine Macht in der Luft, wie er sie nur dann spürte wenn ein Kampf im Gange war.
Er hielt an und atmete tief ein, seine Lungen brannten als würde er flüssiges Feuer einatmen.
Dann hob er den Blick in den Himmel.
Das Kreischen war laut. So mächtig.
Mächtig wegen den beiden uralten mystischen Wesen die am Himmel ineinander krachten und sich mit Krallen gegenseitig den Panzer zerkratzten.
Er erkannte seinen Drachen wieder, wie er tapfer mit dem viel jüngeren, grauen und dunkeln Drachen kämpfte.
Er wusste wen das Tier gehörte, er wusste auch wer immer darauf ritt.
Er war es.
Sein Herz schmerzte als er den Schrei seines Drachens hörte.
Den Schrei seines Freundes.
Etwas in ihm schien zu zerbrechen, ein wichtiger Teil der zu ihm gehörte Verschwand, als das Biest einen Triumphgebrüll los liess und sein Freund auf die Erde stürzte.
Die wunderschönen Flügel flatterten im Wind und der lange Hals mit dem kleinen schön geformten Kopf schlenkerte Leblos. Das Licht der Sterne begleitete seinen alten Freund auf dem Weg in den Tod, als wollten sie ihn weich landen lassen.
Dann krachte die Erde und der Untergrund unter seinen Füssen bebte.
"Nein."
Flüsterte er.
Dann rannte er zu seinem Verbündeten, zu dem Tier ohne das er sich kein Leben vorstellen konnte, und liess das Ei neben sich fallen, bevor er auf die Knie ging.
Langsam, zärtlich wie er seine kleine Tochter immer hielt, hob er den Kopf seines Freundes auf seinen Schoss.
Er schlief.
Er hatte so viele tapfere Taten zum Wohl seiner Erde getan, so viel Mut bewiesen, es war wohl Zeit für ihn zu gehen.
"Schlaf gut mein alter Freund.
Bald werden wir zusammen ruhen können."
Seine Stimme war rau und die Sicht des Mannes mit den grau melierten Haaren und den schönen, reinen grünen Augen verschwamm.
Vorsichtig strich er über die Schuppen des Drachens, welche ordentlich einen Panzer bildeten, undurchdringlich für normale Waffen.
Sie waren glatt und rein, wie Diamanten glitzerten sie im Mondlicht.
Doch der Mond und sein silbernes Strahlen wurden verdeckt, als Schatten den Himmel zu übernehmen schienen.
Langsam drehte er sich um und sah ihn an.
Er war nicht gealtert seid ihrer letzten Begegnung.
Seine Haare waren schwarz, und seine Augen so grau wie die Haut seines Drachen, der hinter ihm landete und die vier Beine zusammen zog, bis er sich hinlegte.
Seine Flügel waren ledern, aber kein schönes Grau.
Kein helles wie der Nebel der morgens über dem Tal aus dem der Reiter kam seine Runden zog.
Sie waren dunkel und zackig, als würden sich Gewitterwolken gegenseitig bekämpfen.
Und den Regen in Asche verwandeln die sich auf den Flügeln verteilt hatten.
"Dein Weg ist hier zu Ende. Gib es mir. Du wirst ohnehin nicht entkommen."
Die Stimme des Mannes der vor ihm stand fühlte sich an wie raues Papier das zerrissen wurde.
Schmerzhaft für die Ohren als auch für jede Faser in seinem Körper.
Sie spürten es, jeder Teil in ihm spürte wie die Dunkelheit darin züngelte wie verborgenes Feuer, welches nur darauf wartete ihn zu verbrennen.
Langsam stand er auf, seine Angst vor dem Tod war gering geworden.
Es gab vieles was ihn danach erwarten würde. Schönes. Und kein Leben das dem Kampf verschrieben war.
Langsam wurde ihm klar dass es kein Entkommen gab.
Das hier seine Reise endete und er seine Tochter nie wieder sehen konnte.
Dass er ihre strahlenden Augen nicht mehr anblicken konnte. Sie hatte beide Eltern verloren, doch er wusste dass er und seine Frau immer bei ihr sein würden.
Dann nickte er langsam und riss sich mit einem Ruck den Talisman vom Hals.
Seine Aufgabe war beendet und er hatte versagt.
Er wollte nicht dass seine Tochter diese Last jetzt übernehmen sollte.
Er wollte ein friedliches Leben für sie haben.
Langsam hielt er sie vor sich, der Anhänger baumelte an der Ledernen Kette und das Licht der Sterne brach sich darin.
Er konnte den gierigen Blick seines Gegenübers sehen.
"Na los...gib ihn mir!"
Fauchte der dunkle Mann und streckte seine Hände aus.
Sein Mantel war lang und schwarz, erinnerte mehr an eine Robe, deren Enden in die Schatten verschmolzen, die wohl auch in seinem Herzen
Herrschten.
Dann schloss der Reiter des toten Drachen die Augen.
Es war soweit los zu lassen.
Er dachte zurück an seine Tochter, wie sie bei seiner Schwester in einer kleinen Hütte sass, mit ihren Holzpferden spielte.
Eine Träne rann aus seinem Augenwinkel.
Sie beinhaltete alle Erinnerungen, alle Liebe glitzerte darin die er jemals für seine kleine Familie empfunden hatte.
Sie fiel und vermischte sich mit der Erde. Dort wo sie auch hin gehörten. Der dunkle Mann sollte das nicht bekommen.
"Niemand wird dir weh tun mein kleiner Stern.
Keiner wird für mich jemals so viel zählen wie du.
Dein Leben wird nicht so sein wie meines, ich lasse es nicht zu und werde tun was nötig ist.
Ich werde dich immer lieben kleiner Stern."
Flüsterte er, in der Hoffnung dass der Wind die Worte bis zu den Ohren seiner verwaisten Tochter drang und ihr seine letzten Worte überbrachten.
Dann liess er jegliche Magie die noch in ihm lebte heraus strömen.
Er wusste dass er den Talisman verbrannte, dass er sein Erbe vor seiner Tochter versteckte.
Niemand konnte sagen was ihr Leben mit sich brachte. Doch es sollte keine dunkle Bestimmung sein.
Er spürte die Hitze auf seinen Händen, bevor sich die Kette auflöste.
"Nein!"
Brüllte der Mann und der Drache stimmte mit ein.
Der Himmel schien zu beben und die Wut des Mannes der nicht bekommen hatte was er wollte, rauschte beinahe so schnell durch seinen Körper wie die dunkle Welle, die ihm seine Lebensenergie raubte.
Es schmerzte, es schmerzte so hart dass er schreien wollte.
Er wollte das Feuer welches ihn von innen heraus verbrannte und doch so kalt war hinaus schreien.
Doch seine Glieder gaben nach und verloren an Gefühlen, bis er nur noch eine Leere Hülle um sich spürte, an die er sich noch klammerte.
Er hatte Angst loszulassen, selbst jetzt wo er starb.
Doch dann wich das wüten des dunkeln Reiters und seines Drachens aus seinem Gehör.
Er hörte nicht mehr das Streichen des Windes durch die Äste, nicht mehr das Sträuben der Blätter unter ihm.
Er hörte ein Lachen.
Ein helles Lachen, so schön und rein.
Es kam von seinem kleinen Stern.
Sie lachte und erleichterte ihm den Schmerz.
Zeigte ihm voller Liebe dass es okay war zu gehen.
Sie erfüllte ihn und der Schmerz verblasste.
Beinahe zärtlich strich sie über seine Seele.
Er sank neben seinen Drachen, lehnte sich an ihn und spürte das letzte Mal seinen Freund neben sich.
Dann liess er los.
Jetzt konnte er es.
Die beiden Freunde verliessen diese Welt, gemeinsam ritten sie in die Sterne.
Wo seine Frau auf ihn wartete und er für immer gemeinsam mit ihr Leben würde.
Das letzte was er sah war ihr Gesicht in den Sternen.
Und er wusste, irgendwann würde seine Tochter auch in den Himmel sehen.
In den gleichen wie er jetzt.
Und dann würde sie ihre Eltern in den Sternen sehen.

Sternchen, wenn euch diese traurige Prolog etwas berühren konnte, oder ihr neugierig darauf seit was das Buch noch alles zu bieten haben könnte, dann hoffe ich dass ihr mich auf die spezielle Reise dadurch begleitet.
Diejenigen die mein anderen Bücher kennen wissen vielleicht, dass ich alles daran setze Gefühle, Action und Gefahr doch so zusammen zu verbinden dass es die passende Mischung wird.
Also ich hoffe ihr seid dabei!
Love
Tala ~Angora77

Stolen Secrets: Erbin der Drachen *beendet*Where stories live. Discover now