5 Ankunft

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Der Raum war so gross dass ich problemlos einen hundert Meter Sprint an das Ende hinlegen konnte, plus die letzten Schritte bis zum Stop.
Der Hof war gross und sogar ein Fluss plätscherte am hinteren Ende, eine Rad dass ich von den Wassermühlen kannte drehte sich knarrend.
Die Wände waren voller Seile die irgendetwas zu halten schienen und es sah ziemlich stabil aus, dafür dass man einen Berg zur Hälfte ausgehöhlt haben musste.
Die Wände sahen alt aus, diese Festung hier musste seit Jahrtausenden bestehen.
Am Rande waren Boxen aus Holz zu sehen, bei denen Pferde neugierig und schnaubend den Kopf über den Rand reckten um uns mit Wiehern zu empfangen.
Auch Kutschen sah ich gelagert, aber auch Dinge wie Rammböcke und komische Apparate, die bestimmt zur Kriegsführung genutzt wurden.
Selene hatte mich ja gewarnt.
Die Kutsche hielt mit quietschenden Rädern und sofort eilten zwei Jugendliche, oder vielleicht auch schon Erwachsene über 20 herbei, und liessen die Pferde die sie gefüttert hatten stehen.
Sie trugen normale Hemden und Hosen, sowie normale Stiefel wie ich sie von den Männern aus meinem Dorf kannte.
Sie machten uns die Türen auf und begrüssten uns mit einem "Hallo Frischlinge."
Finn begrüsste sie mit einer halbherzigen Umarmung, und redete noch kurz mit ihnen über irgendwas was ich nicht verstand.
Ida reihte sich sofort brav hinter den drei alten Männern, vor denen der Kutscher ebenfalls respektvoll zurück wich.
Joa, ich bemerkte das nicht ganz.
Ich war viel zu sehr damit beschäftigt den Gigantischen Berg zu mustern.
Denn wenn ich den Kopf hoch, konnte ich mindestens Zehn Lifte aus Metall und Holz sehen, die an den Wänden ruhten.
Der Berg ging weit nach oben sehr weit.
Ich sah hinauf und war völlig baff, selbst mein Atmen löste ein leises Echo aus bis zur obersten Spitze des Berges.
"Der Wahnsinn.."
Murmelte ich und hörte Caspar hinter mir abfällig schnauben.
Dann stand plötzlich Finn hinter mir und lotste mich ganz unauffällig ebenfalls hinter die Meister.
"Finn, würdest du so gut sein zu erklären, mein Hals fühlt sich so trocken an."
Gendryl lächelte zu uns und ich mochte in seinen Augen tiefe Sympathie für mich ausmachen.
Das kam auch eher selten vor, vor allem
Weil ich nicht so freundlich gewesen war.
Was ich übrigens noch immer nicht bereute.
"Natürlich Meister."
Kurz neigte Finn den Kopf, dann liefen die Männer vor uns los und Ida und ich folgten ihnen.
Sie steuerten direkt einen Lift an, der mehr eine Platte mit nicht so stabil aussehendem Geländer darstellte, der in der Mitte ein Loch mit einem dicken Seil dazwischen besass und von allen Seiten von kleineren fest gemacht war.
"Hier ist der Eingang und die Sammelstelle, sowie das Waffenlager.
Die Pferde werden auch versorgt aber fern gehalten von den Drachen! Jeder kommt mit dem Stalldienst mal dran."
Klärte er uns auf, während ich nur kritisch den Lift betrachtete.
"Keine Sorge, die Lifte halten weit mehr aus als es aussieht, seit über 2000 Jahren leben hier schon Màcaiche und noch nie ist einer gefallen."
Nach 2000 Jahren musste dass aber nichts mehr heissen, nicht sehr beruhigend über ihr Alter bescheid zu wissen.
Ich trat zögernd auf die Pflattform und hielt mich am Seil in der Mitte fest; wie gesagt, höhe war nicht so meins.
Als die Anderen ebenfalls drauf standen, lehnte sich Finn locker an das Geländer.
"Das würde ich nicht anfassen, dieses Seil dient nur der geraden Hochfahrt, du solltest es loslassen wenn du nicht willst dass deine Hände schmelzen."
Ich schluckte und liess sofort los.
Jetzt hatte ich nichts mehr an was ich mich fest klammern konnte.
Verdammter Mist.
Dann setzte sich der Lift in Bewegung und wurde nicht zu langsam hoch gezogen.
Ich fuhr zusammen und klammerte mich an Idas Arm, die begeistert nach unten sah, was ich auf jeden Fall zu vermeiden suchte.
Wieder das abfällige Schnauben Caspars.
"Eine Reiterin mit Höhenangst...untauglich."
Der Pergament Schreiber nickte zustimmend.
Ich presste nur die Lippen zusammen, ich stand daneben und konnte sie hören.
Langsam fuhren wir am nächsten Stock vorbei; er befand sich schon rund 70 Meter über dem Boden.
Er führte nach allen Seiten weiter, so wie ein vielschichtiger Kuchen, wenn man durch die Mitte einen Pfeil steckte und von dort aus die runde Torte betrachtete.
"Hier sind die Trainingsräume und alles was mit Drachen zu tun hat.
Aber keine Sorge, sie leben in der Bergkette nebenan, sie haben viel Platz und sind trotzdem von der Festung hier abgeschnürt durch ein verzaubertes Tor."
Ich kratzte mich am Nacken.
Also war inmitten der Berge an denen wir vorbei geritten waren das Nest von Drachen?
Mein Ganzes Leben hatte ich damit verbracht die Berge in weiter Ferne zu ignorieren.
Und die ganze Zeit waren die Wesen die so viele Sagen ausgelöst haben, dort drin gewesen.
Ich konnte keinen Blick hinein erhaschen, aber als wir weiter und weiter hoch fuhren, wurde mir langsam aber sicher schlecht.
Natürlich liess ich mir nichts anmerken lassen.
"Hier sind die Bergspitzen, jedenfalls ihr Anfang. Hier gibts auch die ersten Fenster. Schöne Aussicht, aber es wird noch besser.
Hier sind nur die Unterrichtssääle links und die Essensäale und die Küchen links."
Ich konnte nicht wirklich viel erkennen, aber das war es auch nicht was mich beschäftigte.
Ich war viel zu sehr darauf fixiert nicht vom Lift runter zu kotzen.
"Und hier ist unser Ziel, die Schlafsääle und Aufenthaltsorte."
Der Lift hielt an und ich war heilfroh, als ich auf die Kante stieg und wieder festen Bergboden unter den Füssen spürte.
Zwar in so dreihundert Meter Höhe aber immerhin etwas.
"Daran musst du dich jetzt wohl oder übel gewöhnen."
Kicherte Ida, ihre Wangen strahlten vor Freude rötlich.
"Ab hier werden wir euch verlassen.
Finn wird euch einweisen."
Der Benannte neigte den Kopf und die Drei alten Meister liefen langsam in einen der Gänge, die allesamt mit roten Teppichen ausgelegt waren, die schon soweit zerstampft waren dass sie aussahen wie der Boden selbst.
Ich sah ihnen nach, irgendwie war die Beklemmung von meinen Schultern gehoben.
Das lag entweder an ihrem Abschied oder der Tatsache dass mein Leben nicht mehr an Seilen hing.
"Also dann die Damen, wenn Sie mir folgen."
Grinsend machte Finn sich auf den Vorsprung entlang zu laufen, von dem Man einmal um den gesamten Hohlraum laufen konnte und steuerte einen Gang gleich vor uns an.
"Schlafen Mädchen und Jungs getrennt?"
Erkundigte sich Ida übermütig, während sie mit den Händen der Wand entlang strich.
Einige Jugendliche waren unterwegs, es gab auch ältere Männer und Frauen, aber die Jungen Menschen bildeten die Mehrheit.
Ich sah sie und sie sahen mich.
Aber es gab kein Getuschel, es gab nicht einmal gross Aufmerksamkeit.
Finn wurde zugenickt und ich konnte sehen dass auch einige andere ältere Schüler ihre Schützlinge herum führten.
Ich begann es zu mögen.
"Nein, sie schlafen zwar nicht in den gleichen Sälen aber es gibt keine strikten Anordnungen."
Finn zuckte die Schultern, während er uns einen Gang entlang führte, der mit Fackeln erleuchtet war, wie das Meiste hier.
Und die Anderen verschwanden, während wir den schmalen Gang entlang liefen, bevor er vor einer dicken Holztür anhielt und darauf deutete.
"Euer Gepäck ist gleich da. Da ihr die Letzten Beiden seid, habt ihr einen Saal für euch alleine, aber ansonsten teilen sich fünf Schülerinnen oder Schüler einen."
Ich runzelte die Stirn.
"Bist du sowas wie unser Mentor?"
Meldete ich mich jetzt auch mal zu Wort.
Denn ich hatte wirklich nichts dagegen mehr mit ihm zu unternehmen.
Er war ein potenzieller guter Freund und so eine Gelegenheit bekam ich nicht oft.
Natürlich liess ich meine Hoffnung nicht raus klingen, das könnte viel zu schnell falsch enden.
Aufmerksam aber mit einem verschmitzten Gesichtsausdruck nickte er mir zu.
"So in etwa. In dem ersten Jahr, bis ihr euch so richtig eingelebt habt, bin ich eure Vertrauensperson.
Und in Zehn Jahren wenn die Nächsten Neulinge kommen, dann werdet ihr das sein. Und so weiter."
Er zuckte die Schultern und ich atmete langsam aus.
Gut.
"Okay."
Nicht zu viel Begeisterung rein legen.
Ach herrje zu viele Gedanken, wenn man Leute mal nicht verschrecken wollte.
Und ich hatte wirklich ein einzigartiges Talent dafür.
"Sehr cool, und was machen wir wenn wir im Zimmer fertig sind?"
Er lehnte sich an die Wand davor, er hatte anscheinend nicht vor uns hinein zu folgen.
"Dann gibt es Essen.
Und Morgen beginnt der Unterricht."
Ich wurde hellhörig.
"Dürfen wir dann auch die Drachen sehen?"
Schoss es aus mir heraus und er schüttelte den Kopf, sodass die Strähnen die er sich vorher weg gestrichen hatte, ihm wieder in die Stirn fielen.
"Das werdet ihr noch früh genug.
Aber ihr werdet zuerst zwei Wochen nur im
Bereich der Magie trainiert.
Erst dann werdet ihr euren eigenen Drachen bekommen."
Ich schnaubte.
Das Beste enthielt man uns also vor.
Naja, Morgen schon meine Magie kennen zu lernen war doch auch etwas.
"Werden wir etwa ungeduldig?"
Neckte mich Finn mit unschuldigen Augen, sodass Ida kicherte.
Ich verkniff mir ein Lächeln, seines war echt ansteckend.
Noch mehr bester Freund Potenzial.
"Dezent."
Stimmte ich nur zu.
"Na dann, richtet euch mal ein Mädels, wir sehen uns dann im Essenssaal."
Er winkte und machte sich bereit abzuzotteln.
"Warte!"
Rief ich ihm hinterher.
"Wo finden wir dich?"
Er grinste schief.
"Ihr sitzt nicht bei mir Quinn.
Ihr Sitzt bei den anderen Neuen."
Oh hell no.
Also viele Leute.
Ich hasste Menschenmassen.
"Wie cool, dann können wir uns gleich mit ihnen Anfreunden! Wieviele sind es denn etwa? Hundert?"
Mir wurde bei der Zahl beinahe schlecht.
Vielleicht hätte ich doch aus der Kutsche fallen sollen.
Doch Finn wurde wieder ernst, beinahe als wäre es tragisch.
"Nein. In den letzten Jahren sind die Menschen mit Magie im Blut enorm zurück gegangen. Es sind dieses mal nur noch Zehn."
Dann wandte er sich ab und ging.
Ich schluckte.
Wenn ich sah dass so viele Leute in dem Turm umher spazierten, musste die Zahl dieses Jahr um einiges geringer sein als die zu der Finn gehörte.
Deshalb kannte er auch so viele.
Und es war beinahe logisch, wenn so viele im Krieg starben und alle Verbliebenen hier lebten, mussten sie ja gewissermassen Kinder hier zeugen.
Und nicht alle fanden in den Reitern ihren Perfekten Mann oder Frau.
Also dementsprechend waren wir wirklich nur noch rar.
Fragte sich aber noch wieso ich das Blut dann hatte. Denn ich hatte vorher rein gar nichts damit zu tun gehabt und meine Eltern auch nicht.
Ida wirkte enttäuscht.
"Schade...aber immerhin acht neue Freunde."
Ich lächelte Gequält.
Ja, acht neue nervige Gesichter.
Hurra.
"Also dann, lass uns mal rein gehen in unser Neues Zuhause."
Sie machte die Tür auf und etwas in mir zog sich zusammen.
Neues Zuhause.
Es gab für mich nur ein Zuhause und das war bei Tante Selene.
Ich linste kritisch in den Raum hinein, während Ida aufkreischte.
"Der ist ja so gross wie unsere ganze Hütte!"
Jauchzte sie und ich hätte mir fast die Ohren zugehalten.
Aber ich musste ihr Recht geben.
Der Saal war toll und gross.
Fünf Betten standen an den Wänden und neben Jedem stand ein Schrank, ein Schreibtisch und eine Kommode.
Sie waren im Kreis an den Runden wänden aufgestellt und der Boden hier war aus Holz, die Wände aber nach wie vor aus Stein.
Fragte sich wie man hier heizte. Ungelöstes Rätsel Nummer eins.
Die Wände waren mit Bildern und Anhängern voll bepackt und Teppiche standen vor den Betten.
Sie sahen alle gleich aus, und trotzdem atemberaubend.
Ich lief langsam los, in die Richtung der Vorhänge am anderen Ende des Saals, der nur uns beiden gehörte. Und so riesig war. Hier konnte man ja richtig die Sau rauslassen.
Das hinterste Bett, also das dritte in der Rechten Reihe, würde meins sein.
Bewundernd strich ich über das dunkelbraune Ebenholz, es war mit Schnitzereien verziert, sodass es aussah als würde ein schmaler kleiner Drache die vier Stützpfeiler unseres Bettes sein.
Sein Kopf war jeweils auf allen Seiten des Bettes zu sehen und wirklich kunstvoll rein geschnitzt.
Die Vorhänge der Himmelbetten waren dunkelrot, mit einem schwarzen Stich.
Sie sahen schwer aus, doch auch sanft, wie sie die mehreren Kissen
Umgaben wie eine schützende Höhle.
Im dem Bett würde ich mich zu hundert Pro wohl fühlen.
Ich strich über den Stoff, ganz weich und neu.
Der Schrank war aus demselben Material, nur ohne Schnitzereien und der Tisch ebenso.
Eine Lampe stand auf dem Nachttisch, sowie einige neue Dochte falls sie herunter brannte.
Es war ab alles gedacht worden.
"Ich nehme das hier!"
Kam es von Ida und sie liess sich schwungvoll auf das Bett neben mir sinken.
Ich unterdrückte ein Stöhnen.
Sie hatte Auswahl im ganzen Saal gehabt und musste ausgerechnet mir auf die Pelle rücken.
Doch sie lächelte mich nur breit an, als ich den Kopf zu ihr wandte.
Also stöhnte ich und ging weiter auf die Vorhänge an der Wand zu, die so schwarz waren dass sie dem ganzen Zimmer etwas mystisches gab.
Ich sah hinauf, gut doppelt so hoch wie ich.
Dann zog ich Vorhänge auseinander.

Stolen Secrets: Erbin der Drachen *beendet*Where stories live. Discover now