22-Der wahre Krimur

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Ohne weitere Widerrede flogen Ace und ich unserer Eskorte nach, in Richtung des Berges. Zuvor verabschiedeten wir uns von den mehr oder weniger freundlichen Dorfbewohnern. Sie wirkten nicht sonderlich traurig über unsere Abreise.
Obwohl mich die Meisten von ihnen noch von früher kannten. Sie hatten mich aufwachsen sehen. Aber so schnell geriet man nunmal in Vergessenheit. Vor allem wenn man von einem Tag auf den anderen einfach wegging. Mein Leben war weiter gegangen, ihres auch.
Kein Wunder fühlten sie sich nicht mehr mit mir verbunden.
„Bist du dir sicher, dass das eine gute Idee ist?"
Fragte Ace ironisch, als wir wieder die Spitze des Berges anflogen, umringt von den drei Marcaiche.
„Nein." meinte ich und hatte den Blick fest nach vorne gerichtet.
Dorcha war bereit, seine Klauen in das Fleisch der Drachen neben ihm zu hauen. Es gefiel ihm gar nicht, eskortiert zu werden, als wäre er ein Gefangener. Ich beruhigte ihn und wies ihn an, zu warten. Ich würde ihn rufen, wenn ich seine Hilfe bräuchte.
„Wir gehen da rein."
Meinte Finn, als wir von unseren Drachen abstiegen, die sich sogleich mit einem Brüllen in die Luft schwangen und bald über den hellen Wolken verschwunden waren. Gut so, sie hielten sich bereit. Ich war mir ganz sicher, dass Dorcha mich niemals im Stich lassen würde. Genauso wenig wie ich ihn.
„Vergesst es. Wieso sollte ich da rein steigen, nur damit das Halbgesicht Quinn die Leviten lesen kann. Das kaufe ich euch nicht ab."
Schnaubte Ace und verschränkte die Arme.
Finn klopfte dreimal an die Luke und daraufhin wurde sie geöffnet. „Hören wir uns an, was er zu sagen hat, Ace. Sie wissen dass sie uns nicht aufhalten können."
Meinte ich und blickte Finn fest in die Augen. Dieser blickte mich ebenfalls an, während er rückwärts die Luke hinunter kletterte.
Er sagte nichts aber so viel vertraute ich ihm, um zu wissen, dass er mich nicht in den Tod schicken würde. Oder in die Gefangenschaft.
„Wieso höre ich eigentlich noch auf dich."
Seufzte Ace und blickte gegen Himmel.
Ihn schien das alles nicht gross zu kümmern.
Ich wusste dass er hier wieder raus kommen würde. Weil er einfach keinen Skrupel hatte. Keine Ahnung wieso, ihm schien die angeborene Empathie für andere zu fehlen.
„Kommt jetzt. Er will nur reden."
Meinte Finn sichtlich ungeduldig von unten und ich liess mich ins Loch hinab gleiten. Ace sprang mir nach und landete auf den Füssen.
„Er kann hier bleiben."
Finn deutete auf Ace.
„Das kommt nicht infrage. Wo sie hingeht gehe auch ich hin."
Meinte Ace bestimmt und stellte sich direkt hinter mich.
„Ist er jetzt sowas wie dein Bodyguard?"
Meinte Finn genervt und blickte mit einem merkwürdigen Blick zu mir auf.
Bevor ich antworten konnte, lehnte sich Ace von hinten an mich an.
Zugegeben, es fühlte sich gut an. Keine Ahnung wieso.
„Und wenn? Wäre das ein Problem für dich Jim?"
„Finn! Ich heisse Finn."
Knurrte dieser und richtete sein Flanellhemd, das er trug. Ohja, Ace war gut darin, Leute auf die Spitze zu treiben. Das durften gern auch mal andere als immer ich erfahren.
„Wie du meinst."
Ace zuckte die Schultern und lächelte fies.
„Ich weiche trotzdem nicht von ihrer Seite."
Wieso, war mir selbst schleierhaft. Ace war so gefühlskalt dass ihm wahrscheinlich egal wäre, was mit mir passieren würde. Deshalb irritierte mich seine Reaktion auch so.
„Also, gehen wir jetzt? Caspar wartet." meckerte einer der beiden anderen Reiter, die wohl aus den oberen Jahrgängen stammen mussten.
„Ist ja gut jetzt, gehen wir einfach und bringen es hinter uns."
Beschloss ich mit fester Stimme und marschierte los.
Ich kannte den Weg zur grossen Halle ja noch.
Hoch erhobenen Hauptes ging ich an den Schülern vorbei, die sich in den Abzweigungen der Gängen sammelten, um mich beobachten zu können.
Es fühlte sich irgendwie gut an, mit so viel Respekt angesehen zu werden. Vielleicht war es aber auch bloss Angst. Das konnte ich nicht recht einordnen.
Trotzdem, ich lief die Gänge entlang in denen früher über mich gelacht worden war. Die Niete die keine Magie wirken konnte. Niemand wagte es jetzt noch, eine negative Bemerkung über mich fallen zu lassen.
Das war Macht, die Macht, von der mir Ace erzählt hatte. Die Macht die ich fürchtete, weil ich ihr nicht verfallen wollte. Ich wollte meine Macht nicht auskosten, sondern etwas gutes damit erreichen. Doch sie nicht für persönliche Zwecke zu missbrauchen gestaltete sich immer schwieriger.
Die Türen wurden eilig aufgestossen und ich schritt hindurch, ohne zu warten. Neben mir Ace und Finn. Gleich nach mir füllte sich der Saal mit Schaulustigen. Kira stand neben Ida, die gleich neben Gendryl und Caspar stand. Zu Caspars anderer Seite stand natürlich Marie. Diese Zicke, ihre giftige Blicke bemerkte ich sofort.
Als erstes sah ich sofort zu Caspar.
Sein halbes Gesicht war bandagiert, weiss verpackt um zu verbergen, was darunter war.
Ich schluckte, das hatte er mir zu verdanken. Ich hatte das erste Mal jemanden verletzt, ohne dass ich wirklich in Lebensgefahr gewesen war.
„Quinn. Gut bist du gekommen."
Ich öffnete den Mund, um mich zu entschuldigen, doch Caspar hob einen Finger. Ich schwieg.
„Ich will, dass du siehst was deine Magie angerichtet hat. Was du getan hast."
Er begann, das weisse Material von seiner Haut zu klauben und zog sich die Maske ab wie ein zweites Gesicht.
Was darunter zum Vorschein kam, löste in mir Übelkeit auf.
Dort wi einst Haut gewesen war, prangten tiefe Fleischkrater, verbrannte und zusammengezogene Hautfetzen. Seine Augenbrauen waren weggebrannt und seine Pupille war seltsam bläulich. Alles war rot, geschwollen und sah sehr entzündet aus.
Es war unglaublich grässlich.
„Ich bin erblindet, deinetwegen. Mein Gesicht ist entstellt, deinetwegen. Und ich leide enorme Schmerzen, deinetwegen."
Ich atmete stockend ein und krallte meine Hände in meinen Ledergürtel, wo ich meine Dolche aufbewahrte.
„Wieso zeigt ihr mir das?"
Fragte ich mit belegter Stimme.
„Weil ich dir zeigen will, was deine Magie anrichten wird, wenn du nicht aufhörst."
Ich blinzelte verwirrt.
„Was? Womit aufhören?"
Caspar sah mich aus dem verbliebenen Auge ernst an, während Ida sich daran machte, seine verbrannte Gesichtshälfte wieder zu zu pflastern.
„Diese Art Magie zu benutzen."
Ace schnaubte.
„Wieso kannst du dich nicht einfach heilen, Magie-Meister, dann können wir gehen und die Sache ist erledigt."
Caspar lachte missmutig. Er versuchte mit hier irgendwas klar zu machen; ich wusste nur nicht, was.
„Denkst du, ich hätte das nicht getan, wenn ich gekonnt hätte? Quinn, der Schafen, der durch deine Magie angerichtet worden ist, kann normale Magie nicht beheben."
Ich machte einen Schritt zurück.
„Meine Magie? Was ist an meiner Magie anders als an der aller anderen?"
Fragte ich. Caspar lehnte sich auf seinen Stock und wurde sogleich von Marie gestützt.
Kira spielte mit dem Saum von Gendryls langem Mantel und Ida sah mich bloss vorwurfsvoll an.
Genauso wie Finn, der sich an die Wand gelehnt hatte.
„Hast du dich noch nicht gefragt, wieso du so stark geworden bist? Wieso du Magie wirken kannst, ohne einen Zauberspruch dafür zu sprechen?"
Langsam wurde mit klar worauf er hinaus wollte und das konnte nicht sein. Ich wollte nicht, dass es so war.
„Nein. Du irrst dich."
Presste ich heraus und Caspar schüttelte den Kopf, während er langsam näher auf mich zukam.
„Du benutzt dunkle Magie, Quinn."
Ace runzelte die Stirn.
„Hör auf mit dem Unsinn."
Knurrte er und ich starrte Caspar bloss geschockt an. Dieser hatte die zausen Haare ins Gesicht fallen lassen und nickte ernst.
„Doch, es ist die Wahrheit, auch wenn es eine Weile dauerte, bis ich sie erkannt habe." Sein Blick wanderte über die Schüler hinter mir, dann richtete er ihn wieder fest auf mich.
„Du hast diese dunkle Magie freigesetzt, als du dir Rache für deine Tante und deine Eltern geschworen hast. Ab diesem Moment hast du beschlossen, deine Magie nicht für gute Zwecke einzusetzen. Du hast einer dunkeln Seite in dir gewährt, die Oberhand zu übernehmen. Und damit musst du aufhören."
Ich schluckte und hätte mich am liebsten gekrümmt. Das konnte doch nicht sein! Ich hatte immer nur helfen wollen. Klar, ich wollte Gerechtigkeit für das, was meiner Familie angetan worden war, aber ich half den Menschen! Ich konnte doch nicht einfach durch und durch schlecht sein?
„Aber wie? Ich weiss doch nicht einmal, dass ich dunkle Magie benutze."
Stammelte ich.
„Es ist verlockend, sie weiterhin zu nutzen, ich weiss. Diese Macht die deine Magie mitbringt, niemand würde gerne darauf verzichten. Aber du musst es tun."
Ace hatte die Arme trotzig verschränkt.
„Wieso muss sie das? Weil sie sonst für euch eine Bedrohung sein könnte? Weil ihr ihre Macht fürchtet?"
Er spuckte auf den Boden.
„Quinn hilft Menschen, da ist nichts dunkles dabei."
Caspar ignorierte ihn und sah mich eindringlich an.
„Es tut mir leid..."
Setzte ich an, ich wusste nicht, was ich sonst noch sagen konnte.
„Hör auf mit den Schuldgefühlen. Wenn du den Weg den du eingeschlagen hast weiter gehen willst, dann ist es besser, sowas nicht zu empfinden. Das bringt die dunkle Magie mit sich."
Ich presste den Kiefer zusammen.
„Was für eine Weg denn?"
Erkundigte Ace sich spöttisch.
„Einen mutigen Weg? Den Richtigen Weg? Der Weg..."
„Der Weg zur grössten Macht die wir Drachenreiter kennen."
Unterbrach ihn Gendryl mit ruhiger und verschmitzter stolzer Stimme.
„Den Weg zur wahren Erbin der Drachen."
Er nickte aberkennend und legte sich eine Hand auf die Brust. „Ich ehre die Erbin der Drachen."
„Gendryl ist ein alter Narr, du solltest nicht auf ihn hören", redete Caspar eindringlich aug mich ein. Hinter mir ertönte Geflüster. Gerne wäre ich dieser Situation einfach entflohen.
„Ich sage dir eins Quinn. Es ist sehr gefährlich für uns Drachenreiter, eine Erbin der Drachen zu haben, die den falschen Weg eingeschlagen hat.
Sowas habe ich bereits einmal erleben müssen, als Krimur der Versuchung dieser unglaublichen Macht nicht widerstehen konnte. Und was war das Resultat?"
Trauer breitete sich in Caspars Auge aus, ich konnte erkennn, dass er in schrecklichen Erinnerungen schwelgte.
„Ich war der einzige Überlebende dieses Massakers. Und ich will das nicht noch einmal miterleben."
Er nickte mit tiefem Bedauern in der Stimme und hinter mir war es ganz ruhig geworden. Es herrschte betretene Stimme.
Dann stockte ich.
„Moment."
Sagte ich und kniff die Augen angestrengt zusammen.
„Was hats du gerade gesagt?"
Fragte ich und Caspar blickte mich verwirrt an.
„Dass ich sowas nicht nochmals erleben will."
Ich schüttelte den Kopf.
„Nein, nicht das."
Dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen und mein ganzer Körper gefror.
Ich riss die Augen auf und alles setzte sich auf einmal zu einem logischen Puzzle zusammen.
„Quinn, was ist los?"
Fragte Ace beunruhigt und auch Finn stiess sich von der Wand weg.
„Du sagtest du seist der Einzige Überlebende gewesen. Neben Krimur selbst."
Caspar nickte.
„Ja, so war es."
Ich nickte langsam und die Angst breitete sich in jeder Pore meines Körpers aus.
„Das hat mir auch meine Tante Selene in ihrem Abschiedsbrief geschrieben. Dass es nur einen Überlebenden gab."
„Ja, und jetzt? Quinn was heisst das?"
Drängte Ace ungeduldig.
Meine Hände zitterten.
Dann richtete ich meinen Blick auf Gendryl.
„Du..."
Er lächelte sanft, tätschelte Kiras Kopf und blickte mich aus diesen sanftmütigen Augen an.
„Du sagtest mir in einer unseren privaten Unterrichtsstunden, dass du den Krieg überlebt hast. Doch das ist gar nicht möglich, denn der einzige Überlebende war Caspar."
Meine Stimme zitterte merklich und langsam schienen auch die anderen zu verstehen was ich meinte.
„Nein, das ist unmöglich," setzte Ida geschockt lachend an.
Im nächsten Moment hatte sie Gendryl zu sich heran gezogen und die Hand an ihre Kehle gehalten.
Erschrockene Schreie gingen durch die Menge.
Doch ich hatte nur Augen für meinen ehemaligen Mentor.
„Du bist Krimur. Und die ganze Zeit hast du hier gelebt und uns alle getäuscht."
Stiess ich hervor und Gendryl lächelte nur verhalten.
„Sehr gut gemacht, Quinn. Du warst wahrlich meine begabteste Schülerin, auch wenn du selbst nichts von deiner Kraft gewusst hast."
Meinte er mit dieser weichen, ehrlichen und unschuldigen Stimme.
„Was..."
Caspar fuhr ebenfalls herum und begann, die Schüler hinter sich beschützend zurück zu drängen.
Finn hatte wütend die Hände zu Fäusten geballt und Ida stand stocksteif und schnell atmend vor Gendryl.
Kira hatte sich der Hand des Greises mit einer flinken Bewegung entzogen.
„Lass sie los."
Flüsterte ich und hob eine Hand.
„Nein, zuerst beantworte ich dir deine Fragen. Du hast sicher Fragen, Quinn. Nicht wahr?"
Ich hasste es dass er mich durchschaute. Mit nur einem Blick.
Mein Blick wanderte von Idas tränenüberströmten Gesicht zurück zu dem des alten Mannes.
„Wieso hast du das alles getan? Wieso hast du Partei für mich ergriffen, als mich Caspar aus der Schule kicken wollte. Wieso diese Privatstunden?"
Gendryl atmete zufrieden ein und betrachtete mich dann, als wäre ich ein Meisterwerk.
Ace neben mir war schweigsam geworden.
Er bewegte sich nicht.
„Weil ich dein Mentor sein wollte Quinn. Weil ich auch ein Erbe bin. Und wir die letzten Sind. Ich hatte keine Kinder und fürchtete mich vor dem Tod, ohne einen geeigneten Nachkommen."
Erklärte sich der Mörder meiner Eltern ruhig, als wäre dieses Gespräch nichts weiter als eine Unterrichtslektion.
„Ich wollte dich bereit machen, deine Rolle nach mir anzutreten. Ich musste dich nur etwas in die Richtige Richtung schubsen."
Er neigte den Kopf etwas.
Meine Lippen zitterten und die Angst, die mir klamm in der Brust gesessen hatte, verwandelte sich in lodernde Wut.
„Deswegen hast du deine Lakaien auch ausgerechnet zum Dorf meiner Tante geschickt. Um sie zu töten und meinen Schmerz zu nutzen; sodass..."
Er sprach den Satz zu ende, den ich nicht mehr aussprechen konnte.
„Dass du den richtigen Weg wählst. Und ich bin erfreut zu sehen, dass du das getan hast."
Ich schüttelte den Kopf.
„Nein, das habe ich nicht. Ich höre auf damit..."
Er lachte, als wäre ich ein dümmliches kleines Kind.
„Das kannst du nicht, Quinn. Niemand widersteht der Macht. Im Moment kontrollierst du sie, doch bald wird es andersherum sein. Je mehr du sie benutzt, desto mehr verdrängt sie deine eigene Magie. So einfach ist es. Frag Caspar."
Er wies vergnügt mit der freien Hand auf den Meister, der seinen langjährigen Freund nur entgeistert ansah.
„Nun, ich denke ich gehe jetzt."
Meinte Gendryl und richtete sich gerade auf. Es schien, als wär er nie dieser alte und gebrechliche Mann gewesen, für den ihn immer alle gehalten hatten. Das alles war nur Show gewesen. Und er hatte uns alle getäuscht.
„Ich habe mein Reich vermisst und ich bin mir sicher, dort gibt es eine Menge zu tun."
Er grinste und es verwandelte sich immer mehr in das wahrhaftige Lachen eines Dämons.
Er schritt langsam in Richtung der Fenster, Ida vor sich haltend wie ein Schutzschild.
„Nicht angreifen", wies Caspar Finn an, der gerade vor stürzen wollte.
Dann blickte ich zu Ace, dessen Miene finster geworden war. In seinen eisigen Augen loderte das wütendste Feuer dem ich je begegnet war. Ich realisierte es in dem Moment, als es bereits zu spät war.
Ace schnellte vor.
„Nein! Ace nicht!"
Schrie ich und wollte nach seinem Arm greifen.
Doch er war zu schnell.
Er feuerte einen Schwall an Energie ab, welcher Ida und Gendryl an die Wand knallte und so laut war, dass meine Ohren zu explodieren drohten.
Dann ging alles ganz schnell.
Gendryl liess Ida los. Ida blieb reglos am Boden liegen.
Gendryl rannte los auf das Fenster zu.
Er streckte die Hand aus und es zersprang in tausend Stücke.
Ich hätte in diesem Moment reagieren sollen. Ich hätte ihn angreifen sollen, seine Flucht verhindern sollen. Doch ich konnte nicht. Ich konnte nur Ida anstarren, die verrenkt auf dem Boden lag. Aus ihren Augen, ihren Ohren und ihrer Nase rann Blut. Ace Attacke hatte ihren Körper komplett zerschmettert. Und Gendryl, nein Krimur, hatte dank ihr unbeschädigt davon kommen können. Ohne mit der Wimper zu zucken sprang Krimur aus dem Fenster.
Im nächsten Moment ertönte ein lauter, gellender Schrei eines Drachens, den ich noch nie gehört hatte. Dann flog Krimur hoch, weit in den Himmel hinein, beinahe senkrecht, bis er verschwunden war.
Dann erst, konnte ich mich aus meiner Starre lösen und stürmte zu Ida.
Finn sass bereits bei ihr und versuchte, sie zu heilen.
„Das ist aussichtslos, er hat es doch gesagt. Deine Magie kann keine Dunkle Magie heilen."
Meinte Ace bloss, als er sich vom Fenster abdrehte, zu dem er gleich nach Krimurs Flucht geeilt war.
„Scheisse, Quinn tu doch was."
Flehte Finn und Tränen glitzerten in seinen Augen.
Ich versuchte mit Caspars Hilfe Ida wieder Lebeb einzuhauchen, während die Schüler um uns weinend aneinander gekuschelt dastanden und auf die Tote vor ihnen blickten.
„Scheisse, Ace wieso hast dz das getan?"
Schrie ich meinen Begleiter unter Tränen an, der sich wieder dem Fenster zugewandt hatte.
„Krimur muss sterben. Ein einzelnes Opfer ist den Versuch wert gewesen. Aber jetzt, da er noch lebt, wird er weiter morden. Es war nur ein Versuch gewesen."
„Ja! Ein Versuch der sie ihr verdammtes Leben gekostet hat! Du hast sie getötet du Schweinehund!"
Schrie Finn und mit blutigen Händen ging er auf Ace los.
Ich streifte Caspars Blick, der wie ich über den Körper meiner Freundin gebeugt war.
„Wir können sie nicht mehr retten; nicht wahr?"
Flüsterte ich und er schüttelte niedergeschlagen den Kopf.
„Ich hätte dir glauben sollen. Er hat auch mich getäuscht, mach dir keine Votwürfe deswegen."
Sagte er dann leise und ich spürte, wie mir die Tränen die Wange hinunter liefen.
„Trotzdem darfst du nicht so werden wie er."
Ich ignorierte seinen letzten Satz.
Ich hatte gerafe meine beste Freundin sterben sehen und ich hatte mich nicht einmal bei ihr entschuldigen können. Kira an ihrer Seite weinen zu sehen zerbrach mir das Herz.
Dann stand ich auf und ging zwischen die beiden jungen Männer, die drauf und dran waren, sich gegenseitig zu zerfetzen.
„Es reicht. Das macht sie nicht wieder lebendig."
Sagte ich leise und matt. Ich hatte schon wieder einen Menschen verloren, der mir so viel bedeutet hatte. Und trotzdem, neben der immensen Trauer spürte ich bereits etwas, das an Gleichgültigkeit grenzte. Ich spürte es ganz fein im Hintergrund. Aber es war definitiv da. Und das machte mir Angst.
Die Männer hörten nicht auf mich.
Sie schlugen weiterhin nacheinander. Ich fasste einen Entschluss. Jetzt war Schluss mit den Versteckenspielen.
„Auseinander!"
Schrie ich und Riss die Männer mit einer solchen Wucht auseinander, dass sie an die Wand prallten.
Sofort wurde es mucksmäuschen still.
Langsam drehte ich mich zu den Drachenreitern im Saal um, die mich alle voller Furcht und Trauer anblickten. Ich wusste, dass sie Zeit brauchten um angemessen um Ida zu trauern. Die bräuchte ich auch. Doch wir hatten diese Zeit einfach nicht.
„Ich werde Krimur töten und dieser Schreckensherrschaft ein Ende setzen."
Verkündete ich mit fester Stimme, die keine Widerreden zuliessen.
Dann richtete ich den Blick fest auf die Reiter vor mir.
„Und ihr alle werdet mir dabei helfen."

Was denkt ihr? Hattet ihr es schon geahnt, dass Gendryl der versteckte Krimur war oder kam das Ganze für euch überraschend?
Seid gespannt wie es weiter geht!
Lg

Stolen Secrets: Erbin der Drachen *beendet*Where stories live. Discover now