Die Betrügerin

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Dia Riddles Sicht

,,Ich hätte nicht erwartet, dass du mich treffen wollen würdest", gebe ich tatsächlich schockiert zu und grinse frech.

Das Mädchen schenkt mir ein ebenso schelmisches Grinsen und richtet sich ihren Pferdeschwanz. Ihre blau-bronzene Krawatte erregt meine Aufmerksamkeit.

Die Adler sind für ihr raffiniertes Denken bekannt und in diesem Moment wird mir bewusst, wie naiv sie manchmal sein können. Das Mädchen sieht mir siegessicher in mein Gesicht und verschränkt die Arme vor der Brust.

,,Du hast dir anscheinend gedacht, dass ich dieser Aufgabe nicht gewachsen bin", zischt sie und schenkt mir einen abwertenden Blick.

Ich schaue auf sie herab und knurre: ,,Vergiss nicht, dass du mit der Tochter von dem Mann sprichst, der dich und deine Familie, ohne mit der Wimper zu zucken, umbringen würde." Augenblicklich verliert sie ihren gesamten Mut. ,,Padma Patil."

Ihre Augen verengen sich warnend. Meine Mundwinkel heben sich, aufgrund ihrer überflüssigen Selbstsicherheit.

„Ich soll dich zu deinem Vater bringen", erklärt Padma und versucht nicht genervt zu klingen.

Ich frage: „Woher kommt dein Stolz, wenn du in Wirklichkeit dein Haus, deine Freunde und selbst dich betrügst?"

Auf der Stelle senken sich Padmas Schultern und ihre Augen starren auf den Boden. Die Hände ballt sie zu Fäusten.

„Ich habe diese Aufgabe angenommen, weil ich meine Familie beschützen möchte!", zischt sie wütend und ich lache lauthals los, wodurch sie entsetzt ihren Kopf hebt.

Es ist lächerlich zu sehen, wie dieses Mädchen sich mit billigen Ausreden auf die gute Seite stellen möchte. In meinen Augen ist sie eine simple Betrügerin.

„Und du bist dir zu hundert Prozent sicher, dass sie deine Vorgehensweise verstehen werden?", frage ich amüsiert.

„Ich werde all den Hass auf mich nehmen!", knurrt sie den Tränen nahe.

Weshalb handelt dieses Mädchen, ohne an die Folgen zu denken? Möchte sie etwa zeigen, dass auch die Adler einen gewissen Stolz besitzen? Oder ist dieses Mädchen bloß naiv?

Ihre Schultern beginnen zu zittern. Unerwartet kehrt das Mädchen mir den Rücken zu und beginnt voranzugehen. Misstrauisch folge ich der hinterlistigen Hexe und greife nach ihrem Arm. Sie bleibt abrupt stehen und blickt über ihre Schulter. Die Furcht ist ihr in das Gesicht geschrieben, wodurch die Selbstsicherheit in meinem Inneren steigt.

,,Es ist der Befehl deines Vaters, dich zu ihm zu führen", erklärt das Mädchen und ich nicke einverstanden.

Ich lasse sie los und wir beide nehmen den Weg auf zum Raum der Wünsche.

Die Panik packt mich beim Gedanken daran, dass mein Vater mich nach all den Jahren treffen wird.
Wie wird er reagieren? Verblüfft oder werde ich seinen Erwartungen nicht entsprechen?
Welche Vorstellungen hat er von mir? Verliert er überhaupt einen Gedanken an mich?
Was ist, wenn ich ihn enttäusche und er mich als seine Tochter nicht akzeptiert?
Welche Auswirkungen wir dies haben?

„Wir sind da", verkündet Padma und ich vernehme ein lautes Schlucken ihrerseits.

Wir betreten den Raum der Wünsche und Padma bleibt stehen, wodurch ich mich zu ihr umdrehe.
Ihre Hände sind vor ihrem Bauch verschränkt und der Kopf auf den Boden gesenkt.

„Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit", zische ich ungeduldig und deute ihr, dass sie sich bewegen soll. 

Padma fragt flüsternd: ,,Wäre es nicht viel besser, wenn du alleine auf deinen Vater treffen würdest?" 

Hat sie etwa der gesamte Mut verlassen? Was habe ich erwartet? Jeder würde seine Tapferkeit verlieren, wenn es zu einem Treffen mit meinem Vater, dem großen mächtigen Lord, kommt! 

,,Nun, deine Aufgabe besteht darin, mich zu meinem Vater zu führen", erinnere ich sie an ihre Aufgabe. ,,Also nimm deine Füße in die Hand!" 

Ohne einen überflüssigen Kommentar abzugeben, schreitet sie den Weg voran und wir bleiben nach einer deutlich kurzen Zeit stehen. Ich werfe verwirrte Blicke in meine Umgebung und stelle fest, dass hier keine Menschenseele ist. 

Meine Augen wandern misstrauisch zu Padma und meine Hand hält meinen Zauberstab, angriffsbereit, hinter meinem Rücken. Das Mädchen hebt unschuldig die Hände in die Höhe und zeigt mit ihrem Kopf auf den Spiegel, welcher dicht neben uns steht.

Wie ist mir dieser Gegenstand nicht aufgefallen? Möglicherweise habe ich ihn auch nicht für wichtig gehalten. In welcher Hinsicht soll ein einfacher Spiegel helfen? Obwohl...möglicherweise könnte dieser Hilfreich sein. 

,,Lord!", höre ich eine nervige weibliche Stimme und blicke auf den Spiegel. 

Padma steht seitlich davon und scheint ängstlich zu sein. Ihr Kopf ist gesenkt und sie spielt nervös mit ihren Fingern. 

Im Spiegel erkenne ich die allzu bekannte Bellatrix und neben ihr Lucius Malfoy. Zwischen den beiden erscheint Voldemort.

Meine Augen sperren sich meilenweit auf. Ich betrachte jeden Millimeter seines Körpers und stelle fest, dass dies nicht seine wahre Gestalt ist. Er ist nicht menschlich. 

,,Kind!", ruft mein Vater erstaunt und ebenso seine Blicke durchbohren mich. ,,Du bist noch immer im Körper von deiner Cousine."

Ich habe gedacht, dass dieser Körper mir gehört! Wieso tut er nun so, als würde Hermine diesen besitzen? Wenn dies der Fall ist, was wird dann mit mir passieren? 

,,Vater, ich möchte diesen Körper verlassen!", rufe ich entrüstet und lasse die Schultern hängen. 

Bellatrix verschränkt die Arme vor der Brust und fragt: ,,Lord, ist Endres Riddle nicht der einzige, der dazu imstande ist?" 

Mein Vater hebt wütend seine Hand und zischt: ,,Ruhe!"

Das weibliche Wesen neben ihm verstummt und starrt ihren Meister mit großen Augen an. 

Schon von zehn Meter weiter Entfernung ist deutlich zu erkennen, dass sie verrückt nach meinem Vater ist und zum Glück ist da nichts gelaufen.

,,Dia, mein Kind", spricht er und meine gesamte Aufmerksamkeit richtet sich auf ihn.

Es ist ein schönes Gefühl nach einer sehr langen Zeit mit dem eigenen Vater sprechen zu können. Womit habe ich dies überhaupt verdient? Weshalb bin ich dazu verdammt im Körper meiner Cousine zu leben?

,,Benimm dich und versuche keinen Verdacht zu schöpfen!", befiehlt mein Vater und ich nicke einverstanden. ,,Ich werde nach einer Lösung suchen und dich wieder hierher rufen."

Augenblicklich verblasst das Bild und ich blicke in meine eigene Reflexion. Eine gewisse Enttäuschung umhüllt mich. 

Er hat nicht sonderlich väterlich geklungen. Ist er wirklich froh darüber mich zu sehen? Was ist, wenn meine Erwartungen nicht erfüllt werden? Wem soll ich die Schuld an den Geschehnissen geben? Meiner Mutter oder doch meinem Vater? 


Wir haben den Raum der Wünsche nun endlich verlassen, da dieser Ort ein wenig erstickend gewesen ist. Padma verkündet, dass sie noch Hausaufgaben zu erledigen hat und verabschiedet sich von mir. Jedoch weiß sie, dass wir uns in nächster Zeit öfters sehen werden. 

Denn in wenigen Tagen wird die zweite Runde des Trimagischen Turnieres beginnen und ich bin gespannt, wie diese ablaufen wird. 






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