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-14 Monate später-

"Das ist eine ziemlich gewagte Farbe. Sind Sie sich sicher?", wollte die junge Friseurin sicher stellen, bevor sie mir die Farbe auflegte.

"Nur drauf damit.", forderte ich sie zuversichtlich auf und grinste dabei breit.

"Am Ende sehen Sie noch aus wie ein Glumanda.", warnte sie mich leicht besorgt, jedoch konnte ich in ihrer Stimme heraushören, dass sie nur allzu gern Zeugin davon werden würde.

"Das will ich doch hoffen.", lachte ich nun und konnte bei dem Gesicht das dass junge Mädchen mir durch den Spiegel hinweg zu warf, kaum ernst bleiben.

"Keine Sorge, ich weiß worauf ich mich einlasse."

»Jiminie, weißt du worüber ich eine ganze Weile nachgedacht habe? Ich finde, dass Leben ist wie ein Fahrstuhl. Das Leben ist ein Aufzug, in welchen wir nicht freiwillig einsteigen. Und doch sitzen wir drin und warten bis unsere Fahrt beendet ist. Auf unserem Weg steigen immer wieder Menschen dazu, welche diesen etwas erträglicher machen. Doch es kommt auch häufig vor, dass einige aussteigen und anschließend kein Teil unseres Lebens mehr sind. Meine Gedanken mögen dir vielleicht etwas
hoch gestochen vorkommen, aber ich meine es ernst. Für mich bist du eine Person mit der ich wirklich gern in diesem Aufzug stecken bleiben würde. Denn wie du weißt ist eine Fahrt mit einem Fahrstuhl, so wie das Leben selbst nur sehr kurz. Deshalb wäre ich gern mit dir gefangen. In unserem Aufzug. Menschen steigen ein und Menschen steigen aus. Aber ich würde gerne für immer in deinem Fahrstuhl bleiben, wenn ich könnte. Und ich hoffe du siehst das genauso.«

Ich konnte Sojin's zweiten Brief bereits auswendig. Was kein Wunder war, da ich ihn jeden Morgen nach dem wach werden las. Er schenkte mir Kraft und Wärme, die ich brauchte, um zu überstehen. Sojin war nun über ein Jahr weg und ich hatte seitdem nichts von ihr gehört. Nicht mal ihre Eltern oder JB wollten mir etwas erzählen. Aber ich hatte immer hin noch ein Teil von ihr. Einen Teil, der mir Trost spendete. Ich hatte nicht aufgehört sie zu lieben und ich war mir sicher, dass ich das auch nie tun würde. So viel Zeit war bereits vergangen und noch immer wohnte sie in meinen Gedanken. Mit der Zeit die vergangen war, hatte ich auch gelernt mit meiner jetzigen Situation umzugehen und versuchte ein einigermaßen gutes Leben zu führen. Tae, Kookie und ich hatten vor einigen Wochen endlich unseren Abschluss gemacht und ich war verdammt glücklich endlich auf eine Uni gehen zu können. Ein neuer Lebensabschnitt. Ich würde das beste daraus machen, schließlich musste ich ein Versprechen halten. Ich hatte es geschafft nach vorne zu schauen, hatte Sojin's ersten Brief, in dem sie sich praktisch verabschiedete und mir indirekt 'Lebe wohl' sagte, verbrannt. Ich setzte damit ein Zeichen für mich selbst. In dieser einen kalten, finsteren und trostlosen Nacht fasste ich Fuß und stellte mich meiner Angst. Deshalb vernichtete ich ihren Abschiedsbrief.

[...]

"Jiminie!?", entsetzt fuhr mir Jiae durch mein frisch gefärbtes Haar und quieckte laut auf.

"Die Farbe steht dir total!", beteuerte sie, woraufhin ich peinlich berührt schmunzelte.

Jiae hatte nach ihrem Abschluss sofort ihre Klamotten gepackt und war unverzüglich her geflogen. Unser Traumpaar war also wieder vereint! Sie hatte erzählt, dass sie einmal Sojin in einer speziellen Klinik für Onkologie besucht hatte, Details wollte sie jedoch nicht verraten. Vor mir jedenfalls nicht.

"Dear Lord! Was ist denn mit dir passiert!?", wollte ein entsetzter Namjoon wissen, als ich mit Jiae in die Wohnung der Beiden eintrat.

"Ich wollte mal was ausprobieren...", meinte ich verlegen und biss mir belustigt auf meine Unterlippe.

"Aber orange...?", Namjoon beäugte mich mit gehobenen Brauen während Jiae dem Älteren nur einen spielerischen Box gegen seine Schulter verpasste.

torture | pjmWhere stories live. Discover now