Kapitel 11

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In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch wache ich auf. Es ist kalt und ich bin noch nicht lange alleine in meiner neuen Wohnung. Ich vermisse zwar meine Familie drüben in L.A. aber was mich am meisten bedrückt sind meine Gedanken an Henri. Ich hatte meine Selbstzweifel und Fragen, was ihn angehen sorgsam verdrängt. So sorgfältig, dass ich regelrecht überrascht war, als sich wieder alles um ihn zu drehen schien. Seit gestern ist das nun so. Mein Kopf geht alles durch. Vom ersten Mal, als ich ihn sah bis zum letzten Mal. Die absolute Zuversicht, dass er wieder kommen wird. Das absolute Vertrauen, dass er in einer Woche in L.A. bei mir ist. Es sind diese Gefühle, an denen ich hängen bleibe. Jene Gedanken bei denen sich mein Kopf verhakt. "Was wenn", schießt es mir immer wieder durch den Kopf. Ich gehe durch, was er denken könnte. Ich gehe durch, wieso er all das getan haben könnte. Ich spiele im Kopf alles nach und versuche nachzuvollziehen, wo ich etwas falsch gemacht haben könnte. Wo der Punkt sein könnte, an dem ich ihm einen Grund gegeben habe nicht zurück zu kehren. Ich denke darüber nach. Obwohl ich mir geschworen hatte nicht mehr daran zu denken.

Der nächste Morgen kommt sanft. Ich musste mir keinen Wecker stellen. Deswegen bin ich überrascht, dass es erst sieben Uhr in der Früh ist. Ich bleibe noch einen kurzen Moment im weichen Bett liegen. Ich blicke aus dem riesigen Fenster an meinem Kopfende nach draußen. Es regnet und ich beobachte die Regentropfen auf der Scheibe. Natürlich denke ich wieder an ihn. Oder sollte ich lieber sagen an jenen Sommer, der mir nicht aus dem Kopf gehen will. Ich stehe auf und mache mir einen Kaffee. Es war doch eigentlich voraussehbar. So voraussehbar, dass ich viel gefasster reagieren sollte. Egal, wie früh ich auf ihn getroffen bin. Ich beschließe, mich am Riemen zu reißen und die Sache zu vergessen. Der Galerist meinte, dass der Rahmen morgen früh ankommen könnte. Keine Frage, ich muss mir eine Aktivität für davor einfallen lassen, aber das kann ich heute schon einmal auf den Plan schreiben. Das kommt mir recht, denn ich kenne hier drüben noch niemanden und ich habe großes Interesse etwas zu unternehmen. In meinem Bauch kribbelt es regelrecht vor Unternehmungslust. Ich nehme mir vor frühstücken zu gehen. Leider alleine aber ich bin mir sicher, dass ich schon bald viele interessante Menschen kennen werde. Twix liegt in seinem Katzenbett, oder wie man so etwas auch nennen mag. Es ist natürlich von Rose gekauft und der absolute Kitsch. Metallic, glänzend, irgendetwas zwischen silber und gold. Immerhin passt es zur Einrichtung denke ich.
Ich schnappe meinen Kaffee und setze mich auf meine Couch. Klappe das Macbook auf und starte Gossip Girl auf Netflix. Man soll doch schließlich gut in den Tag starten, nicht wahr?
Eine ganze Menge Blair-und-Chuck-Drama später ist es spät genug, um sich auf die Suche nach einem süßen Café zum Frühstücken zu machen. Ich ziehe einen weißen Rollkragenpullover, Lederleggins und einen Trenchcoat an. Bei den Schuhen entscheide ich mich für Chucks - weiß natürlich. Dann sprühe ich mir Gucci Flora auf, schnappe meine Speedy und schlendere aus der warmen Wohnung ins kühle London hinaus.

Das Cafe, in das ich mich setze ist sehr klein und in einem Landhausstil a la Chanel gestaltet. Sehr geschmackvoll wie ich finde. Ein Absoluter Vorzug von meinem Umzug ist die britische Vogue, die wie ich finde absolut brilliant ist. Auf dem Weg zum Kaffee habe ich mir die Oktober Ausgabe mitgenommen. Ich bestelle ein hausgemachtes Müsli mit Erdbeersoße und einen Orangensaft. Immerhin hat Henri mir mit meinen Komplexen geholfen. Beziehungsweise mir die Augen geöffnet. Nach einer Weile wurde mir klar, dass ich regelrecht dabei war mich selbst zu zerstören. Es fiel mir schwer wieder mehr zu essen aber ich habe mich überwunden. Das Cindy nur eifersüchtig ist sehe ich nun zwar, aber Bemerkungen zu meiner Figur lösen nach wie vor ein Brennen in mir aus. Vermutlich wird es mir gut tun hier neue Menschen kennen zu lernen. Menschen, die mich jetzt so kennen lernen wie ich bin. Selbstsicherer als damals. Gedankenverloren blättere ich durch die Vogue, als mein Handy aufleuchtet. Ich schaue drauf.

Roxy! Facetime!

Mein Herz pocht, als würde mich gerade Zac Efron anrufen - so sehr vermisse ich Roxy. Ich gehe sofort dran. 

AURORAWo Geschichten leben. Entdecke jetzt