Der König von London

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Sherlock hatte mich um viertel nach zwei zu sich bestellt, warum auch immer. Lilith hatte erklärt, bereits geschriebene Bewerbungen zu verteilen und sich vorerst einen kleinen Job zu suchen. Ich konnte mir nicht erklären, wo sie ohne Job das Geld für die Wohnung herhaben sollte, doch ich wusste, dass es mir egal sein sollte. Als ich mein Auto in der Bakerstreet parkte und gerade Klingel wollte, stieß ich an der Tür fast mit John zusammen. "Du bist auch hier?", fragte ich überrascht. "Ja", nickte John, Sherlock hat mich auch angerufen. "Er hat mich von einem Date weggeklingelt." Ich kicherte. "Du hattest ein Date? Mit wem denn?" John schwieg.
Mrs. Hudson öffnete uns die Tür. Ihre Augen leuchteten als sie uns sah. "Ihr seit es. Ich denke es ist dringend, Sherlock wollte heute keinen Tee und auch kein Gebäck."
"Das wollen wir ja mal sehen", sagte John und stieg hastig die Treppe hinaus, gefolgt von mir. Sherlock saß hinter seinem Laptop. Seine Augen starrten hoch konzentriert auf den Bildschirm, seine Hände trommelten unruhig auf der Tischplatte des Schreibtisches herum. "Sherlock, was ist los?", fragte John. "Ich wäre doch in einer Stunde wieder hier gewesen, war es wirklich so wichtig?" Sherlock antwortete zuerst nicht. Ich trat hinter ihn und sah über seine Schulter. Er hatte eine Seite geöffnet, die über die Sicherheitssysteme der Londoner Bank Bericht gaben. John fragte erneut, diesmal lauter: "Sherlock, was ist los?" "Ich denke Moriarty hat zugeschlagen", erwiderte mein Bruder. Seine Stimme klang seltsam ruhig. "George hat mich eben angerufen. Die Bank, das Gefängnis und der Tower of London wurde gehäckt. Und heute werden die Kronjuwelen dort ausgestellt. Eine Katastrophe für die Stadt." Sein Handy vibirierte und schnell hob er ab. "Er heißt Greg Lestrade", murmelte John. Ich verkniff mir ein Grinsen. "Okay, wir sind sofort da", sprach Sherlock in sein Smartphone. Er legte auf. "Er ist wieder da", sagte er und ich spürte wie seine Stimme eine Spur nervös wurde. "Moriarty ist in den Tower eingebrochen. Man hat ihn auf dem Thron gefunden." "Was sollen wir jetzt tun?", fragte John. "Wir fahren zum Tower, Lestrade hat mich angefordert." "Ich darf mit?", fragte ich überrascht. "Nein", sagte Sherlock. "Ich brauche nur dein Auto, durch den Berufsverkehr mit einem Taxi dauert es ewig." Trotzig blickte ich meinen Bruder an. "Das ist echt unfair von dir. Ich fahre euch nur, wenn ihr mich dort nicht einfach stehen lasst." Sherlock stöhnte, doch John winkte ab. "Lass sie, sie kann mitkommen. Sie ist alt genug." "Ich kann nicht noch mehr laut und dumm denkende Köpfe in meiner Umgebung gebrauchen", erwiderte Sherlock genervt, doch er widersprach meinem Vorhaben nicht weiter. Wir stürzten hinunter auf die Straße und ins Auto und ich gab Vollgas. Sherlock wies mich an, einige Abkürungen zu nehmen und zehn Minuten später, stiegen wir aus dem Auto aus und liefen dorthin, wo bereits unmengen Polizeiautos geparkt hatten und Sirenen die Luft erfüllten. Er wurde gerade abgeführt. In Handschellen schoben ihn zwei Polizisten vor sich her. Sein dunkelbraunes Haar war ordentlich zurück gekämmt. Seine dunklen Augen und seine zu einem Lächeln geformten Lippen, zeigten wie zufrieden er war. Er trug ein weißes T-Shirt unter dem man seine Muskeln sah. Als sich unsere Blicke begegneten, durchzuckte mich ein Schauer. Diese Augen kamen mir so bekannt vor. Sein Lächeln wurde breiter und dann verschwand er in dem Polizeiauto.

Lestrade führte uns in einen der Überwachungsräume. Die Kamera hatte alles aufgezeichnet und es sah fast so aus, als ob sich Moriarty keine Mühe gegeben hätte irgendetwas zu vertuschen. Als wollte er eine Botschaft überraschen. "Er hat sich den Feuerlöscher genommen, vorher einen Diamantan an dem Glas montiert um die Scheiben zu zerschlagen und sich dann auf dem Thron niedergelassen. Und er hat uns das hinterlassen." Greg Lestrade war ein Officer und ein inzwischen enger Freund von Sherlock, obwohl er sich dessen Name nicht merken konnte. Der Bildschirm zeigte nun ein Standbild. Moriarty mit dem Feuerlöscher in der Hand, bereit zum einschlagen. Auf das Glas hatte er zwei Wörter mit weißem Edding hinterlassen, das O von Sherlock mit einem Smily verziert. "Holt Sherlock?", fragte John verdattert. Auch ich starrte fragend auf den Monitor. "Wir wissen nichts damit anzufangen", gestand Lestrade. Alle Blicke waren auf Sherlock gerichtet. Er sagte nichts, starrte einfach nur auf das Bild und schien Gedanken versunken.


Jules HolmesWhere stories live. Discover now