Kapitel 39

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,,Erklär mir erstmal was gestern passiert ist", Forder ich ihn mit neutralen Tonfall auf.
Egal wie sehr ich mich anstrenge, ich erinnere mich an rein garnichts.
,,Das ist ein Scherz oder?", Fragt er spöttisch und zeigt aus der Tür.
,,Geh!", Es sammeln sich Tränen in seinen Augen. Mein Herz zerbricht bei diesem Anblick. Ich hebe zögernd meine Hand und will seine Tränen weg wischen, doch er schlägt sie weg.
,,Geh".
Ich nicke stumm und gehe.

Es kann nicht sein, dass ich mich an rein garnichts erinnern kann. Es muss etwas passiert sein, was mir Nick verheimlicht.
Noah's Anblick zerbricht mir das Herz und ich kann einfach nicht mehr hier bleiben.

,,Warte Jake!", Ertönt die warme Stimme von Joline hinter mir, als ich bereits fast an der Straße angekommen bin. Ich drehe mich um und sehe wie sie lächelnd zu mir kommt. Es ist eher ein trauriges lächeln. .
,,Ich weiß nicht, was passiert ist, aber du musst wissen Noah liebt dich sehr", Ich nicke und versuche zu lächeln.

Ohne ein weiteres Wort, gehe ich heim.
Ich will wissen was gestern alles passiert ist. Es kann einfach nicht sein, dass das letzte an was ich mich erinnern kann, das Szenario mit Noah in der Umkleide war.
Bis dahin lief doch alles gut, aber was ist dann passiert?

Ich fühle mich leer, seit dem Noah mit mir Schluss gemacht hat. Aber es muss doch einen Grund dafür geben. Unbewusst setzte ich mich auf eine Bank, in der Nähe von meinem Haus. Hier hat man die perfekte Aussicht auf den Park, denn wenn man zu mir will, muss man erstmal durch diesen gehen. Es ist zwar spät, aber trotzdem sind hier noch einige Leute.

Ein Pärchen läuft Händchen haltend an mir vorbei und schauen mich mit leidend an.
Ich lächel kurz und lehne mich zurück.
Der Himmel ist klar und man kann die Sterne sehr gut beobachten. Früher habe ich es jeden Abend mit meinem Dad gemacht.

Wir lagen meistens im Garten und haben sie uns angeschaut.

,,Schau mal Dad, eine Sternschnuppen!", Aufgeregt stehe ich auf und zeige hüfpend in den Himmel. Mein Dad lacht und setzt sich auf. ,,Du darfst dir was wünschen!", Lächelt er und legt seine Hand auf meine Schulter.

Ich wünsche mir, dass ich so werde wie mein Papi!

Ein Wunsch, den ich bis heute nicht vergessen habe. Stumm fließen Tränen über meine Wange. Und jetzt? Ich bin Schwul und nicht Hetero wie er. Dad hätte nie einen Schulen Sohn haben wollen. Er sagte immer, dass er stolz auf mich sein würde, wenn ich eine Frau und Kinder habe.

Wäre er jetzt stolz auf mich, dass ich meine Gefühle nicht verstecke? Schaut er gerade jetzt in diesem Moment auf mich herab und lächelt? Oder reagiert er genauso wie mein Onkel und hasst mich?

Ich habe alles verloren was mir Lieb und Teuer ist. Erst meine Eltern und jetzt auch noch Noah... Wenn ich doch nur wüsste, was gestern Abend passiert ist. Vor Wut schreie ich leicht auf.
Ich könnte mich selber dafür schlagen.

Ich spüre wie sich jemand neben mich setzt und zucke zusammen.
,,Alles in Ordnung mit dir?", Fragt mich eine ruhige Stimme. Ich drehe meinen Kopf nach rechts und sehe wie mich ein Blondhaariger Junge mit Blauen Augen und einem Longboard in der Hand anlächelt.

,,Klar warum?", Lächel ich gespielt.
,,Du hast geweint und geschrien", Stellt er lachend fest. Ich seufze. ,,Du hast recht, es ist nichts in Ordnung". Ich verstecke mein Gesicht in meinen Händen und lege meinen Kopf nach hinten.
,,Daher ich dich nicht damit nerven will und dich auch nicht zwingen will es zu sagen... Ich bin Isak", Grinsend hält er mir seine Hand hin, die ich zögernd schüttel.

,,Ich bin Jake... Kommst du aus Deutschland? Deinen Namen habe ich vorher nie gehört".
,,Ich komme aus Schweden. Dein Name ist auch nicht sehr "Deutsch"!, Damit bringt er mich kurz zum kichern.

Sehr Deutsch... Bestimmt hat er es extra so gesagt. ,,Willst du mir erzählen was los ist?", Fragt er besorgt. Soll ich? Immerhin, ist er ein Fremder für mich und ich soll ihm über mein Leben erzählen?
Ich atme tief durch und fange an.

                             PoV. Noah

Als Jake das Haus verlassen hat, breche ich auf den Boden zusammen und fange an zu weinen. Tut er nur so dumm, oder ist er es?  Er weiß ganz genau was gestern alles passiert ist. Macht er es etwa, um mir noch mehr weh zu tun?

Mit Mühe krabbel ich auf mein Bett und lege mich hin.
Ich hasse Jake. Ich Rolle mich auf meinem Bett zusammen und weine.
Wie viel kann ein Mensch eigentlich weinen? Irgendwann sollte es doch nicht mehr gehen, oder?

Es klopft an der Tür und ich zucke kurz zusammen. ,,Ja?", Schluchze ich und wische meine Tränen weg. Die Tür wird von kleinen weiblichen Händen geöffnet und an dem Ring erkenne ich, dass es Joline ist. Sie kommt lächeln mit einem Tablett, auf dem Brötchen und Kakao sind, herein und schließt die Tür.

,,Ich dachte durch wirst nicht runter kommen, also habe ich dir essen gemacht", Sie steht das Tablett auf meinen Nachtisch ab.
,,Danke", Murmel ich lächelnd.
Joline setzt sich auf die Bettkante und schaut mich besorgt an.
,,Wir kennen uns noch nicht lange, aber willst du mit mir darüber reden?", Vorsichtig streicht sie über mein Knie, was mich beruhigt.

Irgendwie kann ich Joline vertrauen.
Ich nicke und fange an zwar langsam, weil die Tränen mich immer unterbrechen, ihr alles zu erklären.

Hold me tightWhere stories live. Discover now