2.7. Schwarzes Herz

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Sein Blick war besorgt und er schien völlig vertieft in den Anblick zu sein. Vorsichtig strich er mit zwei Fingern über die frisch verheilten Narben. Ich schämte mich dafür.

"Was ist mit dem anderen Arm?", fragte Potter schließlich leise.

Wütend zog ich meine Hand weg. Er wusste ganz genau, dass ich ihm niemals die Narben an meinem linken Arm zeigen würde. Das dunkle Mal... Er durfte es auf gar keinen Fall sehen. Er würde mich nicht verstehen und hätte Angst vor mir, wenn er das nicht mittlerweile sowieso schon hatte.

"Dort sind die Schnitte ebenfalls fast komplett verheilt!", sagte ich schnell und wandte mich mit ungutem Gefühl ab.

Der Waschraum war kalt und löste ein ungutes Gefühl in mir aus. Sectum Sempra! Immer wieder schienen die unfassbar schrecklichen Schmerzen durch meinen Körper zu fahren, wenn wir uns hier heimlich trafen. Potter legte behutsam eine Hand auf meine Schulter und schenkte mir ein gespieltes Lächeln.

"Fährst du eigentlich für die zwei Ferienwochen nach Hause?", murmelte er und versuchte unbeholfen ein freundschaftliches Gespräch aufzubauen.

Ich zuckte zusammen und atmete tief ein. Natürlich musste ich für die Ferien ins Malfoy Manor. Mein Vater wollte etwas mit mir besprechen und meine Fortschritte als Todesser beurteilen. Ich konnte schon den Cruciatus Fluch in meinen Knochen spüren. Mit glasigem Blick starrte ich auf meine zitternden Hände.

"Malfoy?", unsicher legte Potter eine Hand unter mein Kinn und hob meinen Kopf ein wenig an, "Schau mir in die Augen und sag mir, dass alles gut ist."

Panisch merkte ich wie sich immer mehr Tränen in meinen Augen bildeten und ich antwortete mit schwacher Stimme: "Alles ist gut..."

Seufzend ließ Harry von mir ab und zog mich in eine feste Umarmung. Ein paar Tränen rollten meine Wangen hinunter, doch ich konnte mein Schluchzen geradeso unterdrücken.

"Wir sollten in unsere Räume zurück", flüsterte ich und genoss noch einen kurzen Moment Potter's Wärme, bis ich mich wieder von ihm löste, "Morgen fahre ich nach Hause, also sehen wir uns wohl nur noch kurz beim Frühstück. Werde... Werde dich vermissen."

Er lächelte und ich verließ hektisch den alten Waschraum. Kaum war ich im Flur angekommen flossen immer mehr Tränen über mein Gesicht und ich hatte das Gefühl nicht mehr atmen zu können. Ich hatte unfassbare Angst wieder nach Hause zurück zu kehren. Ich wusste, dass mich dort nur Missachtung und Schmerzen erwarten würden. Eigentlich hatte ich keinen einzigen Ort, an dem ich mich zu Hause fühlte. Hogwarts war immer nur die Zuflucht vor meinem Vater gewesen. Außerdem brachte mir dieser Ort nur andere Formen von Leid. Potter war eine davon...

***

"Lass ihn in Ruhe! Du bringst ihn noch um!", das Kreischen von meiner Mutter hallte in meinem Kopf wider.

Keuchend lag ich völlig kraftlos auf dem kalten Zimmerboden und konnte mich vor Schmerzen kaum noch bewegen. Ich hatte den bitteren Geschmack von Blut auf meiner Zunge und ich wagte es nicht meine Augen zu öffnen.

"Genug jetzt!", meine Mutter fiel weinend neben mir auf die Knie und zog mich beschützend an sich.

Ich hörte wie mein Vater sie schlug und sie anfing darum zu betteln, dass er mich doch endlich in Ruhe ließe. Ich hatte meine Schwäche eindeutig von ihr geerbt. Flach atmend kniff ich meine Augen fest zusammen und versuchte die Geräusche um mich herum auszublenden. Ich hatte das Gefühl vor Schmerzen vollständig gelähmt zu sein und ich spürte das nasse Blut an meiner Haut. Warum tat ich mir das alles überhaupt an? Es wäre einfacher mein unwichtiges Leben auf der Stelle zu beenden und mir und meiner Mutter die ständigen Schmerzen zu ersparen. Ich hatte Angst. Ich war einfach ein Feigling. Der Tod war etwas schrecklich Bedrohliches für mich und ich ertrug lieber die ganzen Qualen, als dem Tod ins Gesicht blicken zu müssen.

"Steh auf", hörte ich plötzlich die Stimme von meinem Vater über mir und als ich mich nicht rührte, schrie er noch einmal, "Steh auf!"

Mein Körper fühlte sich unfassbar schwer an und ich zitterte stark als ich begann mich mit meinen Armen ein Stück nach oben zu drücken. Ich spuckte Blut auf den Boden und schaffte es irgendwie auf beide Beine zu kommen. Meine Knie fühlten sich taub an und in meinen Ohren rauschte es. Ich ertrug es nicht meinem Vater in die Augen zu schauen.

"Du darfst jetzt gehen. Ich will dich nicht mehr sehen", sagte er kalt und sofort eilte meine Mutter mir zur Hilfe um mir die Treppen hoch in mein Zimmer zu helfen.

Schwankend drückte ich sie weg und umklammerte krampfhaft das Geländer. Mit schleppenden Schritten schaffte ich es schließlich allein nach oben und ließ mich auf der Stelle in mein Bett fallen. Kaum hatte ich meine Augen geschlossen schlief ich kraftlos ein.

"Du musst Dumbledore töten", Voldemort's Stimme drang durch die Dunkelheit zu mir durch, "Du musst es tun!"

Ich erkannte meine blassen Hände inmitten der Dunkelheit und bemerkte erschrocken, dass Blut an ihnen hinunter lief. Ich wusste, dass ich träumte, trotzdem stieg Panik in mir auf. Ich spürte eiskaltes Wasser abwärts meiner Hüfte und ich versuchte einen Ausweg aus der Dunkelheit zu finden. Das Wasser stieg immer höher und ich wurde immer panischer.

"Töte Dumbledore!"

...

"Nein!", nass geschwitzt schlug ich nach Luft schnappend meine Augen auf.

Sofort spürte ich wieder die Schmerzen in meinem Körper und ich verkroch mich tiefer unter meiner Decke. Ich wusste, dass mir keine andere Wahl blieb, wenn ich am Leben bleiben wollte.
Ich musste Dumbledore endgültig töten.

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Sein eiskaltes Herz | drarryDonde viven las historias. Descúbrelo ahora