Kapitel 11

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Arthur, Merlin, Gwaine und Sir Leone schlichen gebeugt den Pfad zur Festung hoch. Arthur behagte es nicht, sich so ungeschützt zu bewegen, aber eine andere Möglichkeit gab es nicht. Denn es gab auf dem Berg weder Bäume noch Büsche. Nur glattes Gestein.

Am Tor stand keine einzige Wache und auch auf dem Hof war niemand.

Doch, da! Arthur deutete auf zwei Männer, die neben einer der Mauern lagen. Die vier schauten sich ratlos an. Sie gingen ins Gebäude, die Ritter hatten die Schwerter gezückt, einen Angriff erwartend. Doch dann wurde alles immer skurriler: Kein Mensch war in der Festung, außer ein paar Wachen, die an jeder Ecke bewusstlos oder tot lagen. „Hier war schon jemand vor uns", flüsterte Merlin.

Daraufhin erwiderte Arthur sarkastisch: „Ohne dich wären wir da ja nie drauf gekommen."

„Wartet mal", murmelte Gwaine. „Ich höre Stimmen."

Er deutete auf eine Türe rechts neben sich. „Da ist Brianna!"

Nun lauschten sie alle vier an der Tür. „Wir müssen da rein", beschloss Arthur. Er öffnete die Tür einen Spalt breit und schlüpfte hindurch. Sie robbten so leise es ging zu den Fenstern mit den gewaltigen Vorhängen. Brianna und der Graf schienen nicht zu bemerken, dass die Eindringlinge am anderen Ende des Raumes waren. Zum Glück waren sie schon an den Vorhängen angekommen und hatten sich dahinter versteckt, als sich der Graf umdrehte und sagte: „Wie schön, dass du endlich kommen konntest, Schatz!"

Doch nicht nur über diesen Satz erschrak Arthur... „Morgana", zischte er. Sie stand hinter dem Vorhang neben ihm und sah ihn strafend an. Sie hielt sich den Zeigefinger an die Lippe, doch das ignorierte er. „Was machst du denn hier?"

„Meine Freundin retten, was sonst?!"

„Hast du die Wachen erledigt?"

Doch statt zu antworten, starrte sie jetzt wieder zu Brianna. Arthur tat es ihr nach.

„Warum hast du mich hierher holen lassen?", verlangte Brianna zu wissen.

„Glaubst du mir immer noch nicht, dass ich dich liebe?"

„Man entführt niemanden, den man liebt."

„Wenn der Andere die Liebe nicht erwidert, schon", rechtfertigte sich der Graf. „Dabei war ich vom ersten Moment an in dich verliebt. Ich war in der Schneiderei deiner Mutter und wollte mir ein neues Gewand nähen lassen. Du standest dort in der Ecke und hast Wäsche gewaschen. Ich musste dich die ganze Zeit über ansehen. Ich habe dir Blumen, Schmuck und alles andere teure Zeug geschenkt, aber du wolltest nichts von alledem haben."

„Ich war in Eric verliebt", flüsterte Brianna und lächelte kurz verträumt bei der Erinnerung an ihn.

„Ja. Obwohl er dir nichts bieten konnte, was ich dir hätte bieten können. Als ich hörte, dass ihr heiraten wolltet, wollte ich dich kaufen. Mit William wurde ich schnell über den Preis einig, aber dein anderer Bruder hat unseren Plan herausgefunden. Er meinte, dass wir kein Recht dazu hätten und hat die Übergabe immer wieder vereitelt. Erst als Eric und du verheiratet wart und du ein Kind von ihm hattest, wurde mir klar, dass du dich nie in mich verlieben würdest, solange Eric da ist. Dass er für Morgana in den Kampf gezogen ist, kam mir gerade recht. Aber ich wollte sichergehen, dass er aus der großen Schlacht um Camelot nicht als Überlebender wiederkehrt. Also habe ich jemanden angeheuert, der persönlich für Erics Tod sorgte..."

„Wen?", hauchte sie, während sie anfing zu schluchzen.

„Kennst du nicht. Ist auch egal. Es war eine weise Entscheidung von dir, zu William zu ziehen. Denn so hätte er dich mir ohne große Mühe aushändigen können. Leider bist du dann warum auch immer zu deinem anderen Bruder geflohen, was die Sache erschwert hat. Aber jetzt bist du ja hier und wir können unsere Zusammenkunft zusammen feiern."

Arthur sah zu Merlin, der im Begriff war, loszulaufen. Arthur flüsterte „Noch nicht" aber Merlin schien ihn gar nicht zu bemerken.

Währenddessen war der Graf auf Brianna zugegangen, die ihrerseits zurückwich. Als sie gegen den Tisch stieß, erschrak sie. „Gleich gibt es etwas zu essen, aber vorher kommt noch die Vorspeise", sagte der Graf anzüglich, der ihre Panik entweder nicht bemerkte oder ignorierte.

Er nahm ihre Schultern in beide Hände und zog Brianna gewaltsam zu sich heran. Arthur wollte gerade das Zeichen zum Angriff geben, da stand eine Gestalt aus einem alten Ledersessel auf, den er bis jetzt gar nicht bemerkt hatte. Es war William, der jetzt sagte: „Erst das Geld."

„Natürlich", erwiderte der Graf sichtlich genervt und ließ Brianna los, die er eben noch hatte küssen wollen. Doch statt dass er William das Geld gab, holte er blitzschnell einen Dolch unter seinem Mantel hervor und rammte ihn zwischen seine Rippen. William sank vor Schmerz stöhnend auf den Boden. „Ein Dankeschön muss reichen", sagte der Graf, ohne mit der Wimper zu zucken.

„Was hast du getan?", kreischte Brianna und hämmerte auf seine Brust ein.

„Hör auf", rief der Graf und stieß sie mühelos von sich. Sie taumelte und landete schließlich auf dem Boden, wo sie zu ihrem Bruder kroch. Zitternd und schluchzend beugte sie sich über ihn und wog seinen Kopf in ihrem Schoß.

„Steh auf", befahl der Graf mit kalter Stimme und als sie nicht reagierte, zerrte er sie hoch. Sie wehrte sich, doch er war viel kräftiger als sie. Er wollte gerade seine Lippen auf die ihren pressen, da ließ er sie plötzlich los und schrie vor Schmerz auf.

„Was war das?", zischte Arthur, doch Merlin war schon hinter dem Vorhang hervorgetreten und sagte mit fester Stimme: „Fass sie nie wieder an!"

Brianna schien für eine Weile irritiert, doch dann fiel sie ihrem Retter in die Arme. Mittlerweile war auch in die anderen Leben gekommen. Gwaine, Sir Leone und Morgana fesselten den Grafen an eine der Säulen, der verzweifelt nach den Wachen schrie. „Sie werden nicht kommen", sagte Arthur. „Es ist vorbei."

„Nein", erwiderte Morgana und Arthurs Lächeln verschwand aus seinem Gesicht. „Jetzt müssen wir noch Alexander retten. Doch dafür brauchen wir Emrys."

Morgana schaute Merlin erwartend an. „Ich helfe euch", antwortete er und schaute Arthur entschuldigend an, der verwirrt zwischen Morgana und Merlin hin und her schaute.

Du hast das eben gemacht?", fragte er und schaute seinen Diener verständnislos an. „Du bist Emrys??"

Merlin nickte.

„Du kannst zaubern???"

Merlin nickte erneut.

„Kannst du nicht einmal den Kopf schütteln?!"

Die beiden grinsten sich an. „Warum hast du mir das all die Jahre nicht gesagt?"

„Ich wusste nicht, wie Ihr das aufnehmen würdet."

„Wenn ich das erstmal begriffen habe, werde ich dich auf dem Scheiterhaufen verbrennen lassen. Sollte ich zumindest..."

„Überdiese Frage können wir uns später immer noch Gedanken machen", schaltete sichGwaine ein. „Morgana hat Recht, wir müssen los."

Merlin und das verfluchte KindWhere stories live. Discover now