Kapitel 10

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Der Graf lebte in einer dunklen Festung, die auf einem Berg stand. Ihre hohen Mauern ragten weit in den Himmel und hatten nur wenige, schmale Fenster. Der Anblick von Raben, die um den höchsten Turm kreisten, verstärkte Briannas Angst noch. Schweigend ritten sie den schmalen, gewundenen Pfad hoch. Am Tor standen zwei bewaffnete Männer, das Gesicht von der Kapuze verdeckt. Sie versperrten William und Brianna den Weg und befahlen ihnen abzusteigen. Sie tasteten die beiden nach Waffen ab, was sie bei Brianna besonders zu genießen schienen. Dann eilte einer der beiden in die Festung, um den Besuch anzukündigen. Während sie auf seine Rückkehr warteten, fragte sich Brianna, was der unbekannte Graf von ihr wollen könnte.

Schließlich kam die Wache wieder. Er murmelte seinem Freund etwas zu, dann sagte er: „Folgt mir."

Er führte sie über den Hof, auf dem kaum eine Menschenseele war. Nur wieder zwei Kapuzengestalten, die Karten spielten. Als sie Brianna sahen, unterbrachen sie das Spiel kurz, um sie lüstern anzugrinsen. Sie bekam Gänsehaut.

Auch das Gebäudeinnere sah kalt und beängstigend aus. Ein Dienstmädchen kam ihnen, gefolgt von zwei bewaffneten Männern, entgegen und führte Brianna die Treppe hoch, während William in die andere Richtung verschwand.

Schließlich blieb das Dienstmädchen vor einer schweren Holztüre stehen. Sie trat ein und befahl Brianna mit einem Kopfnicken, mitzukommen, während sich die Wachen vor der Tür postierten.

In der Mitte des Raumes stand eine große, mit Wasser gefüllte Wanne. An der Wand hing ein Spiegel und ein purpurrotes Kleid lag über einem Holzstuhl. Mehr gab es nicht, nur ein kleines Fenster ließ Licht in den Raum.

Brianna ging zu dem Fenster und schaute hinab. Mist, sie befand sich in einem der Türme, was eine Flucht aus dem Fenster unmöglich machte. Sie drehte sich um und sah das Dienstmädchen an, das erwartend dastand. „Was soll das Ganze?"

„Das müsst Ihr den Grafen schon selbst fragen. Ich bin nur hier, um Euch für ihn hübsch zu machen."

Schließlich ging sie frisch gewaschen, in dem roten Kleid steckend und mit hochgesteckten Haaren auf ein großes Portal zu, hinter dem sich der Graf befinden sollte.

Die zwei Wachen davor, machten ihr die Tür auf und sie trat ein. Hinter ihr wurde die Tür wieder geschlossen. Sie befand sich in einem großen Saal, in dessen Mitte ein langer, mit Essen beladener Tisch stand, mit zwei Stühlen an den Enden. Vor einem prasselnden Kamin stand ein Mann mit dem Rücken zu ihr. Briannas Herz raste wie wild, sie wollte endlich wissen, was es mit dem Ganzen auf sich hatte. Er wandte sich um und sprach nun mit seiner, ihr leider nur zu gut bekannten Stimme: „Wie schön, dass du endlich kommen konntest, Schatz!"

Ihr gefror das Blut in den Adern.

Merlin und das verfluchte KindWhere stories live. Discover now