Kapitel 9

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„Wo ist dieses Kraut denn jetzt?", fragte Sir Leone zu ihrer Linken, allmählich ungeduldig werdend.

„Ähm... Gleich da vorne." Mühsam ging sie mit Merlins Hilfe um den nächsten Baum. „Lange funktioniert das nicht mehr", flüsterte sie ihm zu.

„Wie werden wir den nur los?"

„Wir müssen ihn überwältigen", murmelte Gwaine.

„Das können wir nicht machen", protestierte Merlin. „Es ist Sir Leone!"

Alle drei schauten auf den jungen Mann, der so unbeschwert neben ihnen herging. Als er sich ihre Blicke spürend zu ihnen umwandte, rief Brianna freudig „Da vorne ist es!" und deutete auf eine kleine Blume mit lila Blüten.

„Was hast du vor?", zischte Gwaine.

„Wir müssen wieder zurück zum Schloss und es ein anderes Mal nochmal versuchen."

Bei diesen Worten stiegen Tränen in ihr auf. Aber sie hatte ihre Entscheidung getroffen. Sie mussten einen anderen Weg finden, um ihren Sohn vor seinem fürchterlichen Fluch zu retten. Deshalb schritt sie zu der Pflanze und pflückte einen der Blütenkelche. „Das ist meine Heilung."

Sie hob die Blüte vorsichtig hoch. Was hatte sie sich da wieder eingebrockt? Sie wusste nicht einmal, ob sie giftig war.

Um Zeit zu gewinnen, sagte sie: „Man muss sie kochen. Das machen wir, wenn wir wieder zurück sind."

*

Am Schloss angekommen erwartete sie eine böse Überraschung. Gerade als sie auf dem Hof von Gaius und Arthur empfangen geheißen wurden, hörten sie Hufgeklapper, dann wurden sie von einer unsichtbaren Kraft auseinandergeschlagen. Krachend landete Brianna auf Holzkisten.

„Wo ist sie? Wo ist Brianna?", schrie eine ihr nur zu gut bekannte Stimme.

Sie wurde panisch, atmete nur noch stoßweise, zitterte am ganzen Leib. Ihr Herz hämmerte gegen den Brustkorb, als wolle es fliehen, genau wie sie. Sie rappelte sich auf, die anderen standen schon, Arthur, Gwaine und Sir Leone das Schwert gezückt, Merlin Gaius beim Aufstehen helfend. Und da stand er, gegenüber den Kämpfern: Der Grund ihrer Angst, William.

Gwaine fand als erster seine Sprache wieder: „Brüderchen. Nett, dass du mich mal besuchen kommst. Was führt dich her?"

„Ich sage es nicht noch einmal. Wo ist sie?" Während er das rief, entdeckte er sie und setzte sein schönstes Lächeln auf und sagte zuckersüß: „Brianna, kommst du mal bitte?"

Sie rührte sich nicht vom Fleck.

„Sofort!"

„Wieso sollte ich?" Ihr Versuch, ein Zittern in der Stimme zu verhindern, scheiterte kläglich.

„Was wollt Ihr von ihr?", schaltete sich nun Arthur ein und stellte sich schützend zwischen William und Brianna.

„Sagen wir, ich habe noch ein Geschäft mit ihr vor."

„Was für'n Geschäft?", fragte Gwaine verständnislos.

„Gwaine, tut mir leid, dass du kein Geld mehr mit ihr machen kannst, aber ich war wohl einfach schneller als du."

Verwirrt schaute sie zwischen ihren Brüdern hin und her.

„Was redest du da?", verteidigte sich Gwaine. „Du bist der einzige von uns beiden, der das Angebot des Grafen annehmen wollte."

„Was für ein Angebot?", schluchzte sie fast.

„Das wirst du noch früh genug erfahren", rief William und trieb sein Pferd an. Merlin rannte auf sie zu, doch William war schneller als er. Sie wurde von ihrem Bruder gepackt und auf das Pferd gezogen. Im vollen Galopp rasten sie auf das Eingangstor zu. Brianna wusste nicht, wie ihr geschah. Alles ging viel zu schnell für sie. Plötzlich spürte sie Morganas Ring an ihrem Finger und drehte ihn in ihrer Not. Sie hoffte inständig, Morgana würde ihr helfen.

*

„Wir müssen ihnen hinterher", rief Arthur aufgebracht. Er konnte sich seinen plötzlichen Sinneswandel nicht erklären, aber hatte das Gefühl, dass Brianna doch nicht so böse war, wie er anfangs gedacht hatte, sondern dass hier nur ein böses Spiel mit ihr gespielt wurde. „Merlin, Gwaine, Sir Leone? Ihr kommt mit. Gaius, pass auf Guinevere und unsere Tochter auf, während wir weg sind."

Sierannten zum Pferdestall, schnappten sich jeder eines der Pferde und rastenWilliam hinterher. Er hatte zwar einen Vorsprung, aber sie würden ihn einholen.Außerdem wusste Gwaine, wo sein Bruder mit Brianna hinwollte. Es tat gut, malwieder ein Abenteuer zu erleben.

Merlin und das verfluchte KindDove le storie prendono vita. Scoprilo ora