In die Enge getrieben

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Am Abend erreichte ich die Halle wieder und zog mich zurück. Ich brauchte einfach Zeit, um zu grübeln.
Später ging ich zu meinem Chef. Er und Lukas erwarteten mich schon „Sag mal, wo bist du eigentlich gewesen?" fragte mich mein Chef und Lukas fuhr fort „Genau, wir dachten, du wärst bei den Cops gewesen"
„Nein, ich musste nur ein paar Erledigungen machen"
„Klar und dafür brauchst du fast anderthalb Wochen?" fragte mein Chef ungehalten und guckte mich misstrauisch an „Ich habe genau einen Tag für die Hin und Rückreise gebraucht und eine Woche für meine Erledigung, macht genau neun Tage. Anderthalb Wochen sind aber 10 ½ Tage"
„Jaja, schon gut. Mach das nicht noch mal"
„Keine Sorge, ich werde nicht mehr so wegbleiben" sondern komplett wegmüssen, dachte ich noch für mich, dann ging ich in den kleinen Schlafraum und legte mich wieder hin.
In den nächsten Tagen setzte ich alles daran, mir ein Auto und andere Standartsachen, wie Essen und Trinken zu besorgen und heimlich zu verstauen. Wie ich mir einen neuen gefälschten Pass besorgen konnte wusste ich noch nicht. Erst mal musste ich losfahren und mich irgendwie verstecken.

Ich trug gerade einige Flaschen Wasser zur Werkstatt zurück als ich fremde Stimmen hörte. Ich stellte die Flaschen ab und schlich mich näher heran. Zwei Männer in Polizeiuniformen standen vor meinem Chef und diskutierten miteinander.
„Sie haben den Jungen wirklich nicht gesehen?"
„Nein"
„Er ist sehr gefährlich"
„Tut mir Leid"
„Dürfen wir uns bei ihnen kurz mal Umsehen?"
„Nein"
„Sie müssen, es sei denn, sie sagen uns, wo der Junge ist"
„Äh na gut. Gerade eben war er....."
Genau zu diesem Zeitpunkt wusste ich, dass es keine echten Polizisten waren! Die Diebe hatten mich schnell gefunden, verdammt schnell!
Verlas Worte schossen mir durch den Kopf, als ich nach meinem allerersten Training eine Uhr und eine Brosche geklaut hatte und sie mich anerkennend anguckte „Unterschätze niemals einen Dieb! Willkommen im Team Luke!" Ja, unterschätze niemals einen Dieb! Leise schlich ich mich zurück.
So leise wie möglich bewegte ich mich Richtung Supermarktparkplatz. Der lag fünf Minuten von hier und dort stand mein Auto, Mein Chef würde sie hoffentlich so lange aufhalten, dass ich vor ihnen da war. Als ich außer Sichtweite war fing ich an so schnell ich konnte zu rennen. Ich bog gerade auf dem Parkplatz ein als ich das Auto näher kommen sah. Ich spurtete die letzten Meter zu dem Wagen und schloss ihn auf. Das Auto war zwar geklaut, das Nummernschild aber ausgewechselt und ich hatte einfach einen beliebigen Schlüssel darauf angelernt. So musste ich den Wagen nicht kurzschließen. Ich sprang in den Wagen und startete ihn. Ganz neutral fuhr ich vom Parkplatz, als diese ihn gerade abfuhren und unauffällig in jedes Auto guckten.
Als ich den Parkplatz verlassen hatte schlug ich den Weg zur nächst größeren Stadt ein. Vielleicht konnte ich es trotzdem noch schaffen, meinen Plan auszuführen. Die Hoffnung wurde zunichte, als hinter mir der Schwarze Wagen auftauchte. Sie kamen mir immer näher und wollten überholen. Ich fuhr ganz ruhig weiter. Als sie mit dem Fahrerteil auf meiner Höhe waren guckte der Beifahrer kurz bei mir rein und dann wieder nach vorne. Das Auto zog an mir vorbei. Ich glaubte, sie hätten mich doch nicht bemerkt, als das Auto ungefähr zehn Meter vor mir mit einer Vollbremsung stoppte und fast sofort zurücksetzte. Ich zog die Handbremse und riss das Lenkrad kräftig nach rechts. Der Wagen drehte sich und nach 180° löste ich sie und trat auf das Gaspedal. Dann raste ich so schnell mein Wagen konnte los, doch mein kleiner Vorsprung wurde schnell kleiner. Ich brauchte dringend eine Idee. Während ich in den Rückspiegel guckte fiel mit etwas ein - es war eine schlechte und sehr blöde Idee, aber die einzige, die ich in diesem Moment gehabt hatte.
Hecktisch blickte ich mich um. Hier war doch irgendwo eine.... Abrupt trat ich auf die Bremse. Das war das richtige Gebäude. Ich sprang aus dem Wagen und rannte auf das Polizeigebäude zu. Es gab vier Dinge die ich hasste.
1. keine gute Idee zu haben und auf eine schlechte zurückweichen zu müssen.
2. mich von irgendwem schnappen zu lassen
3. Mich von der Polizei schnappen zu lassen,
4. irgendetwas mit der Polizei zu tun zu haben und
5. meine eigene Freiheit zu verlieren.
Es waren wohl doch fünf Dinge.
Während ich die Tür aufdrückte überlegte ich mir zwei Möglichkeiten. Entweder sagte ich, dass ich verfolgt wurde. Meine Verfolger würde ich allerdings nur kurzfristig los sein, weil die Polizisten kein Auto sehen würden und die Diebe an der nächst besten Ecke auf mich warten würden. Die andere war, ich seufzte tief, mich zu stellen. Ich käme, weil ich minderjährig war, nach Deutschland zurück. Der Nachteil war, dass die Polizei mich dann kennen würde.
Die Wache war relativ voll und ich musste mich an einigen Menschen vorbeidrücken, um bis zum Tresen zu kommen. Dort stand ein Mann und redete auf eine ältere Dame ein. Ich stellte mich hinter sie und wartete. Dabei schaute ich mich immer wieder um, um zu sehen, ob jemand auf mich zukam. Dazu benutzte ich eine Spiegelnde Scheibe, die Seitlich von mir war. Es kam aber keiner durch die Eingangstür rein, der mir auffällig schien. Als ich aus den Augenwinkeln sah, wie die ältere Dame wegging, trat ich vor. Der Polizist musterte mich. Ich ebenfalls, bis er das Schweigen brach „Womit kann ich dir helfen?" es klang ganz neutral, sogar fast freundlich, allerdings schien ihm mein Blick unangenehm.
Als ich diese von mir verhassten Wörter aussprach, war meine Stimme ein bisschen heiser „Ich möchte mich stellen" der Mann sah mich erst ein wenig erstaunt an, dann grinste er „Hast du Angst, dass dein Alter dich in ein Internat steckt, wenn herauskommt, dass du etwas gestohlen hast" Er lehnte sich ein Stück vor „Oder hast du Angst, von irgendwem verprügelt zu werden und möchtest jetzt aussagen?" er dachte, dass er genau zu wissen schien, was ich wollte. Tatsächlich hatte ich schon geklaut. Zu meinen größten Rauben zählten zwei Museen, drei Privatsammlungen und vier Menschen, die etwas kleineren nicht mitgezählt. Ich warf ihm einen „Mir tut es alles so Leid" Blick zu und antwortete. „Ich werde wahrscheinlich von Interpol und von der Bundesrepublik Deutschland gesucht" Das dämliche grinsen in seinem Gesicht erstarb „Junge, wir versuchen zu helfen und lassen uns nicht gerne von dämlichen kleinen Kindern bei unserer Arbeit behindern!" „Gut. Ich habe bei unseren Nachbarn eingebrochen und ihr ganzes Erspartest geklaut. Mir tut es leid, aber das hilft mir bei diesen Nachbarn leider nicht. Deshalb möchte ich mich selber Anzeigen, damit die Strafe nicht so hoch wird" log ich. Der Mann war so ungläubig, was ich bei dieser Ausführung meiner Geschichte ganz gut verstehen konnte. Aber irgendwie musste ich seine Aufmerksamkeit bekommen. „Achso. Warum erzählst du nicht gleich die Wahrheit? Ich bring dich grad zu Bill, der wird das dann klären" „Vielen Dank" der Cop führte mich durch einen Gang zu einem Büro. Vorsichtig klopfte er an und drückte die Tür auf. „Bill, hier ist ein Junge, der sich selbst anzeigen möchte" Von drinnen ertönte ein leichtes Lachen „Na dann soll er mal reinkommen" Der Cop ermunterte mich (Überflüssigerweise) einzutreten und schloss hinter mir die Tür.
Ich stand in einem kleinen vollen Büro. Obwohl es recht eng war, herrschte eine gewisse Ordnung. Auf einem Stuhl, hinter einem Holzschreibtisch saß ein beleibter älterer Cop. Anscheinend machte er nur Innendienst. Bill riss mich aus meiner Betrachtung „Du siehst gar nicht wie ein Junge aus, der Mist anstellt" Automatisch antwortete ich „Wenn man jedem Verbrecher seine Straftaten ansehen würde, wären die Straßen leer und die Gefängnisse überfüllt, obwohl, überfüllt sind sie ja jetzt schon" erstaunt blickte der Mann mich genauer an. „Was sagtest du, hattest du noch gleich gemacht?" Ich nahm auf dem Stuhl ihm gegenüber Platz und lehnte mich zurück. „Mein Name ist Finn Hendrik Ziegler und ich bin vorbestraft" Bill schaute mich fragend an. dann verstand er und begann meinen Namen einzutippen „Wie wird Hendrik geschrieben?"
„ohne ck"
„Danke" Als er auf Enter drückte fing der Computer an zu Brummen, bis er mit einem leisen Stöhnen aufhörte „Nein, diesen Namen gibt es nicht: Wenn du uns reinlegen willst, dann..." „Nein, nein. Bitte suchen sie mal international" Der Cop blickte mich schräg an, sagte noch einmal „Ich warne dich" und tippte, anscheinend hatte ich ihn neugierig gemacht. Als das brummen aufhörte schaute mich der Mann überrascht an. „Hier ist tatsächlich ein Ergebnis, allerdings ohne Vorstrafe und das ist ein Deutscher." Ich lehnte mich über den Schreibtisch und warf einen Blick auf den Bildschirm. „Sehen sie, die Person wurde 1999 geboren und ist somit jetzt fünfzehn Jahre alt, so wie ich" ich ließ mich wieder in den Stuhl fallen. „Wenn sie sicher sein wollen, können sie ja Fingerabdrücke nehmen" „Ja, das werden wir jetzt auch machen. Das klingt nämlich etwas sonderbar" Er holte ein Gerät aus einer Schublade und schloss es an den Computer an „Ein automatischer Fingerabdruckleser" kommentierte er. Dann musste ich meine Finger auf das Gerät legen. Ich hatte zwar vermutet, dass es von mir eine Such - Akte gab, aber nicht, dass es von mir Fingerabdrücke gab. Wenn es so war, war das sehr schlecht, weil ich bei meinen nächsten Einbrüchen viel vorsichtiger sein müsste. Mich beruhigte aber, dass sie mich nur suchten und nicht direkt verhaften wollten. Wobei indirekt sicher nicht viel besser war.
Das Gerät piepste kurz, als es meine Fingerabdrücke fertig gescannt hatte. Bill schaute seinem Computer, dann mich und schließlich wider den Computer an. Anscheinend passierten ihm so etwas nicht alle Tage. Nach einem kurzen Moment der Stille fragte er „Bist du wirklich Deutscher?" „Ja, hört man das nicht an meinem Akzent und an meinen deutschen Nachnamen?" „Jetzt wo du es sagst. Warte hier kurz, ich muss ein paar Telefonate führen"

Er sperrte seinen Computerbildschirm und verließ den Raum. Als die Tür zugefallen war stand ich auf und schaute mich genauer im Raum um.

Zum Glück wollte ich nicht abhauen, sonst hätte ich es schon längst getan.
Mein Blick streifte über Bilderrahmen. Bills Familie. Glücklich. Einen Vorteil hatte es, außer, dass ich den Dieben so entkam. Ich würde Joos wiedersehen. Eifrig überlegte ich mir, warum ich mich gestellt hatte – Joos war sicherlich ein glaubhafter Grund. Vielleicht glaubten die mir das nicht, egal, ich war ein 15 jähriger Junge. Da mochte ich noch so professionell sein, menschliche Gefühle konnte jeder haben.

Wo war ich in der Zeit hier gewesen? Ich war getrampt. Das konnte gut sein. Ich nahm einen der Rahmen hoch und blies den Staub ab.

In diesem Moment öffnete sich die Tür. Ich drehte mich um und erblickte Bill, der mich fragend anguckte. Bevor er etwas sagen konnte machte ich es „Ihre Kinder?" ich zeigte auf die beiden lachenden 12 Jährigen, die über eine Wiese liefen. „Ja, ich dachte schon, du willst etwas klauen" „Nein Danke. Bin schließlich nicht blöd" Ich stellte den Rahmen zurück in das Regal „Das habe ich auch schon gemerkt. Du wirst gesucht, nachdem du in Deutschland den Behörden abgehauen bist und anschließend mit gefälschten Papieren nach Amerika gekommen bist!"

Ups.

„So gesehen liegt doch eine Straftat gegen dich vor. Wir nehmen dich erst mal in Schutzhaft, weil laut Interpol die Gefahr besteht, dass du geklaut werden könntest. Das Verstehe ich zwar nicht ganz, aber mir sagt sowieso niemand was, ich meine, wer sollte einen 15 Jährigen klauen?" „Keine Ahnung, was die meinen, wahrscheinlich brauchen die einen Grund, um mich festzuhalten. Vielleicht bin ich ein Zeuge von einem Verbrechen und weiß es nicht" „Naja, wohl eher nicht. Sonst würdest du nicht wegen dem Besitz von gefälschten Papieren gesucht" meinte er ironisch. Der Mann wurde mir sympathisch „Ist doch auch egal. Was passiert jetzt mit mir?" „Also, du bleibst erst mal hier und wirst dann in einer halben Stunde vom FBI abgeholt" „Aha" Ich ging vom Bücherregal weg und setzte mich wieder. Bill tat es mir gleich und guckte mich abschätzend an. „Was ist?" „Die haben mir gesagt, dass du sehr gefährlich und dreist bist und ich dich solange in eine Zelle sperren soll. Ich überlege gerade, ob ich es tun soll" Scheinbar desinteressiert antwortete ich „Müssen sie wissen, ist ihre Entscheidung" „Bist du denn gefährlich und dreist?" „vielleicht" Die Antwort schien ihm nicht weiterzuhelfen „Ich arbeite seit 30 Jahren hier und habe einen sechsten Sinn dafür entwickelt, ob jemand gefährlich ist, oder nicht" „Und?" antwortete ich interessiert „Du bist schwer einzuschätzen" „Aha" Als Bill sich zurücklehnte knarrte der Stuhl. „Es ist nicht normal, dass ein 15 Jähriger in einem fremden Land auftaucht, die Sprache fast perfekt beherrscht, allerdings gefälschte Papiere hat. Verschwindet, obwohl er gesucht wird und dann einfach so auftaucht und erzählt, er möchte sich stellen und dann die Gefahr besteht, dass er geklaut wird, Verstehst du?" „Ja" ich nickte verständnisvoll. „Aber bald ist es nicht mehr ihr Problem, Bill" „Willst du etwas zu trinken?" wechselte er das unangenehme Thema „Gerne, ich habe schon einen ganz trocken Hals" Bill tippte eine Kurzrufnummer in sein Telefon ein und sprach kurz mit jemandem. Kurz darauf trat der Polizist vom Tresen ein. „Huch, du bist noch da. So eine Anzeige ist doch schnell gemacht" Ich schaltete auf die Story vom Anfang um und erklärte „Meine Eltern wollten kommen und das hier klären, allerdings stehen sie im Stau" „Achso, dann ist das Trinken sicher für dich" „Ja" Er stellte den Becher vor mir ab und verließ den Raum „Was hast du dem denn erzählt?" fragte mich irritiert. „Nun ja, als er mir nicht glauben wollte, dass ich international gesucht werde, habe ich ihm gesagt, dass ich bei meinen Nachbarn eingebrochen bin" „Interessant" „Notwendig" „Nein, ich meine, dass du so viel Energie daran setzt dich zu stellen" „Wissen sie, ich habe einen kleinen Bruder und außer mir hat er niemanden, ich will zu ihm zurück!" „Oh, dass wusste ich nicht" „Ja, die Leute wissen das, was man ihnen erzählt." Als er mich abwartend anschaute fuhr ich fort „Ich bin mit meiner Erzählung fertig, schließlich will ich kein Geständnis ablegen" sagte ich, um zu verdeutlichen, dass ich keine Interesse mehr hatte, das Gespräch weiterzuführen."

Irgendwann redeten wir übers Wetter, hauptsächlich weil Bill die entstandene Stille unterbrechen wollte. Mir schien es nicht so, als hätte er nicht den Eindruck, dass ich abhauen wollte.


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