Übung, alles braucht Übung

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Als ich am Freitag aus dem Schulgebäude kam parkte auf dem Parkplatz ein schicker Wagen. Unteranderem deswegen stach er mir direkt ins Auge, abgesehen davon war es Verlas. Ich ging auf den Wagen zu und stieg auf der Beifahrerseite ein. „Klopfe dir bitte die Schuhe ab, ich möchte nicht, dass der" „Wagen schmutzig wird" ergänzte ich und klopfte die Schuhe aus. Auf der Rückbank saßen Joos und Kim und schienen sich zu langweilen. „Warum musst du immer länger als wir Schule haben?" „Blöde Frage" „Unser Lehrer hat uns gesagt, dass es keine dummen Fragen gibt, nur dumme antworten" „Dummer Lehrer" antwortete ich schlicht. „Warum hast du denn jetzt länger Unterricht?" „Weil ich älter bin und in eine höhere Klasse als ihr gehe." Verla mischte sich genervt ein „ Luke hat recht und jetzt seid leise, ich will keinen Streit!" daraufhin sagte keiner mehr etwas und ich lehnte mich entspannt zurück. Wir fuhren ca. eine Stunde, bis wir in Köln waren, eine weitere halbe Stunde brauchten wir, um einen Parkplatz zu finden. Doch schließlich schaltete sie den Motor aus. „Okay, es geht heute darum, dass ihr euch ein bisschen in Geschicklichkeit übt. Deswegen ist Luke auch dabei. Er wird euch einige Tricks zeigen, erklären und vormachen. Was macht ihr, wenn ihr erwischt werdet?" Sie wandte sich an Joos. Doch er zuckte nur hilflos mit den Schultern „Kim?" „ Wir zeigen auf Luke und sagen, dass er uns gezwungen hat? Das hat mir zumindest Mö erzählt" Ich musste grinsen. Mö und ich hatten uns einiges an Stuss überlegt und dann den kleinen eingetrichtert. Verla schaute sie entsetzt an „Und er steht zu diesem Zeitpunkt neben euch oder wie hattest du dir das vorgestellt?" Kim wirkte verunsichert „Ja warum nicht" Fast hätte ich laut gelacht. Verla schien es bemerkt zu haben und drehte sich zu mir. Ich räusperte mich und versuchte gespielt ernst zu gucken „Haha, sehr witzig, was wenn die das wirklich gemacht hätten?" „ich hätte gesagt, dass die nicht ganz dicht wären" „Aja" sie wandte sich wieder an Joos und Kim „Noch einen Vorschlag?" „Man könnte doch" meldete sich Joos zu Wort „sagen, dass man klausüchtig oder so ist, die Sachen brav zurückgeben und sich entschuldigen." „im Prinzip nicht schlecht" meinte Verla „aber das wäre etwas fraglich, ihr braucht eine erwachsene Person, die das bestätigt – ich. Hier habt ihr meine Handynummer, die ihr dann vorweist und Luke hat als euer Bruder gefälschte Atteste und etwas Schriftliches. Es darf deswegen immer nur einer von euch beiden als Dieb, wenn überhaupt, erkannt werden, klar?" Joos und Kim nickten brav, als ihr noch etwas einfiel. „hat Luke auch so etwas?" „Natürlich" „aber wir haben gar nicht seine Unterlagen" Ich meldete mich zu Wort, weil ich endlich los wollte. „ Wenn ich euch aus so einer Situation rauskriege, dann mich wohl auch, außerdem ist es unpassend, dass jüngere Geschwister auf die älteren aufpassen. Wenn ihr erwischt werdet, seit zerknirscht, verstanden?" „Ja" „Ja" sagten beide nacheinander und wir stiegen endlich aus. Unser erstes Ziel war der Hauptbahnhof. Dort waren immer viele Menschen, gerade, wenn Bahnen einfuhren. Wir lehnten uns an einen Pfeiler, relativ am Ende eines Bahnsteiges, dort waren kaum Menschen, aber man konnte die Menge gut beobachten „Es ist wichtig die Menge zu beobachten. Es müssen viele Leute dort sein, damit man in der Menge untertauchen kann." Die beiden hörten mir aufmerksam zu. „Dann sucht man sich ein Opfer aus" Ich zeigte mit dem Arm auf den vollen Gleisabschnitt „Welche Person würdet ihr nehmen?" ohne zu zögern zeigte Joos auf eine junge Frau mit Rucksack. „Ja, die könnte man nehmen. Das ist aber wahrscheinlich eine Studentin, die haben nicht viel Geld" „Aber Sie hat ein teures Handy" „Viele haben teure Handys. Gerade junge Leute. Aber die bekommen sie häufig von ihren Eltern oder so geschenkt. Außerdem sind Handys nicht so nützlich. Man merkt schnell, dass sie fehlen. Mir wäre Bargeld lieber. Du Kim?" „Ich würde den Mann im Anzug nehmen. Der hat bestimmt viel Geld" „Ja, der wäre gut. Ihr bleibt hier und ich zeige euch, wie man es macht. Aber ich erkläre vorher noch. „Seht ihr die Erhöhung an seiner Hosentasche? Das muss sein Portmonee sein, weil er gerade Telefoniert. Das ist gut, weil er abgelenkt ist. Ich könnte ihn jetzt anrempeln, oder warten." „Warten? Dann telefoniert er aber nicht mehr." „Das stimmt zwar, aber gleich habe ich einen anderen Vorteil. Es ist Pendlerzeit. Viele wollen mit den Bahnen fahren. Der Bahnsteig ist voll, das wäre er nicht, wenn nicht jeden Moment eine Bahn kommen würde, was uns übrigens auch die Tafel da hinten verrät. Wenn man angerempelt wird ist es in der Masse unauffällig, weil es normal ist, jeder drängelt. Kameras können da kaum etwas aufnehmen." „Klingt logisch" Joos guckte interessiert zu dem Mann. „Da kommt die Bahn Luke!" Ich nickte den beiden zu und ging Richtung einfahrende Bahn. Der Mann hatte aufgehört zu telefonieren und stellte sich, als die Bahn hielt an eine der Türen. Ich stellte mich hinter ihn. Ohne mich umzuschauen (zu auffällig) drückte ich leicht. Das fiel nicht weiter auf, weil alle drängelten, um einem Sitzplatz zu bekommen. Als die letzte Person raus war, strömten die Leute in den Waggon. Es war eine Leichtigkeit mich gegen den Mann zu drücken, da er auch drückte. Ich ging mit der Hand zur Hosentasche und zog sie, als ich ihn heftig nach vorne schubste, elegant die Geldbörse aus der Tasche. Schnell ließ ich sie in meinem Ärmel verschwinden. Anzughosen sind weite Hosen, weshalb man es gerade, wenn man abgelenkt ist, nicht merkt, wenn plötzlich etwas fehlt. Der Mann schaute sich noch nicht mal um und ergatterte sich einen Sitzplatz. Ich ging an ihm vorbei, drückte mich durch die im Gang stehenden Menschen und verließ den Zug durch die nächste Tür. An einer hinteren Säule standen Joos und Kim und schauten mich erwartungsvoll an. Ich beeilte mich zu ihnen zu kommen und zeigte das Portmonee, dann steckte ich es wieder ein. „Können wir nicht direkt reingucken" „nein, hier sind überall Kameras!" „Stimmt" „So, jetzt ist Kim dran. Wir gehen auf Gleis 12, da kommt gleich eine S-Bahn an. Joos und ich geben Seitendeckung. Die Person suche ich aus."
Der Mann war nervös und schaute ständig auf seine Uhr- ideal. Der lenkte sich selber ab, für uns einfach. Als die S-Bahn einfuhr, kopierte Kim meine Vorgehensweise, sie zog ihm das Portmonee aus der hinteren Hosentasche, während ich rempelt. Sie schaffte es auch, die Geldbörse verschwinden zu lassen. Wir stiegen ein und wieder aus. Mit Joos wiederholten wir das gleiche und wieder klappte es. Später, in der überlaufenen Fußgängerzone war es ein Kinderspiel. Die Leute waren zu dumm, ihre Sachen ordentlich wegzupacken, die meisten Portmonees fischten wir aus den hinteren Hosentaschen. Ich zeigte aber auch schwerere Tricks, wie Brieftaschen aus Handtaschen zu klauen. Das machten sie allerdings noch nicht nach. Als es dunkel wurde setzten wir uns an eine einsame Ecke und zählten das Geld. Kreditkarten schmissen wir weg, weil es ja nur um die Übung ging. Außerdem hatten die meisten ihre Karten mittlerweile bestimmt gesperrt. Am Ende hatten wir etwa 570 Euro zusammen. „Davon können wir, wenn ihr wollt Pizza essen gehen" „Ja unbedingt, ich sterbe fast vor Hunger!" Wir suchten eine nette Pizzeria und wir aßen gemütlich auf den gelungenen Tag. Danach rief ich Verla an und ließ uns abholen. Auf der Rückfahrt erkundigte sie sich „Und wie viele Handys habt ihr erbeutet?" Ich hatte den beiden zwar gesagt, dass wir keine Handys klauen würden, aber verschwiegen, dass Verla nicht wollte, dass wir welche klauten - es verbot. Verla schaute in den Rückspiegel, ohne dass die beiden merkten, dass sie beobachtet wurden. Wenn die beiden logen gab es spezielle Anzeichen, z.B. Blicke wechseln, den Gegenstand befühlen etc.. Es war gemein, denn selbst wenn ich sie vorgewarnt oder sonstiges gemacht hätte, hätte sie es bemerkt, denn die beiden waren nicht so gut im lügen wie ich, wenn sie mich gefragt hätte, hätte ich sie ohne mit der Wimper zu zucken anlügen können. „Nein, Luke meinte, das lohnt sich nicht" antwortete Joos ohne zu zögern. Sie betrachte die beiden noch kurz, dann nickte sie „Da hat er recht gehabt, wie viel habt ihr den erbeutet?" „etwas 570 Euro" antwortete ich. „Für 30 Euro sind wir essen gegangen. Den Rest behalte ich" „sei froh, dass die beiden noch keinen Anspruch auf Anteile erheben!" „wie Anspruch auf Anteile erheben?" fragte Kim verwirrt „Ach, das ist etwas Steuerliches. Ihr könnt z.B Anteile auf Steuern erheben, aber das übernehme ich in diesem Fall. Da habt ihr dann nicht so viel Arbeit" „Danke Luke, Steuern und so sind nicht mein Gebiet" sagte Kim erleichtert und auch Joos nickte. Lange würden die mir so etwas nicht mehr glauben, dann waren die zu erfahren, aber solange es noch ging... Verla grinste nur und sagte dann leise, so, dass nur ich es hörte „Ja, nicht so viel Arbeit.....wenn du es mir gibst, denn die eine Woche ist noch nicht vorbei." Ihr Grinsen verschwand und sie hielt mir ihre Hand hin. „Wieso, du sagtest nur, dass ich mir von den anderen kein Geld organisieren darf" erwiderte ich bockig „Dann weite ich die Regel eben aus und außerdem habe ich keine Lust darauf, mit dir zu diskutieren!" schlecht gelaunt drückte ich ihr das Geld in die Hand, war ja klar, dass die jede Gelegenheit nutzen würde, um mich zu bestrafen, aber besser als noch mehr Ärger zu kriegen...

Kaum zurück musste ich mich den Toiletten widmen. Es war extrem nervig immer den Mülleimer zu leeren und anschließend alles feucht zu wischen. In die Mädchenwaschräume durfte ich erst ab elf Uhr und so wurde es immer sehr spät, aber das war natürlich total beabsichtigt. Auf dem Weg dorthin kamen mir Sophie und Luisa entgegen. „Hey Luke, danke, dass du die Toilettendienste für mich und Sophie übernommen hast" neckte mich Luisa „Was hast du denn diesmal ausgefressen?" fragte Sophia „Nervt nicht" wies ich sie nur ab, ich hatte noch nichts gegessen und Geld hatte ich auch nicht, außerdem setzte mir der Schlafmangel langsam zu. „Oh, diesmal keine intelligenten Sprüche?" setzten Luisa nach. „Ach, sei leise, oder ich erzähle Chris, dass du unsere Milch leer gemacht hast und dann überlegen wir uns etwas nettes, ich hab Kontakte zu einem Vogelspinnen Züchter" Sofort verschwand das Grinsen aus ihrem Gesicht „Woher weißt du das mit der Milch?" „Ich habe nur geraten, aber anscheinend richtig, danke für die Info" jetzt grinste ich. Luisa starrte mich böse an und zog mit Sophie ab. Luisa war kurz vor mir in der Küche gewesen und ich entdeckte im kurz zuvor entleerten Mülleimer, neben der Milchtüte, die Sandwichpackung von dem Sandwich, den sie aß, als sie mir entgegen gekommen war.
Ich betrat den Raum und fing an, sauber zu machen, als ich hörte, wie die Tür geöffnet wurde. Als ich aufguckte sah ich, wie Nelly im Schlafanzug ziemlich verschlafen rein kam. Dies war der ideale Augenblick, um mich zu rächen. Ich wartete noch ab, bis sie wieder aus der Toilette kam und sich anfing, die Hände zu waschen. Sie schien mich noch nicht wirklich bemerkt zu haben, denn sie erschreckte ziemlich, als ich sie von hinten packte und sie zu mir umdrehte. Erschreckt schaute sie mich an „Wehe du schreist, dann stecke ich dir diesen Putzlappen in den Mund" Ich nickte in die Richtung und Nelly nickte unsicher „Also, warum hast du mich bei Verla verraten?" Sie schaute mich nur an, schüttelte den Kopf und versuchte, sich aus meinem Griff zu winden, doch ich hielt sie nur noch fester am Arm gepackt „Warum, wegen dir hab ich Ärger bekommen und ich hasse Ärger!" „Lass mich los" piepste sie „weißt du, ich möchte dir nicht wehtun" erklärte ich ihr „Du hast mir nichts zu sagen" fiepte sie etwas unsicher, leichte Panik schwang in ihrer Stimme mit. Ich packte sie noch etwas fester und warf sie gegen das Waschbecken. Sie prallte mit der Schulter dagegen und rutschte seitlich runter. Sitzend blieb sie unten und hielt sich die Schulter. Ich hockte mich zu ihr runter und zischte sie böse an „Mach das nicht noch einmal, dann tue ich dir richtig weh, das war nur eine kleine Warnung, ich kann dir dein Leben zur Hölle machen, wenn ich will! Ach und dieses kleine Gespräch bleibt unter uns, verstanden?!" Sie nickte kläglich, ich wendete mich wieder meiner Arbeit zu und bemerkte nur im Hintergrund, wie sie schluchzend aufstand und den Raum verließ. Die würde mich bestimmt nicht mehr verpetzen und wenn, konnte sie mit ziemlichem Ärger rechnen (Ich auch, aber ich glaubte nicht, dass es so weit kommen würde). Ich erledigte meinen Dienst fertig und ging schließlich ins Bett.

Einige Tage später hatten wir wegen einer Lehrerfortbildung frei und ich wollte den Tag nutzen, um meine Fähigkeiten im Messerwerfen zu verbessern, denn Gill hatte recht gehabt, ich konnte mich genauso gut aufs Messerwerfen konzentrieren, außerdem wollte ich mich nicht immer nur auf eine Spielzeugpistole verlassen. Da es in der kleinen Küche morgens viel zu voll war, verzichtete ich auf mein Frühstück und ging über den Hof, auf die große Wiese. Hier hatte ich mich mit einem unserer Mentoren verabredet, Falk war noch nicht da und so lief ich durch den schmelzenden Schnee, damit mir nicht kalt wurde. Nach fünf Minuten sah ich ihn über den Hof kommen. Er trug, wie es für ihn typisch war, Springerstiefel mit einer Tarnhose. Trotz der Kälte hatte er lediglich ein kurzes schwarzes T-Shirt an, an seinen Armen trug er breite Lederarmbänder, in denen kleine Messer steckten, auch an seinem Oberschenkel hatte er ein großes Jagdmesser geschnallt. Seine langen braunen Haare waren zu einem lockeren Pferdeschwanz gebunden. Wie immer hatte er sein Grinsen im Gesicht, was nichts hieß, denn er konnte, wenn es um seine Messerfähigkeiten ging, ziemlich rücksichtslos sein. Ich ging auf ihn zu und er grinste mich an „Na, du willst also noch etwas dazulernen?" Automatisch grinste ich zurück „Jepp" Den kleineren machte sein Grinsen eher Angst, aber ich hatte mich dran gewöhnt, es gehörte einfach zu ihm. „Wir gehen in den Schuppen" Teilte er mir mit und schlug den Weg, quer über die Wiese ein „Ich hab gehört, dass du Ärger mit Verla hast" neugierig schaute er mich an „Hab ich doch immer" Falk war Anfang dreißig und ziemlich durchtrainiert, er ging sehr regelmäßig in unseren Gewichtraum und trainierte, ich hielt davon nicht viel, schließlich hatte die Größe der Muskeln nicht unbedingt etwas mit der Kraft zutun. Wir gingen zusammen bis zum Schuppen, zogen eine Falltüre zurück und gingen runter in den Keller. Alles war auf Falks Geschmack abgestimmt, schummriges Licht erhellte den Raum, an den Wänden hingen Holzplatten, auf die Zielscheiben gemalt waren. Eine Heizung gab es eh nicht und an einer Wand stand ein hochmoderner Schrank, in den die Messer eingeschlossen waren. Falk holte mir vier Übungsmesser raus „Wehe, die treffen die Mauer, dann schleifst du die wieder scharf" den letzten Teil murmelte er eher zu sich selbst „Falls das dann überhaupt noch möglich ist, bei diesen ganzen Unfähigen" Er schaute mich an und fing wieder an zu grinsen „Dann mal los" Tock, Tock, Tock, Tock steckten alle seine Messer in der Mitte einer Zielscheibe „Worauf wartest du?" Ich konzentrierte mich, zielte und warf mein Messer auf das Brett zu. Tock die Spitze bohrte sich in den äußersten Rand des Bretts. Die anderen trafen ähnlich schlecht und als ich fertig war, konnte ich Falks Grinsen förmlich hören „Tja, da müssen wir wohl noch mal etwas üben, fangen wir bei deiner Stellung an" trotz der Kälte schwitzte ich sehr bald und nach zwei Stunden schonungslosem Training war ich total fertig.


DiebeWhere stories live. Discover now