Roy Lee

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Am Flughafen ging ich in die Tiefgarage und wartete. Nach gut einer halben Stunde kam Leon vorbei. Er Arbeite seit fast schon 30 Jahren in diesem „Beruf" sagt er immer. Er organisierte falsche Pässe oder kaufte; wenn es spontan sein musste, auch die Tickets. Einer meiner Mitbewohner hatte einmal gemeint, dass er auch gute Kontakte hatte, um Tickets illegal zu besorgen. Auf jeden Fall war er sehr zuverlässig. Ich nahm die Tickets und gab ihm sein Geld dafür.
Gut 20 Minuten später stand ich vor dem Schalter. „ So Tobias, alles in Ordnung. Reist du das erste Mal alleine?" das sagte eine Rothaarige Frau, während sie mir mein Ticket und den gefälschten Personalausweis zurückgab. „Nein, ich bin schon mehrmals zu meinem Vater geflogen, es ist so schlimm, zwischen Eltern pendeln zu müssen." Die Dame nickte mitfühlend und ich ging weiter. Innerlich musste ich grinsen, wie leichtgläubig die immer waren!
Im Flugzeug setzte ich mich auf meinen Platz. Die Spielzeugpistole hatte ich, weil sie aus Plastik war, erfolgreich durch die Sicherheitskontrolle geschmuggelt. Hier konnte ich mich noch ein bisschen ausruhen. Ich ging noch mal meine Informationen durch. In seinem Computer stand, dass er sich am Eifelturm mit jemandem treffen wollte. Der Ort war viel zu auffällig, ich würde kurz vorher den Treffpunkt ändern, um ihn abfangen zu können. Ich lehnte mich zurück und viel in einen ruhigen Schlummer. Als das Flugzeug landete schreckte ich auf.

Als es bereits Abend wurde, streifte ich durch die Pariser Straßen und suchte einen ruhigen Ort, wo ich mich noch mal kurz entspannen konnte. Obwohl ich so etwas schon oft gemacht hatte, war ich trotzdem noch immer angespannt. Mich in ein Hotel einzumieten wäre zu Spurenreich, ins Pariser Diebe-Quatier zu gehen würde sich nicht lohnen, weil ich heute schon spät abends fertig sein wollte. Ich bog gerade in eine Seitenstraße ein, als ich fündig wurde - Ein Café mit W-Lan. Ich setzte mich an einen Tische auf der Café-Terrasse und sofort kam von drinnen eine Kellnerin. Sie war jung und hatte schwarze lange Haare und, dass musste man zugeben, sehr hübsch. Doch mir war das ziemlich egal, ich bestellte nur ein Wasser und fragte nach dem W-Lan Schlüssel. Sie warf mir noch einen Vielsagenden Blick zu und verschwand nach drinnen. Sofort holte ich meinen Labtop aus dem Rucksack und schrieb an Roy, dass wir uns in einer kleinen Seitenstraße treffen würden. Er wusste natürlich nicht, dass ich und nicht sein Treffpartner mit ihm schrieb. Man musste immer kurz vorher schreiben, damit die andere Person das nicht mehr nachprüfen konnten. Nach meinen Berechnungen müsste Roy schon unterwegs sein und seine Route jetzt ändern. Konnte man nur hoffen, dass meine Rechnung aufging. Ich bezahlte, schulterte meinen Rucksack und ging los.
Ich hockte bewegungslos hinter den Mülltonnen und wartete. Meine Handschuhe und meine Sturmhaube trug ich immer bei solchen Einsätzen, damit ich nicht erkannt wurde, oder Fingerabdrücke hinterließ. Die Handschuhe zog ich mir schon an, mit der Sturmhaube wartete ich noch etwas, da es darunter sehr warm war.
Nach 20 Minuten kam er dann, nicht zu früh, genau richtig. Roy war nervös. Nervöse Leute sind schreckhaft. Ich zog mir die Sturmhaube über den Kopf. Der Mann war angekommen, er stand, mir den Rücken zuwendend, unmittelbar vor mir. Roy war wohl größer und stärker als ich, aber ich war wendiger und gerissener als er, das sah man im schummrigen Licht, dass der Vollmond in die dreckige Gasse warf. Ich trat aus dem Schatten. Er bemerkte mich und wirbelte herum. Roys Augen weiteten sich, denn er guckte genau in den lauf meiner Pistole. Seine Hand wanderte langsam Richtung Hosentasche. Er wollte Zeit gewinnen: „Was willst du von mir?" Ich sah es und schrie ihn an „Hände weg von deiner Hose" Er hatte zuckte zusammen, doch schreien verfehlt fast nie seine Wirkung, außerdem hatte auch er eine Pistole! „Oder ich schieße!" Roy hob beschwichtigend seine Hände, er hatte sich gefasst. „Hände oben lassen, umdrehen" Roy drehte um, ich ging langsam auch ihn zu, doch als ich ihn gerade fesseln wollte drehte er sich plötzlich um und wollte mir mit voller wucht ins Gesicht schlagen, doch ich duckte mich instinktiv unter seiner Hand weg uns schoss.
Roy schrie vor Schmerz auf, ich hatte ihn genau in die Wade geschossen. Doch Roy blieb trotz der Schmerzen stehen und warf sich auf mich. Wir fielen übereinander und mir flog die Waffe aus der Hand, ich ihn mit voller Wucht in den Bauch. Er krümmte sich, erwischte mich mit seinem Schlag aber trotzdem an der Schulter. Ein stechender Schmerz durchfuhr sie. Ich warf mich zur Seite und dann auf ihn. Mit einem Schlag auf den Kopf schlug ich ihn bewusstlos. Ich holte Handschellen aus meinem Rucksack und fesselte ihm die Hände auf den Rücken und ließ ihn, so wie er war liegen. Er hatte an der Stelle, wo ich zugehauen hatte, eine Platzwunde am Kopf, doch ich ignorierte es einfach, sie war nicht wichtig, dann nahm ich ihm die Waffe aus der Hose und steckte sie ein. Roy kam wieder zu sich, und muss es wohl gesehen haben, sagte aber nichts und bewegte sich auch nicht. Ich fand noch ein Handy und nahm es an mich. Ich schlenderte zu meiner Waffe und nahm sie wieder an mich. Jetzt brauchte ich ein Auto. Ich wählte auf Roys Handy Verlas Nummer und wartete: „ Hallo hier Verla" „Hier bin...ich." sagte ich mit einem Seitenblick auf Roy. „Ich brauche ein Auto" „Gut...ist unterwegs. Mit welchem Handy telefonierst du?" ihre Stimme klang scharf. „Das ist das Handy von Roy. Ich habe immer noch keins und wenn ich eins hätte wäre ich nicht so dumm, dich damit anzurufen" „Wir haben dein Handy geortet und sind gleich da. So dann darfst du das Handy jetzt zerstören, ich bleibe dran, los!" Wütend warf ich das Handy an die Wand, es krachte und fiel zu Boden, das hatte nicht überlebt! Ich rieb mir die schmerzende Schulter als Roy sich höhnisch meldete: „Na hat der Chef etwas gesagt, was dir nicht gefällt?" Ich betrachtete ihn mit einem Blick aus meinen kühlen Grünen Augen und zog mich in den Schatten zurück.
Aus der Dunkelheit kam ein Auto. Als es hielt, stiegen zwei Männer aus und guckten sich um. Man wusste nie wer das war, deshalb war ich vorsichtig. „Du Gill, sollten hier nicht zwei Personen sein?" fragte einer der beiden. Der andere beachtete ihn gar nicht, machte eine Taschenlampe an und schaute sich in der Gasse um. Der Schein fiel auf das kaputte Handy. „ich glaube, hier sind wir richtig". Sagte der ältere. Auch der jüngere hatte eine Taschenlampe angemacht und sein Schein fiel auf Roy, der stöhnend in das helle Licht guckte. Der ältere wirbelte herum und lächelte „Na wen haben wir denn da? ...Verla hatte recht, der junge ist gut, nur, wo ist er jetzt? „ Der Mann hat eine Schusswunde, ich dachte der Junge dürfte keine Waffen haben?" ergänzte der Jüngere und deutete auf den roten Fleck an Roys Wade. Das waren eindeutig Diebe! Ich trat aus dem Schatten „ Schon mal etwas von präparierten Spielzeugwaffen gehört?" Die beiden wirbelten herum. Der ältere, ich glaube, er Hieß Gill überging meine Antwort „ Der Mann hatte bestimmst auch eine Waffe, wo ist sie?" Dabei gab er dem jüngeren ein Zeichen, worauf hin dieser sich an Roy zu schaffen machte. „Wie heißt du?" fragte er mich „Nenn mich einfach Luke" gab ich kühl zurück „ Luke, Hm... meinen Namen hast du schon gehört....Wo ist die Waffe von Roy?" seine Stimme klang auf einmal eisig „Die Waffe hat der Junge in seine Tasche getan." Krächzte es von Roy, dann hörte man einen Schlag. „ Gill schaute mich triumphierend an: „Na los Luke, du kannst Sie nicht mehr Verstecken" Vermutlich hätte ich es geschafft, wenn Roy nicht dazwischen gequatscht hätte. Trotzdem rührte ich mich nicht. Abschätzend schaute ich ihn an. Gill zog langsam eine eigene Pistole aus der Tasche, er würde vermutlich sogar schießen. Widerwillig ging ich auf ihn zu und legte ihm Roys Pistole in die Ausgestreckte Hand. „Okay Luke" das sagte er fast freundlich „Du kannst jetzt zum Auto gehen, wir kommen dann gleich nach."
Gill ging zu den anderen beiden. Der jüngere hatte Roy, der stöhnen erwachte, hochgehieft. Wütend stieß ich einen Stein zur Seite und ging weiter zum Auto. Ich wartete, bis die anderen eingestiegen waren und setzte mich nach vorne, weil Roy und der jüngere hinten saßen. Roy konnte mich hier nicht sehen also zog ich die Sturmhaube vom kopf. Gill musterte mich, sagte aber nichts. Die ganze Fahrt sagte niemand etwas, nur gelegentliches stöhnen. Das nächste Mal würde ich selber den Rückweg antreten!
Als der Wagen hielt kamen andere Männer und zerrten Roy, der sich mittlerweile wieder wehrte, aus dem Auto und in ein kleines Gebäude. Ich stieg aus und folgte Gill. Er führte mich in einen Gebäudetrakt, zu einem kleinen Raum. In ihm standen nur ein Bett und ein Stuhl. Die Wände waren langweilig weiß und an dem einzigen Fenster, das es gab, waren die Rollladen runtergelassen. Gill zeriss die stille plötzlich „ Warum beharrst du auf eine Pistole, mit einem Messer kannst du dich doch auch wehren!" Der war nervig, bei so einer art von vorgesetzten würde ich wahrscheinlich selbstständig werden „ Ich besitze eben lieber eine Pistole, die hat mehr Eindruck, außerdem, ist das meine Sache!" Gill nickte, drehte sich um und ging. Ich ging ins Zimmer, schloss die Tür und legte mich aufs Bett. Ich hatte schon wieder einen Einsatz erfolgreich erledigt. Nur zu gut erinnerte ich mich an meinen ersten. Ich musterte mit meinen fünf Jahren den Mann aus meinen grünen Augen. „Entschuldigen Sie Herr, ich habe meine Mami verloren, dort hinten, können sie mir helfen?" Ich vergoss pflichtbewusst ein paar Tränen. „Ich habe zwar keine Zeit, aber ich helfe dir kurz." „Ich nickte, nahm seine Hand und führte ihn in eine kleine Gasse. „Hier habe ich sie verloren" schluchzte ich gerade noch, als sich zwei Männer auf den Heeren stürzten und ihn in ein Auto zerrten. Der Mann schaute mich noch fassungslos an, als ich winkte, mich umdrehte und wegging. Die Autotüren schlugen zu und der Mann verschwand. Das war mein erstes Richtiges verbrechen. Und es war ein perfektes Verbrechen. Man sagt, es gebe keine perfekten Verbrechen, aber das war eins gewesen, genauso wie alle folgende. Man muss nur genug Intelligenz, Scharfsinn und Menschenkenntnis und ein gutes Training haben um so etwas hinzukriegen.
Zum Glück schmerzte meine Schulter kaum noch. Ich drehte mich zur Seite und schlief ein.
Am nächsten Morgen wurde ich unsanft von Gill geweckt. Ich aß mein Frühstück im Auto, weil wir schnell losmussten. Auf dem Weg zum Flughafen sagten wir wieder nichts. Ich stieg, als wir ankamen aus und ging Richtung Check-in. Mein Flieger ging in einer halben Stunde, ich musste mich beeilen.
Wenn ihr denkt, ich würde ausschließlich ein verbrecherisches Leben führen- nein, ich gehe auch zur Schule. Schließlich will ich etwas lernen. Außerdem verriet ich mich dadurch nicht unbedingt. Notfalls würde ich einfach eine neue Identität annehmen oder untertauchen.


DiebeWhere stories live. Discover now