Dieb

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Es gibt viele Verbrecher - verschiedene. Ich bin ein Dieb. Nicht irgendein Taschendieb, sondern ein Dieb, einer der besonderen Art.

Wir klauen Schmuck, Dokumente, manchmal sogar Menschen und wir hinterlassen keine Spuren.
Wir drehen nur, wie man so schön sagt, die großen Coups. Wir arbeiten für andere, die Dinge haben wollen, die ihnen aber nicht gehören. Dafür werden wir gezahlt.

Ich bin mit fünf Jahren Dieb geworden, vielleicht bin ich auch einer der gerissensten und schlausten. Dennoch muss man sich vor seinen Gegnern in Acht nehmen, denn ein gewisses Jobrisiko gehört zu jedem Beruf, auch zu meinem. Man sollte gerade in diesem „Beruf" keine Fehler, egal welcher Art erlauben, denn dann ist man verloren.

Ich ging durch die dunklen Gänge von Barkanas. Barkanas war ein Haus, dass am Rand eines Naherholungsgebietes, ziemlich nah der Stadt lag. Es war ein altes Gutshaus aus dem 19. Jahrhundert, dass aber Saniert worden war. Als die Diebe es Kauften, wurde noch ein zweites Gebäude in genau dem gleichen Klinkerstiel angebaut, was den Bau an sich sehr Mächtig, aber auch irgendwie romantisch wirken ließ. Zudem war der vordere Teil, der, der zu Straße zeigte, mit einer ein eineinhalb Meter hohen Ziegelsteinmauer eingefasst, um das Haus vor störenden und neugierigen Blicken zu schützen. Das Gut lag an einer Nebenstraße, die fast direkt an das Neubaugebiet angrenzte. Durch die etwa dreißig Meter lange Allee war das Grundstück etwas von der Straße zurückgesetzt, durch Einfahrt hielt man sich die Leute auf Distanz. Die hohen Bäume der Allee waren außerdem ein guter Sichtschutz. Zu dem alten Grundstück gehörte auch noch eine alte Stallung, in der jetzt eine Werkstatt war, diese lag genau wie die große Wiese hinter dem Haus. Die Wiese, die wir in Sommer für vieles nutzen konnten, war etwa so groß wie ein Fußballfeld, aber anders verteilt. Wenn man sich Ärger eingefangen hatte, musste man sie manchmal Mähen, wofür man einen ganzen Nachmittag brauchte, jetzt im Winter konnte mir das glücklicherweise nicht passieren, dass aber nur am Rande. Hinter der Wiese fing direkt der Wald an, der nach einigen Metern in den öffentlichen Wald überging, der zu dem Naherholungsgebiet dieser Gegend gehörte. Ein einfacher Zaun trennte die beiden Grundstücke und durch ein Törchen konnte man gut auf beide Seiten gelangen. Mein eigens Zimmer allerdings hatte sein Fenster an der Seite des Hauses und grenzte direkt in den Wald. Seit meiner frühsten Kindheit lebten mein Bruder und ich hier schon und ich hatte mich super eingelebt. Ich kannte die vielen Gänge, die sich über zwei Häuserflügel verteilten und zum Teil unterirdisch lagen genau, der unterirdische Teil war erst später eingebaut worden und so auf keiner Karte verzeichnet, was gut zu dem Konzept passte, das die Diebe vertraten: Immer möglichst geheim bleiben, ich schätze, dass selbst ich nicht alle Räume kannte. Etliche hatte ich aber auch schon in geheimen nächtlichen Aktionen gefunden, was mir teilweise ziemlich Ärger eingebracht hatte...

Verla wartete auf mich, sie wartete nicht gerne, aber ich ließ mich nicht hetzen, andere hatten regelrecht Panik zu spät zu kommen, weil sich unsere „Betreuer" schon ziemlich fiese Strafen ausdenken konnten. Der dunkle Gang, durch den ich zu Verlas Büro ging, hatte keine Fenster, damit er von außen nicht zu erkennen war. Ich ging den ungemütlichen, in grau gestrichenen Gang, der mit Neonleuchten ausgeleuchtet war, bis zu einer Eisentür, die sich surrend öffnete, als ich davor stand. Im Dämmerlicht saß Verla vor einem Schreibtisch und arbeitete. Sie war der Chef des Hauses, wie ich immer sagte. Mit einem spöttischem Blick begrüßte ich sie: „Hallo Chef" Sie schaute nicht mal auf und antwortete: „ Na wie wollen wir den heute so heißen, vielleicht wie beim letztem mal... David" Sie ärgerte mich immer mit meinen verschieden Namen, die ich benutze, um meine Spuren zu verwischen. Ich lächelte sie milde an: „Naja, ich finde du solltest dir mal etwas neues einfallen lassen. Also was gib es?" Ohne Umschweife kam sie zur Sache: „Der Mann, an dem du das letzte Mal dran warst, hatte wohl noch einen Kollegen. Ich weiß nicht genau welche Rolle der Spielt, aber anscheinend hat er etwas mitbekommen und nun haben wir den Auftrag erhalten, den auch verschwinden zu lassen" Verla schaute mich nun an. Ja, da war noch jemand gewesen. Ich sprach laut weiter „Ja den habe ich bemerkt. Ein Gewisser Roy Lee. Ich bin an seiner Spur geblieben." „Ach ja sicher doch, unser Genie, bemerkt aber auch alles." sagte sie höhnisch „Ich kann mich nicht erinnern, dir einen Auftrag erteilt zu haben." Ihre stimme klang scharf, dass wurde sie immer, wenn Verla verärgert war. „Es ist nie gut, ein Opfer aus den Augen zu verlieren" Sagte ich bestimmt. Verla verschränkte ihre Arme vor der Brust und guckte mich an: „Nun Gut, du darfst dann jetzt offiziell (sie betonte das Wort besonders) anfangen. Sie nahm eine Pistole und spielte damit herum. „Viel Spaß mit deinem Spielzeug." Ich guckte sie spöttisch amüsiert an. Verla war der Meinung, dass ich keine echten Waffen besitzen sollte, ich hatte mir trotzdem eine eigene gebaut, falls ich bei einer meiner Aufträge erwischt werden sollte, würde sich eine Spielzeugwaffe außerdem „Strafmindernt" auswirken. Verla und ich unterhielten uns immer sehr distanziert, weil ich fast immer andrer Meinung als sie war und wir uns häufig stritten, wobei ich natürlich immer den kürzeren zog, weil sie der Chef war und so richtig anlegen wollte ich mich mit ihr auch nicht, denn abgesehen von zu oft rasen Mähen und anderen fiesen Aufgaben, wollte ich nicht erleben, wenn sie mich richtig bestrafen würde.

Ich ging durch den hässlich beleuchteten Gang zurück in einen kleinen Vorraum. Von dort aus ging es in drei verschiedene Richtungen. Wenn du neu hier warst verliefst du dich zwangsläufig hoffnungslos. Ich nahm den zweiten Gang und folge ihm ein Stück, dann bog ich nach rechts in ein enges Treppenhaus ab. Im ersten Stock sah es eher so aus, wie in einem Guthaus. Es war Geschmackvoll eingerichtet und hatzte seine Eleganz nicht verloren. Hier lagen auch die Schlafräume, ich steuerte auf mein Zimmer zu, dass in einem der verwinkelten Flure lag, die durch den Umbauten damals entstanden waren. Hinter einer der vielen alten Holztüren lag mein Raum. Er sah so aus, wie alle Schlafräume. Ein Bett, daneben ein Schrank und gegenüber ein Schreibtisch mit Stuhl. Die Wände waren alle weiß, ach ja und der Waffenschrank, der in allen Räumen war. Ich durfte zwar keine Waffen haben, aber ich hatte mir eine Spielzeugpistolen besorgt und passend präpariert. Ich setzte mich an den Schreibtisch und schaltete meinen Computer an. Ich öffnete einige Programme und schon war ich in Roy Lees Rechner- so hieß der Agent. Ich schaute mir alles sorgfältig an, lächelte und begann meine Sachen zu packen. Er war in Paris. Paris, die Stadt der Mode, was für ein „schöner" Ort! Während ich ein Ticket organisierte, packte ich meine Power 3000 Spielzeugpistole ein, dazu noch einen Snack. Ein Handy, Naja, Verla meinte, als ich eins haben wollte, dass ich auf einem Handy viel zu leicht geortet werden könnte, oder es brauchte sich bloß jemand in mein Gerät einhacken oder so, dabei spielte sie auf einem Smart-phone herum. Das mit dem Handy war eigentlich nichts persönliches, denn niemand bei den Dieben hatte, wenn sie in meinem alter waren, hatte eins. Nur mich musste sie damit ärgern. Spöttisch grinste sie mich an, ich lächelte nur kühl zurück und ging. Ich würde auch ohne Handy meine Wege gehen, hatte ich mir damals überlegt und bis jetzt kam ich ganz gut ohne aus. Den ausgeschalteten Laptop schob ich als letzten in die Tasche.

DiebeWhere stories live. Discover now