Kapitel 7

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Am nächsten Nachmittag saß ich wieder in Verlas Büro. Sie war in ihren Computer vertieft. Ich wartete geduldig. Sie ließ mich neuerdings extra lange warten, ich war mich nicht sicher, was sie damit bezwecken wollte. Nach einer halben Stunde blickte sie auf. „Diesmal ist ja alles glatt gelaufen" bemerkte sie mit leichtem Spott und lehnte sich zurück. Für die nächste Zeit habe ich noch etwas mit dir vor, allerdings kannst du dir erstmal eine kleine Pause gönnen." Ich nickte, dann zog ich einen Umschlag aus der Tasche. „Hier ist das Geld für die Kette. Ich hatte gestern Abend keine Lust mehr, es dir zu geben. War halt beschäftigt" Verla nahm den Umschlag, packte das Geld, dass nur aus Scheine bestand aus und steckte es in eine Geldzählmaschine. Als das Rattern aufhörte schaute sie zufrieden auf. „Stimmt alles" „Was hattest du denn erwartet, etwa, dass ich dich, unseren großen Chef betrügen will" „Nicht witzig" stellte sie trocken fest. „Das war auch nicht witzig gemeint" erwiderte ich genauso trocken. „Gut, dann kannst du jetzt gehen." Ich stand auf und verließ den Raum. Ich fragte mich genervt, wofür ich jetzt die halbe Stunde gewartet hatte, aber ändern würde sie das ganz sicher nicht, wenn ich sie darauf ansprach. Oben in meinem Zimmer warf ich mich aufs Bett und döste vor mich hin, bis Chris anklopfte, rein kam und sich gemütlich in den Schreitischstuhl hängte. Ich richtete mich auf und schaute ihn fragend an. „Ich habe Essen bestellt. Kannst du es abholen? Ich habe keine Lust in die Stadt zu gehen." „Glaubst du etwa ich" antwortete ich noch ein wenig verschlafen. „Nö" kam die schlichte Antwort „ Na gut, ich glaube, ein wenig frische Luft tut mir ganz gut." Ich stand auf, zog mir eine Jacke an und ging durch die Zimmertür. Kurz, bevor ich sie hinter mir zu zog, sah ich noch, wie er es sich auf meinem Bett gemütlich machte, Idiot!
Ein eisiger Wind pfiff durch die Straßen. Als ich in den Himmel guckte, sah er bewölkt aus, diese Nacht würde es sicher Schnee geben. Ich zog mir die Kapuze tiefer in die Stirn und ging die letzten 500 Meter bis zum Asia- Restaurante. Ich ging direkt zum Tresen, nannte Chris Namen, bezahlte und machte mich mit dem noch warmen essen auf den Rückweg. Ich würde Chris schon zeigen, dass ich keine Lust hatte und nahm sein essen aus der Tüte. Ich packte es sorgfältig aus der Alufolie aus und öffnete anschließend den Deckel. Die zehn Minuten, die ich zurück brauchte, würden reichen, um das Essen abzukühlen. Kurz vor unserem Quartier, als sich kleine Eiskristalle anfingen, auf der Soße zu bilden, packte ich alles wieder sorgfältig ein. Als ich durch die Allee ging, die tosenden alten Bäume über mir, packte ich das essen wieder in die Alufolie und freute mich auf Chris Reaktion.
Drinnen war es schön warm und ich zog meine warme Jacke aus. Auf dem Zimmer warf ich sie achtlos auf den Schreibtischstuhl, dann packte ich die Sachen wieder aus und setzte mich neben Chris aufs Bett. Während ich mein noch warmes Essen genoss verzog Chris das Gesicht „ Bä, das ist kalt, was hast du damit gemacht?!" Ich antwortete ruhig „ Ich möchte doch nur, dass du einen kühlen Kopf bewarst, es ist unverantwortlich jemanden bei dieser Kälte vor die Tür zu setzten. Außerdem" fuhr ich fort, „habe ich das mit den Spagetti nicht vergessen, die waren doch extra so ekelig klebrig!" „Ja ja schon gut, du hast mal wieder gewonnen. Natürlich hast du die Spagetti nicht vergessen, hätte ich eigentlich wissen müssen. Ich gehe mir das essen dann mal warm machen" Er stand auf und verließ den Raum. Ich breitete mich auf meinem wieder gewonnenen Bett aus und verspeiste das leckere Gericht. Danach machte ich mich Bettfertig. Heute war ein Erfolgreicher Tag gewesen.
Am nächsten Morgen lagen 10 cm Schnee. Als ich aus meinem Zimmer kam, fiel es mir direkt durch eines der Flurfenster auf. Als ich in den Hof guckte sah ich einige jüngere Diebe bei einer Schneeballschlacht. Kopfschüttelnd ging ich runter, wie Primitiv!
Das Diebequartier war als Kinderheim getarnt. Die Diebe waren Hauptsächlich Kinder und jugendliche. Es gab aber auch Erwachsene. Die Sache war nämlich die: Man wurde als Kind aus einem Kinderheim ausgesucht, aber nur, wenn du sportlich, intelligent und ein bisschen wilder als die anderen warst. Das hier war so ne art Problemkinder Heim, als Tarnung. Uns konnte man, weil wir etwas wilder waren, so bezeichnen. Pro Jahr wurden aber nur so 1-2 Kinder ausgesucht, damit wir nicht zu viele Diebe wurden. Als Erwachsene blieb man Ausbilder oder Dieb, oder was auch immer in der Organisation. Es passierte manchmal auch, dass jemand austreten wollte, leider verschwanden diese Leute aber immer. Mit mir, ich glaube auch mit den anderen haben sie IQ- Tests gemacht. Unter einem bestimmten Wert kam man hier sowieso nicht hin. In der Küche aß ich mein Müsli, leider trocken, denn irgendjemand der jüngeren hatte Chris und mir unsere Milch geklaut und machte mich danach direkt auf den Weg zur Schule – ich war spät dran.
In der Schule wurde ich auch schon von Lily bestürmt „Hi Hendrik, toll, dass es geschneit hat oder? Hast du von dem Gestohlenen, so nennen sie es in der Zeitung, Häftling gehört? Und niemand hat etwas gesehen, auch die Überwachungskameras zeigen nichts. Hier ich habe dir den Artikel mitgebracht" Das mit dem Gestohlenen Häftling war interessant, obwohl die ganze Sache schon einige Tage alt war. Lily bekam auch nicht alles sofort mit, einmal kam die nach irgendwelchen Sommerferien ganz aufgeregt zu mir, nur um mir zu erzählen, dass zu beginn der Ferien in den USA eine Fabrik explodiert war (War etwa eine Woche in den Nachrichten) Ich nahm den Zeitungsartikel und überflog ihn. Da war die Rede von zwei unbekannten Pflegern, die mitverschwunden waren, wiedergefundener Rollstuhl usw. langweilig. Natürlich hatten die Pfleger Handschuhe angehabt, weshalb es keine Fingerabdrücke gab. Da stand dann: Näheres nicht bekannt.... Es waren noch nicht mal Phantombilder dabei. Ich reichte den Artikel zurück. Gleich fing der Unterricht an.


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