Die ganze Wahrheit?

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Die ganze Wahrheit?

*Bills Sicht*

Ich spürte wie ein leichtes Zittern ihren Körper durchfuhr und verstärkte meinen Griff ein wenig. Nach einiger Zeit löste sie sich von mir und sah mir in die Augen.  

„Danke, Bill!" 

Ich sah sie einen Moment lang perplex an. Mir war klar, dass ein „Warte, du hast etwas gesagt?" sehr unpassend wäre, deswegen entschied ich mich für ein Lächeln. 

„Ich habe gesagt, ich bin für dich da, wenn du mich brauchst!" Sie erwiderte mein Lächeln leicht: 

„Und genau das bin ich nicht gewohnt!"  

„Magst du mir denn sagen, was eben los war?", fragte ich leise. Sie schwieg einen Moment ehe sie mir antwortete. 

„Ich habe seit dem ich fünf war kein Weihnachten mehr gefeiert oder jemanden etwas schenken können oder geschenkt bekommen. Und ihr habt mir in den letzten Tagen so viel Wärme und Hilfe entgegen gebracht, dass ich gar nicht weiß, was ich für euch tun kann!"  

Was hatte sie bitte für eine Familie gehabt, wenn man nicht mal Weihnachten gefeiert hat?  

„Das war für uns selbstverständlich!" Sie sah mir in die Augen. 

„bevor ich euch kennen gelernt habe, habe ich nicht mal geglaubt, dass es Menschen wie euch gibt!", sagte sie leise. Ich schluckte erste ein Mal. Das ließ relativ tief Blicken, wie ihr Leben bis jetzt gewesen war... Und was antwortete man auf so etwas?  

„Es tut mir wahnsinnig Leid für dich, dass dir das alles passiert ist und... wenn du reden möchtest, dann bin ich da!" Ich war selbst überrascht, dass ich so extrem ruhig blieb und nicht fragte was ihr alles passiert war. Normalerweise war Neugier bei mir eine Eigenart, die fast immer die Oberhand gewann.

*Sophies Sicht* 

Bills Art beruhigte mich ungemein und ließ mich geborgen fühlen. Vielleicht sollte ich mit ihm reden, er würde Verständnis zeigen und außerdem sagte man doch immer, dass es helfen solle mit jemanden darüber zu reden, oder? 

„Danke Bill!" Er lächelte mich auf seine liebe Art und Weise an und seine funkelnden Augen strahlten wie immer Wärme aus.  

„Selbst mitten in der Nacht, wenn du es schaffst mich zu wecken", zwinkerte er mir zu und verschwand. Wahrscheinlich hatte er nicht einmal eine Ahnung wie viel mir das bedeutete, oder er wusste es und bot es deswegen an, aber eigentlich schätzte ich eher, dass das seine Art war.  

Ich seufzte leise und setzte mich an den Schreibtisch um noch etwas weiter zu zeichnen, da mich dass gleichzeitig von meinen Gedanken ablenkte. Wenn ich etwas zeichnete oder Musik machte war einfach nichts anderes in meinem Kopf als der Song oder die Vorstellung des Bildes, was vor meinem inneren Auge schwebte. Ich wusste nicht warum, aber alles andere war einfach weg.  

Ich nahm mir also die Bleistifte, die genau wie das Papier hier gelegen hatten und bearbeitete nochmals das Bild. Verfeinerte ein paar Gesichtszüge und die Instrumente, damit sie eher das Bandlogo ergaben. Ich betrachtete das Bild abermals, aber immer noch fehlte irgendetwas, nur ich konnte absolut nicht sagt was.  

Vielleicht sollte ich es einfach noch mal liegenlassen bis morgen und jetzt mit etwas anderem anfangen. Hm, was könnte ich denn noch zeichnen? Ein Bild nur mit Bill und Tom fände ich schön, so wie sie damals auf dem Bett lagen, als wir die DVD geguckt hatten. Genau, das würde ich zeichnen.  

Ich sah immer noch Tom in dem Haufen Kissen, halb liegend in seiner Jogginghose und dem Shirt und Bill dicht an ihm, den Kopf an seiner Schulter und Toms Arm um seine Tallie. Naja, zumindest zu dem Zeitpunkt, wo sie nicht diskutiert hatten. Ich hatte es richtig süß gefunden wie sie da gelegen hatten, es war ein Zeichen der tiefen Verbundenheit gewesen. Ich konnte mich nicht erinnern jemals zwei Brüder, selbst Zwillinge, so zusammen zu sehen. Weil es ja so „unmännlich" sei. Eigentlich quatsch!  

Omnia vincit AmorKde žijí příběhy. Začni objevovat