Sieben - Abgehauen

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Naomi's Sicht
-Realität-

Als der künftige Alpha unser Heim betrat, um Leonora zu ihrer Hinrichtung abzuholen, war mir noch immer schlecht, aber glücklicherweise musste ich nicht mehr brechen, zumindest seit der letzten Zeit.

Doch als er mit dem Fuß über die Schwelle trat, ging es mir wieder blendend. Als wäre er mein Mate.
Der er übrigens zu 99, Periode 9% auch ist, liebste Naomi!
Was? Bitte nicht, nicht er! Ich will nicht meine Schwester betrügen müssen, bitte nicht.
Doch, leider schon. Glaub mir, ich habe darauf auch keine Lust, aber die Mondgöttin hat entschieden.
Na super. Er ist so ziemlich die letzte Person, die ich mir gewünscht hätte. Sogar einen Rogue hätte ich lieber gehabt, und du weißt, wie sehr ich die Rogues hasse, nicht wahr?
Und ob!

Von unten aus hörte ich, wie Marius mit meiner Mutter redete, und anschließend die Treppen hoch zu meiner Etage lief. Schnell verließ ich das Badezimmer in mein angrenzendes Zimmer. Von dort aus ging in meinen Ankleideraum und verrammelte die Türen zu meinem Zimmer und zum Bad. Marius lief immer weiter hoch und stieß dann die Tür zu meinem Zimmer auf. So schnell und rasend vor Wut hatte ich ihn noch nie, wirklich nie zuvor, erlebt. Er trommelte gegen die Tür zum Kleiderschrank und stieß wütend aus, ich solle sofort Miene Tür aufmachen, als mein Mate hatte er das Recht dies zu fördern und anderer Quatsch. Er wollte dich eh nur Alpha werden, endlich nach achtzehn Jahren Vorbereitung. "Ich trete gleich die Tür auf, wenn du nicht aufmachst!", rief er dann und ich schluckte. Aufmachen oder Abhauen, Giulia?
Eindeutig abhauen!
Gut, das hatte ich nämlich auch vor.

Ich schnappte mir ein beliebiges Shirt und eine kurze Shorts. Die zog ich mir an, als Marius schon anfing, die Tür aufzutreten, und öffnete das Fenster an der gegenüber liegenden Zimmerseite. Ich sprang hinaus, verwandelte mich aber noch vor Aufkommen in eine Wespe - klein und unscheinbar. "Naomi! Du kommst jetzt sofort wieder!", brüllte mein zukünftiger Alpha, als ich in Richtung Revierende flog. Endlich hatte er die Tür aufbekommen und schaute fassungslos das offene Fenster an.

In einem Baum hatte ich mich versteckt, um das zu sehen. Danach sirrte ich schnell weiter, hörte aber auch, das er nun auch hinabgestürzt war und sich verwandelt hatte. In Alphageschwindigkeit rannte er mir hinterher, zielsicher und entschlossen. Noch höher flog ich, damit er mich nicht entdecken konnte, und flog noch schneller. Kurz vor Ende des Rudelgebiets entschied ich mich, in einen Baum zu fliegen und mich dort zu verwandeln.
Wie ich erwartet hatte, trug ich noch Miene Kleidung - eine Folge von meinem eigentlichen Luna-Sein und nicht eine Folge von meiner Fähigkeit, wie von mir vermutet.

So saß ich in einem hohen Baum, beobachtete den zukünftigen Alpha bei seinen geschmeidigen Bewegungen, bis er mich eingeholt hatte und sich nun in den Bäumen umschaute, aber er entdeckte mich nicht. Dies bemerkte ich daran, dass er mich laut zu sich rief und nochmal auf seinen Mate-Status beharrte.

"Aber was ist, wenn ich gar nicht kommen möchte?", wisperte ich dann, ließ es vom Wind zu ihm herunter treiben und bewegte mich immer noch nicht. "Mann, Naomi. Komm endlich heraus, lass mich dich in meine Arme schließen und lass mich deinen wundervollen Geruch riechen! Bitte!", flehte er mich an. "Ich will nicht. Ganz sicher nicht, werde ich meine älteste Schwester betrügen!", fauchte ich, blieb aber weiterhin in den Schatten der Bäume. "Wo bist du, Naomi? Wo, verdammt? Die Mondgöttin hat entschieden, nicht du oder ich! Komm raus!", gab er zurück. "Dafür musst du mich erstmal finden! Und das kannst du nur schwer!", schrie ich und er zuckte zusammen. "Ich werde dich nicht suchen - irgendwann kommst du schon zu mir zurück, zu deinem Gefährten.", beharrte er. Mit seiner absolut verkehrten Weltsicht war er voll kommen bescheuert, aber er war mein Gefährte, ich würde es schon schaffen, sie ihm auszureden.
"Ich werde erst zurückkommen, wenn du mich findest... Und das kann lange dauern, denn als Wölfin mit Gestaltwandler-Fähigkeit bin ich nicht wirklich leicht zu finden.", hauchte ich leise, aber bestimmt. "Was hast du für eine Fähigkeit?", fragte er alarmiert. "Ich kann mich in jedes beliebiges Wesen verwandeln...", flüsterte der Wind ihm zu und seine Augen wurden groß, alarmiert blickte er auf, versuchte mich zwischen den Bäumen ausfindig zu machen. "Du kommst jetzt sofort her! Sofort! Das sage ich zu dir als dein Alpha und Mate! Du kommst jetzt sofort zu mir, oder du wirst sterben, egal ob ich dabei selbst umkomme oder nicht, Naomi, du kommst jetzt sofort her!", brüllte er, der Alpha, wütend. Von seinem Gebiet aus kamen Wölfe, um ihrem Alpha zu helfen. "Was ist los, Alpha Marius?", fragte der größte von ihnen seinen Alpha. "Meine Mate, Naomi, ist abgehauen und nur wenn ich sie finde, darf ich ihr Gefährte bis in alle Ewigkeit werden.", verkündete er. "Wenn du mich nicht allein findest, verschwinde ich für immer.", gab ich ihm zu verstehen, bevor ich zu einem großen Bär wurde, der durch den Wald stapfte, weg von ihm.

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