Sechs - Mom

9K 361 6
                                    

Naomi's Sicht
-Realität-

Am nächsten Morgen wachte ich nicht wirklich ausgeruht auf, sondern mit mächtigen Kopfschmerzen. Scheinbar hatte ich gestern Abend doch zu viel getrunken. Zudem rumorte auch noch mein Bauch, mir wurde übel, und schneller als ich Mom sagen konnte, rannte ich schon in mein Bad.
Kaum hatte ich die Toilette geöffnet und den Toilettendeckel gegen die Wand gelehnt hatte, musste ich schon brechen.
Endlich habe ich dich wachgekriegt, du Schlafmütze! Schon seit zwei Stunden müssen wir das hier loswerden, aber du wolltest einfach nicht aufwachen!
Schnauze, Giulia. Du hast mir gerade noch gefehlt, in diesem tollen Moment. Nicht.
Was?
Hör einfach auf, so laut zu sein.

Als ich die erste Ladung losgeworden war, hielt ich meinen Kopf fest. Er tat so weh, und als ich Giulia's Stimme in meinem Kopf gehört hatte, hatte es sich so angefühlt, als würden Bauarbeiter meinen Kopf mit Presslufthammern bearbeiten. Einfach nur schrecklich.
Nie wieder so viel Alkohol trinken.
Ja, da muss ich dir ausnahmsweise mal recht geben.

Kaum hatte ich diese Worte gedacht, musste ich schon wieder brechen. Vielleicht hatte ich mir auch einen Magendarm-Virus eingefangen, obwohl Werwölfe eigentlich gar nicht krank sein können, unser Immunsystem hielt jede Krankheit ab, normalerweise. Aber was ist an mir bitte schön schon normal?!

"Mom? Naomi muss die ganze Zeit brechen!", rief Mia dann zum Glück. Diese hatte fast die ganze Zeit im Türrahmen gestanden, nachdem sie mich gehört hatte, wie ich in das Badezimmer gerannt war. Dann kam Mom schon hoch, als ich immer noch Bereichen musste.

"Süße? Was hast du denn gemacht?", fragte Mom nur rhetorisch. "DJ hast zu viel Alkohol getrunken, stimmt's?", fragte dann Mia und ich nickte mühsam, als ich wieder aufhören konnte, und mehr damit bemüht war, den restlichen Mageninhalt für mich zu behalten. Mom spülte schon mal die Toilette ab, falls ich nochmal brechen musste.

"Mom, ich glaube wir bringen sie besser zur Rudelärztin.", schlug Mia vor und Mom nickte. "Aber lass sie bitte herkommen, ich glaube nicht, dass unsere liebe Naomi den Weg bis zu ihr schaffen könnte.", verkündete Mom ihre Idee und zur Bekräftigung der Idee nickte ich heftig, bis ich mich schon wieder erbrechen musste. Es war unfassbar ekelhaft und ich fühlte mich wie ein Nichtsnutz, wie die dümmste Wölfin im Rudel. Ich hörte, wie Mia nach unten lief und zum Telefon griff. Ausgerechnet jetzt musste sich mein Supergehör einschalten, immer dann, wenn man es nicht brauchte. So nervig, ein Außenstehender konnte es sich kaum vorstellen. Als "Miss Telefoniererin", wie ich Mia in dem Moment nannte, bei unserer Rudelärztin anrief, hörte ich trotzdem genau hin. Mia redete nur von einem "harmlosen Erbrechen, was sie sich dich bitte anschauen sollte", worüber ich froh war. Denn sollte ihr Sohn Marius es mitbekommen, würde ich nur noch mehr als unnütz abgestempelt. Schließlich wurde er, sobald er unsere neue Luna gefunden hatte, unser Alpha und dementsprechend war die Rudelärztin auch unsere aktuelle Luna. Allerdings musste Mia verkünden, dass unsere Ärztin gerade keine Aziz hatte, und stattdessen ihre Assistentin Leonora Snow mich untersuchen würde. Leonora war zugleich eine der besten Kämpferinnen unseres Rudels und sehr beliebt. Eileen gehörte nun zu ihrer Clique und ich mochte Leo, wo nur ich sie nennen durfte!, seitdem nicht mehr, obwohl wir früher gute Freundinnen waren. Aber Eileen war nun ihre Freundin, und Eileen hatte mich für Marius sitzen gelassen, und für Leo. Das verzieh ich ihr niemals, also Eileen.

Keine fünf Minuten später kam Leonora und untersuchte mich. Sie lächelte, als sie mich auf dem Boden sah, schadenfroh. "Glaubst du wirklich, ich würde dir helfen? Eileen hat mir die Wahrheit über dich erzählt, du bist so eine schlimme Lügnerin, niemand mag dich mehr, außer vielleicht noch Greta. Hau ab aus dem Rudel!", fauchte Leo und ich blickte erstaunt auf. "Gut, ich haue ab, aber dafür muss ich erstmal wieder gesund werden!", schrie ich sie an und Mom kam hoch. "Was ist hier los?", fragte sie ruhig. "Sie wollte mich verhauen, Beta!", rief Leonora und es verletzte mich sehr, aber anmerken ließ ich mir nichts, so wie immer. "Sie? Dich verhauen? Sie kann Jam momentan nicht mal aufstehen!", fragte Mom belustigt. "Ja! Sie stand gerade, ich schwöre es Ihnen.", erzählte Leo und hatte dabei aus Versehen das Wort "schwören" genutzt. "Du bist dir sicher, das du es schwörst?", fragte ich keuchend, der Ohnmacht nahe. "Habe ich das gesagt? Mist.", bedauerte Leo falsch. Sie schwor es also wirklich. Wenn ihr Schwur sich als unwahr herausstellen würde, würde sie entweder verbannt werden oder sterben. Nur durch eine Möglichkeit könnte sie nicht verbannt beziehungsweise sterben- wenn sie des Alpha's Mate wäre, aber das wäre unwahrscheinlich...sie hatte ihren Mate schon an ihrem 18. Geburtstag letztes Jahr gefunden, und kein Werwolf kann zwei Mates haben.

"Dann durchschaue ich jetzt ihre Gedanken, verstanden?", griff Mom knallhart durch.

In ihren Gedanken, oder eher Erinnerungen, fand man nichts von einer Drohung. Somit wurde Leo zum Alpha gebracht, der über sie entscheiden durfte.

MΔTΣ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt