Fünf - Angriff

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Naomi's Sicht
-Realität-

Los! Renn! Wir müssen unser Rudel beschützen!, schrie Giulia, und erstaunlicherweise konnte ich mich jetzt wieder bewegen. Schnell lief ich aus dem Raum und verwandelte mich in den weißen Wolf. Immer noch mit dem Geruch meines Mates in der Nase, lief ich zum Platz des Angriffs. Wir waren eine Menge Wölfe, aber auch die Gegner waren viele. Unser Rudel stand in fünf Reihen da und ich kämpfte mich in die dritte. In die letzte wollte ich nicht, ein wenig kämpfen wollte ich schon, egal wie es enden würde.

Erst jetzt bemerkte ich, dass die Gegner Rogues waren. Sie standen dort in zehn Reihen, alle wollten Gerechtigkeit. Doch wir waren bei weitem besser ausgebildet, das wusste ich. Die Rogues bekamen höchstens Training, wenn sie mal gejagt wurden von uns Rudelwölfen. Wir mindestens einmal pro Woche. Und dann immer von den besten Wölfen, die es je gab in unserer Welt. Seit drei Jahren durfte ich ebenfalls teilnehmen, seit meinem fünfzehnten Geburtstag. Erst dann wird man ein vollwertiger Wolf im Rudel. Mir war es recht, so hatte ich nicht allzu viel aufzuholen.

Es rückten immer mehr Rogue-Wölfe nach, egal wie viele starben. Die Reihe schien schier unendlich. Aber mein Rudel hielt sich tapfer. Dann schaute ich mich um. Wo blieb Marius, wo blieb Lukas, wo blieb die alte Alpha, der alte Beta, die Luna? Sie sollten hier mitkämpfen. Sie waren die best ausgebildeten Wölfe im Rudel, und ausgerechnet sie waren nicht da.

Nun war schon fast die komplette erste Reihe unseres Rudels tot, die zweite rückte nach und ich machte mich langsam bereit für einen harten Kampf.

Der Angriff kam überraschend, wahrscheinlich hatten sie auf den Geburtstag des neuen Alphas gezählt. Immer noch in Gedanken, starb der Wolf aus unserem Rudel vor mir. Beziehungsweise er gab auf. Seufzend rückte ich nach und kämpfte. Die Wölfin von den Rogues fletschte ihre Zähne, ich tat es ihr nach. Sie wollte angreifen, doch ich wich aus und sie verfehlte mein Bein nur knapp, stattdessen biss ich sie in den Nacken. Unglücklicherweise direkt in die Pulsader.
Während die Wölfin unter Schmerzen starb, kam ein neuer Wolf nach. Kräftige Statue, aber vollkommen unerfahren. Er starrte mir nur in die Augen, als versuchte er mich mit Blicken zu töten. Mit einem Pfotenschlag in seine Seite, der sehr wenig Breite, aber dafür sehr tief war, war auf er erledigt.

Auf diese zwei Opfer kamen noch eine Wölfin, die ich erledigte, bis ich mich in eine Eule verwandelte - immer noch ohne Verletzung - und abhaute. Der Platz des Kampfes war tief im Wald, doch schon oft war ich hier und konnte mich so gut orientieren. Schnell kam ich wieder an dem Haus meiner Mutter an, in dem meine große Schwester Mia seelenruhig schlief. Leise verwandelte ich mich zurück in einen Menschen, hatte aber in dieser Form seltsamerweise immer noch meine Kleidung an, was sonst nur ein Privileg des Alphas und seiner Luna war. Aber da es auch eine „Fähigkeit" sein konnte, dachte ich mir das mit der Fähigkeit und nichts anderes, denn ich hatte ohnehin schon eine verrückte und seltene Fähigkeit, und ich dachte, das eigentliche Privileg wäre ebenfalls eine Auswirkung meiner Fähigkeit.
Als ich vollständig zurückverwandelt war, schloss ich unsere Haustür auf und schritt barfuß in das Haus hinein. Drinnen schloss ich die Tür wieder und rief mit dem Haustelefon bei meiner Mutter an, dass ich unversehrt geblieben war und nun schlafen ginge. Sie wünschte mir eine gute Nacht, die aber sehr kurz verlaufen würde. Zu diesem Zeitpunkt war es zwei Uhr in der Nacht und um acht Uhr musste ich schon wieder aufstehen, wegen dem Training. Das würde morgen wahrscheinlich noch härter durchgeführt werden als sonst ohnehin schon. Wegen dem Aufstand der Rogues heute Nacht würde das komplette Rudel, allen voran der alte Alpha und sein Alpha-Sprössling, in Alarmbereitschaft sein.

Leicht ermüdet durch den Kampf und die Verwandlungen, ging ich wieder hoch in meine Zimmer und zog mich aus. Die Schminke, die ich für die Party aufgelegt hatte, schminkte ich ab. Mittlerweile war ich so müde, dass ich meine Augen kaum noch offenhalten konnte, weshalb ich einfach zum Bett ging, mich hineinlegte und sofort einschlief.

Das letzte, an das ich dachte, war mein immer noch nicht gefundener Mate, den ich eigentlich schon heute hätte finden müssen.

MΔTΣ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt