Der Sprechende Hut und ein Geist

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„Wer wird eigentlich die Erstklässler einteilen, wenn Professor McGonagall nicht da ist?", fragte Neville und schaute sich neugierig um.

„Naja, dass kann sicher so ziemlich jeder Lehrer machen, oder?", fragte Ginny schulterzuckend. „Am Ende geht es ja nur darum, die Schüler vorzulesen und ihnen einen Hut auf den Kopf zu setzen."

„Stimmt e-eigentlich", gestand Neville.

Neugierig schaute ich nun auch zum Lehrertisch hoch, an dem heute zwei Plätze unbesetzt waren. Da war zum einen natürlich der Stuhl von Professor McGonagall. Aber – wie ich nach längerem Betrachten bemerkte – auch Professor Flittwick saß nicht unter den Lehrern. Damit war es wohl klar, wer sich diesmal um die Neuen kümmern würde.

Doch während ich mich noch fragte, wie der kleine Lehrer wohl an die Köpfe der Schüler kommen würde, glitt mein Blick auch schon weiter. Links neben dem leeren Stuhl von Flittwick und rechts von einem wie immer griesgrämig dreinschauenden Snape saß unser neuer Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste. Remus Lupin sah, wenn ich nun von weitem sah, tatsächlich ein wenig schäbig aus. Seine Kleidung war ausgeblichen und mitgenommen. Sicher, ich konnte ihn nicht leiden, weil er sich nicht gemeldet hatte, aber irgendwie tat er mir ein ganz kleines bisschen Leid. Mum und ich hatten nie viel Geld gehabt, aber mein Pate war augenscheinlich noch ein wenig schlechter dran.

Erst jetzt merkte ich auch, dass Lupins wachsame Augen die ganze Zeit direkt auf mir lagen. Ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen und ich musste mir augenblicklich die Frage stellen, wie lange er mich wohl schon beobachtet hatte. Hatte er gesehen, wie ich mich vor meiner Hauslehrerin versteckt hatte?

Der Peinlichkeit wegen wandte ich mich schnell um und legte meine Aufmerksamkeit wieder auf meine Freunde, die gerade diskutierten, ob man den Job des Lehrers wohl noch schlechter machen konnte als Lockhart.

„Also i-ich fand es ja ziemlich b-beeindruckend, wie er im Zug den D-dementor vertrieben hat", stellte Neville unschlüssig fest. „Für mich heißt d-das, dass er zumindest etwas vom z-zaubern versteht."

„Stimmt!", kam es von Fred. „Damit ist er Lockhart schonmal meilenweit überlegen. Der konnte nur lächeln und winken."

„Entweder du hast was auf dem Kasten oder du bist ein Schleimbeutel mit Zahnpasta-Lächeln", stellte George fest. „Egal was, am Ende bist du eine Berühmtheit!" Er zwinkerte.

In diesem Moment betrat eine kleine Gestalt die Halle und die Gespräche ringsherum verstummten nach und nach. Dass es sich bei der Gestalt um Flittwick handelte, erkannte ich erst, als er kurz vor dem Lehrertisch stehen blieb und sich räusperte.

„Alle einmal leise werden!", rief er – so laut es ihm eben möglich war. Mit gezücktem Zauberstab dirigierte er den alten Hocker durch die Luft her zu sich hin. Auf der Sitzfläche lag der Sprechende Hut. Staubig, abgenutzt und vom Stil her sehr altmodisch.

Anstatt nocheinmal den langen Weg zurück durch die Halle zu eilen, schnippste er nur mit den Fingern und die Türflügel der Großen Halle gingen auf. Draußen in der Eingangshalle stand ein Haufen nervöser Schüler in schwarzen Umhängen, von denen sich einige neugierig umschauten.

„Hier her!", rief der kleine Lehrer und stellte sich kurzerhand auf den Schemel, damit er überhaupt wahrgenommen wurde. Er winkte die Schüler herbei und nach kurzem Zögern kamen sie in die Halle gelaufen. „Am besten bildet ihr eine Reihe", erklärte er mit hoher Stimme. „Das Auswahlverfahren wird euch auf die Häuser verteilen. Aber zuerst lassen wir dem Sprechenden Hut das Wort!"

Er sprang vom Hocker und bettete wieder den Hut darauf, ehe er respektvoll ein Stückchen zurücktrat und es beinahe gespenstisch still wurde in der Großen Halle. Alle hatten den Blick nun auf den Hut gerichtet. Einige der Erstklässler stellten sich auf die Zehenspitzen, damit sie auch einen Blick nach vorne werfen konnten. Kaum zu glauben, dass es bereits zwei Jahre her war, seit ich dort gestanden hatte.

Schwarz wie die Nacht: Vater (Harry Potter Fanfiction)Where stories live. Discover now