I'm fine.

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Jim war es Leid. Er konnte das nicht mehr. Er wollte einfach weg.
Mit heißen Tränen in den Augen starrte er sein Spiegelbild an. Sein Gesicht hatte von gestern Abend eine bläuliche Färbung angenommen, er hatte ein zugeschwollenes Auge, einen tiefen Schnitt in der Lippe und überall Kratzer. Es war unmöglich seine Verletzungen zu verstecken.
Heute würde jeder in der Schule sehen dass sein Vater ihn verprügelt hatte.

Jim schloss bei dem Gedanken daran die Augen und zuckte schmerzerfüllt zusammen. Sein linkes Auge schmerzte nur noch mehr.
Er starrte auf seinen Abdeckstift und wand sich schließlich seufzend ab, der würde sowieso nichts bringen.

Mit immernoch zitternden Händen knöpfte er sein Hemd auf und musterte mit schmerzverzerrtem Gesicht seinen Oberkörper. Er sah wirklich nicht besser als sein Gesicht aus. Alles war blau-lila und an ein paar Stellen sah man die Handabdrücke seines Vaters.
Er fuhr vorsichtig mit seiner Hand über die verletzte Haut und krümmte sich vor Schmerz als er über die angebrochene Rippe fuhr.

Er bemerkte nicht einmal wie ihm die erste Träne über die Wange lief. Jim knöpfte sein Hemd wieder zu und wischte verärgert die Tränen weg.
Er wollte nicht auch noch verheult in die Schule kommen.

Er warf dem Badezimmerspiegel einen verärgerten Blick zu und zog die Nase hoch.
Einerseits wollte er von zu Hause weg, aber andererseits wollte er nicht in die Schule und etwas anderes kannte er nicht. Da war einfach nur zu Hause und Schule.
Er wollte nicht dass Sebastian ihn so sah, so schwach und verletzlich. Wie sollte Jim einen guten Eindruck vor ihm machen wenn er so aussah?

Er wird dich sowieso nicht toll finden, egal was du tust oder wie du aussiehst. Er wird wie die anderen über dich lästern und dich auslachen. Hör auf dir Hoffnungen zu machen weil er dich manchmal anlächelt. Er lacht dich aus.

Krampfhaft versuchte Jim die Stimme in seinem Kopf zu ignorieren, was wirklich nicht gut gelang.
Er verließ das Badezimmer und lief leise in einen kleinen Raum den er sein Zimmer nennen durfte.
Es war nicht viel größer als eine Besenkammer und die einzigen Möbel darin waren ein kleines Feldbett und ein Schrank mit kaputter Tür.
Er holte die alte Schultasche aus der Ecke und schmiss seine Schulbücher und Ordner rein.
Jim hängte sich die Tasche mit schmerzverzerrtem Gesicht um und schlich vorsichtig aus dem Haus.

Sobald er die Haustüre hinter sich geschlossen hatte seufzte er erleichtert auf und fing schnell an zu laufen. Er wollte weg.

Jim betrat mit gesenktem Kopf den Schulhof und lief so schnell er konnte in die Schule, er blieb nicht einmal stehen als die ersten Schüler ihn entdeckt hatten und ihm hinterherriefen
"Endlich hat jemand erkannt wie dumm du bist Schwuchtel", rief jemand und Jims Brust zog sich zusammen. Er hörte mindestens zehn Leute lachen und beeilte sich nur noch mehr.

In der Schule drinnen war es nicht viel besser, ein paar stellten ihm ein Bein, die anderen lachten ihn aus und wiederum andere beleidigten ihn.
Jim versuchte das ganze auszublenden und eilte in sein Klassenzimmer.
Er setzte sich in die hinterste Ecke und versuchte die Tränen zurückzuhalten die sich in ihm aufstauten.

Warum hatte sein Vater ihn gestern einfach nicht umgebracht?

Das wäre vielleicht das Beste gewesen, schau dich doch mal an!

Das einzig Gute an dem Tag war die Nachhilfestunde bei Sebastian.
Sebastian war ein Jahr über Jim und der attraktivste Junge der Schule... zumindest fand Jims das. Er hatte sich in Sebastian verknallt, der Ältere war auch nicht wie die anderen. Sebastian war nett und hilfsbereit, er lächelte ihm immer zu und war die einzige Person die Platz in Jims Herz hatte.

Der Unterricht war fast noch schlimmer, seine Mitschüler lachten und lästerten über ihn und Jim traute sich nichteinmal mehr etwas zu sagen. Die Lehrer warfen ihm komische Blicke zu, und wenn sie ihn zum Reden aufforderten zitterte Jims Stimme und die Klasse brach in Gelächter aus.

Jim schloss die Augen und wünschte er wäre weit weg, alleine - oder am besten mit Sebastian...

Das viel zu schrille Klingeln riss ihn schließlich aus seinen Gedanken und er fing an seine Schulsachen zusammenzupacken.
Er war der letzte im Klassenzimmer und beeilte sich nicht sonderlich, er wollte Sebastian nicht so entgegentre-

"Jim? Du bist zu spät, kommst du?", fragte plötzlich eine angenehm tiefe Stimme und Jim erstarrte.
"J-ja warte kurz", stotterte er und schloss seine Tasche.
Jim drehte sich zu ihm um und schenkte dem Älteren ein schiefes Lächeln.
Sebastians Gesichtszüge erschlafften als er Jims Gesicht sah.
"Was ist passiert und wer zur Hölle war das?", fragte er scharf und trat einen Schritt näher.
"N-nichts, mir geht es gut", murmelte Jim. Das Zittern hatte wieder angefangen und er krallte sich krampfhaft an seiner Tasche fest bis seine Fingerknöchel weiß heraustraten.

Sebastian schloss die Klassenzimmertür hinter sich und stellte seine Tasche auf einem Tisch ab. Er trat ein paar Schritte näher und seine Kiefermuskeln spannten sich an. "Dir geht es nicht gut Jim. Erzähl es mir", meinte Sebastian besorgt.
Jim schüttelte den Kopf und senkte den Blick, er wollte es.
Er wollte Sebastian alles erzählen aber er hatte Angst vor dessen Reaktion. Was wenn er anfangen würde zu lachen und es der ganzen Schule erzählen würde?

"Jim...bitte. Ich sehe doch dass es dir nicht gut geht!", mit jedem Wort wurde Sebastian leiser und er streckte seine Hand zu Jim aus.

"M-mir geht es gut, alles okay", murmelte Jim und vermied es den blonden Jungen anzusehen.
"Nichts ist okay Jim", entgegnete Sebastian leise und trat noch einen Schritt näher "Komm her"

Jim sah ihn schüchtern und trat einen kleinen Schritt näher zu ihm.
Sebastian nahm ihm die Tasche ab, stellte sie auf den Boden und zog den Kleineren in seine Arme. Ganz vorsichtig presste er ihn an sich und schloss die Augen.
Jims Herz pochte wild in seiner Brust und er ließ sich von Sebastian in die Arme schließen.
Noch nie hatte jemand Jim umarmt und der Schwarzhaarige wusste nicht mehr wie oft er sich das schon gewünscht hatte. Umarmt zu werden, geliebt zu werden. Er presste sein Gesicht an Sebastians Brust und die erste Träne rollte über seine Wange.
Er wollte nicht mehr.

Sebastian bemerkte dass Jim weinte und fuhr mit seiner Hand beruhigend über seinen Rücken. Er sog Jims Geruch ein und ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Er mochte Jim, er mochte ihn vielleicht ein bisschen zu sehr...

Die beiden standen einfach da, verschlungen und die Anwesenheit des Anderen genießend.

Wisst ihr, das sollte eigentlich ein 200-er werden, aber jetzt hat EE plötzlich 1000+ ô.Ô
Vllt werde ich noch einen 2. teil schreiben weil ich Teenlock liebe und ich noch ewig weiterschreiben könnte^-^
Das Fanart ist übrigens von hippano und mein Lieblingsfanart xD

MorMor OneshotsWhere stories live. Discover now