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LINAs POV

Ich spüre wie meine Hände automatisch anfangen zu zittern, aber ich versuche mir nichts anmerken zu lassen.

"Gefällt dir sonst noch ein Pferd von uns?" fragt mich der ältere Mann, der zu größter Warscheinlichkeit Hans von Blumenstrauch ist.

"Äh ja, ich überlege es mir noch und komme dann morgen oder in den nächsten Tagen wieder." antworte ich schnell und husche dann an den beiden vorbei aus dem Gebäude. Bemüht nicht auffällig schnell zu gehen, komme ich bald wieder bei Emma an, die mit Calimero und Tracy schon ungeduldig wartet.


EMMAs POV

"Und? Hast du ihn gesehen? Wie geht es ihm?" frage ich Lina sofort, als sie bei mir ankommt.

Sie meidet den Blickkontakt zu mir und als sie zu sprechen beginnt, merke ich, dass sie komplett blass im Gesicht ist und ihre Hände wie verrückt zittern.

"Lina, was ist mit ihm?"

"Man muss wirklich hart arbeiten, um Pferde derart zu verletzen. Nicht nur körperlich sondern auch seelisch. Er ist gebrochen, Emma." antwortet sie mir letztendlich doch.

Ich muss mich zusammenreißen, um nicht wieder zu weinen anzufangen. Aber ich will mir gar nicht vorstellen, was Lina alles gesehen hat. Deshalb gehe ich auf sie zu und drücke sie einmal fest.

Danach steigen wir beide auf die Pferde und reiten vom Hof.
Längere Zeit ist es ruhig, aber irgendwann kann ich nicht mehr warten und unterbreche die Stille.

"Lina, was tun wir jetzt?"

"Morgen kommt eine Frau, die ihn kaufen will. Wenn wir am Hof sind, rufst du Finn an und bittest ihn dir die Besitzurkunde und die Dokumente von Black Champion zu schicken. Danach gehen wir damit zur Polizei und wenn wir Glück haben, läuft alles nach Plan."

"Und wenn wir kein Glück haben?"

"Das wird nicht passieren."

Ich nicke einfach und schaue wieder nach vorne. Mein Blick fällt auf das Pferd unter mir. Ich weiß echt nicht, was ich ohne meine Pferde machen würde. Sie sind mir so unglaublich wichtig. Nach dem Tod von Angel hätte ich das Reiten fast aufgegeben. Ich hätte aufgegeben, was für mich alles ist. Mithilfe von Black Champion habe ich wieder angefangen zu leben. Das Leben zu genießen und die Freiheit zu spüren.

Bald kommen wir wieder am Hof an und steigen von den Pferden. Ich versorge schnell Tracy und bringe sie mit Calimero auf die Weide, während Lina ins Haus rennt und mein Handy holt. Als sie wieder da ist, rufe ich sofort Finn an und erzähle ihm von Linas Entdeckung.

"Oh Gott, Emma. Es tut mir so leid. Ich rufe jetzt sofort die Polizei an und schicke dir dann die Dokumente von Champion." ruft er gehetzt.

"Ja, danke. Ich rufe auch hier die Polizei an, damit sie Champion von dort wegholen."

"Ich denke nicht, dass sie das ohne die ganzen Beweise machen, die die Polizei hier hat. Die zuständigen Leute werden sicher morgen früh bei dir sein. Mach dir keine Sorgen, alles wird gut."

Nach diesen beruhigenden Worten lege ich auf und mache mich auf den Weg ins Haus. Ich bin todmüde, also ziehe ich mich rasch um und lege mich ins Bett, wo ich kurz darauf einschlafe.


Am nächsten Morgen wache ich schon um 5 Uhr auf, was mir ein Blick auf den Wecker sagt. Trotzdem springe ich schnell aus dem Bett, ziehe mich an und wecke Lina, die wohl gestern kurz nach mir ins Bett gegangen ist. Sie macht sich auch fertig und gemeinsam gehen wir hinunter in die Küche, wo schon meine Eltern am Frühstückstisch sitzen. Lina hat ihnen wohl gestern, als ich schon geschlafen habe, alles erzählt, da sie mich jetzt mit bemitleidetem Blick ansehen. Meine Mutter steht auf, kommt auf mich zu und schließt mich in ihre Arme.

Draußen ertönen Sirenen, also lässt sie mich los, damit ich die Polizisten begrüßen kann.

"Guten Tag, Mrs Summer." begrüßt mich einer der älteren. Es ist der, der auch im Internat war und meine Aussage aufgenommen hat.

"Guten Tag. Können wir bitte los? Ich möchte mein Pferd so bald wie möglich wieder bei mir haben."

"Natürlich. Sie können bei uns mitfahren. Es sind schon mehrere Einsatzwagen an der beschriebenen Stelle und warten auf unser Kommando."

Lina, die gerade aus dem Haus gestürmt ist, und ich steigen in den Wagen und fahren dann vom Hof. Es dauert nicht lange, da sind wir schon an dem verstecktem Tor angekommen. Lina steigt aus und öffnet so wie gestern auch durch den Geheimknopf das Eingangstor. Dann müssen wir beide im Wagen warten, während eine Menge Polizisten den Hof stürmen. Es dauert eine geschlagene Stunde, bis die ersten Männer wieder zurückkommen. Zwei von ihnen führen Herr von Blumenstrauch und seinen Sohn in Handschellen ab und setzen sie ins Auto. Beim Vorbeigehen landet der Blick des alten Mannes auf mir. Sein Lächeln ist teuflisch und seine Augen sagen mir förmlich, dass das hier noch nicht vorbei ist.

Im nächsten Moment öffnet der ältere Polizist unsere Autotür und bittet uns auszusteigen, um mein Pferd zu identifizieren. Ich sprinte schon fast in den "Stall" und durchsuche die dunklen Boxen nach meinem Pferd. Aber ich werde nicht fündig.

"Gestern war er in einem Sonderraum. Komm mit, ich denke, dass es hierlang war."

Lina biegt an einer Ecke links ab und wir kommen in dem besagten Raum an, wo sich zwei Boxen befinden. In der einen steht ein Fuchs mit mattem Fell und Augen ohne Glanz. Die andere ist leer.

"Das kann nicht sein. Er stand gestern hundertprozentig in dieser Box." stottert Lina fassungslos. Ich drehe mich mit Tränen in den Augen um und laufe durch den gesamten Stall. Ich durchsuche alles um nicht doch noch eine versteckte Box mit Black Champion zu finden, aber meine Suche ist erfolglos. Wir sind zu spät. Wir haben wieder einmal verloren.

Reitinternat Sunshine 2-Pferde fliegen ohne FlügelWhere stories live. Discover now