~27~

612 41 7
                                    

Mit größter Mühe öffne ich meine Augen und blicke genau inn karamellfarbene Augen. Die warme Schnauze berührt zart mein Gesicht und bläst mir in die Haare. Sofort muss ich lächeln, richte mich danach jedoch auf, als ich realisiere, wo wir uns noch immer befinden. Nämlich am Strand irgendwo in Italien.

Hektisch sehe ich mich nach einem Telefon oder sonst irgendetwas nützlichem um, jedoch kann ich nichts außer weißen Sandstrand und das unendliche Meer erblicken. Frustriert setze ich mich wieder neben den dösenden Champion auf den Boden und schließe kurz die Augen. Kurz darauf höre ich Hufgetrappel hinter mir und springe auf.

Ein Mädchen mit schwarzen Haaren galoppiert auf einer schneeweißen Stute den Strand entlang. Beide bewegen sich anmutig und schweben fast über dem Boden. Ich bin begeistert und fasziniert von den Beiden. Jedoch kann ich den Anblick nicht lange genießen, denn ich brauche ihre Hilfe. Schnell klettere ich auf Champion und treibe ihn auf das galoppierende Paar zu. Er reagiert sofort und prescht los in ihre Richtung. An Schnelligkeit sind wir den Fremden zum Glück überlegen, weshalb wir einige Sekunden später schon neben ihnen laufen und ich auf uns aufmerksam mache. Die fremde Reiterin pariert ihre Stute durch und ich tue es ihr gleich.

"Hallo, was ist los?" fragt sie mich sofort freundlich und grinst.

"Entschuldige, dass ich dich aufhalte, aber mein Pferd und ich haben uns verirrt. Könntest du mir sagen, wo wir hier sind und wie ich wieder zurück zum Reitinternat Sunshine in Latina komme?" antworte ich ihr ebenso freundlich, lächle aber eher zaghaft.

"Wie bitte? Reitinternat Sunshine? Wie lange wart ihr bitte unterwegs? Wir sind hier in Vieste. In Apulien. Wann war eure letze Pause? Er sieht erschöpft aus und das zu Recht."

"Was?? Apulien? Aber das ist doch...Ich kann mich an keine Pause erinnern. Ich bin Hals über Kopf mit ihm abgehauen und war die ganze Zeit über wie benebelt. Er ist von alleine hier hin gelaufen."

"Kannst du dich erinnern, wann du weggeritten bist?"

"Am 5. Mai."

"Heute ist der 18. Mai."

"Wir waren verdammte 13 Tage unterwegs. Scheiße, verdammt, F*ck!" fluche ich und vergrabe das Gesicht in Champions Mähne.

"Hast du im Internat Probleme, weil du abgehauen bist?"

"Nicht direkt, aber meine beste Freundin hat mir nach drei Jahren gesagt, dass ich ihr egal bin und sie mich verarscht und benutzt hat. Oh achja und das Pferd unter mir wurde eigentlich als nicht mein Pferd identifiziert und mein Pferd soll anscheinend tod sein."

"Oh...Weißt du was? Du brauchst jetzt mal ein paar Tage Ruhe. Komm mit."

Ich nicke einfach nur und lächle sie dankend an, da mir das ganze schon ein bisschen zu viel wird. Sie treibt ihr Pferd in den Schritt und Champion bewegt sich automatisch mit vorwärts. Warscheinlich hat er Gefallen an der Stute gefunden.

"Ich bin übrigens Avery." lacht sie nach einer Zeit und ich lache mit.

"Ich heiße Emma und das ist Black Champion. Wie heißt deine wunderschöne Stute?"

"Oh danke. Ihr Name ist Beautiful Thunderstorm, aber ich nenne sie meistens Beauty. Black Champion ist aber auch ein Prachtexemplar...obwohl er etwas heruntergekommen aussieht. Woher stammen diese Wunden?"

"Das ist auch so eine Sache. Er wurde von einem Pferdehändler entführt und so zugerichtet. Danach hat ihn ein Mädchen gekauft und wollte ihn einschläfern, weil er sie verletzt hat. Da hab ich ihn dann zurückgekauft und somit sind wir dann hier gelandet."

"Oh ihr Armen. Ihr hattet wohl in letzter Zeit kein Glück."

"Nein, nicht wirklich."

Wir reiten schweigend weiter, bis wir auf einmal rechts abbiegen und an einem eisernen Tor anhalten. Avery lehnt sich nach vorne, öffnet mit einer Hand das Tor und schließt es hinter uns wieder.

"Jetzt kommt eine lange Gerade und es wird bald dunkel. Ist es okay für euch, wenn wir jetzt galoppieren?"

Ich nicke ihr zu und wir treiben unsere Pferde in den Galopp. Stormy ist wirklich schnell und ist schon in den ersten Metern weit vorne. Bis zu dem Augenblick an dem ich meinem Wallach die Zügel freigebe und er nach vorne rennt. Zuerst sind es nur wenige Meter zwischen den beiden Pferden, aber Champion holt immer mehr auf und rennt am Schluss sogar fünf Längen vor Stormy. Das Rennen scheint ihm wirklich gefehlt zu haben.

Als ich einige Meter vor uns eine Hauseinfahrt entdecke, bremse ich sein Tempo ab und pariere ihn schließlich ganz durch. Einige Minuten später taucht eine keuchende Avery und eine verschwitzte Stormy neben uns auf.

"Der ist ja der Wahnsinn!" ruft sie begeistert.

"Ich bin mit ihm lange Zeit Rennen geritten." erkläre ich ihr und klopfe ihm den Hals.

"Dachte ich mir schon. Komm mit da vorne ist mein Haus."

Ich folge ihr und schaue mich nebenbei um. Es ist wunderschön hier. In der Mitte des Grundstücks steht ein schneeweißes Haus mit einem Stück Steinfassade und einem pechschwarzen Dach. Rundherum sind viele bunte Blumen gepflanzt und Kieswege führen zu anderen Orten des Grundstücks.

Avery reitet am Haus vorbei und biegt dann links ab. Sofort kann ich einen wunderschönen, hellen Pferdestall mit dazugehörigen Paddocks erkennen. Dahinter scheint das saftige Grün einer Weide hervor. Das ist wirklich schön hier.

Vor dem Stalltor steigt Avery ab und ich tue es ihr gleich. Jedoch taumle ich danach ein wenig zurück und wäre fast umgefallen, hätte Avery mich nicht festgehalten.
Dankend blicke ich sie an und stelle mich wieder richtig hin.

So Leute. Hi erstmal. Ich weiß es ist kurzfristig, aber ich mache heute eine Lesenacht. Jedoch schreibe ich die Kapitel erst, daher wird der Abstand ziemlich groß sein und ich hoffe ich schlafe nicht ein...naja bleibt einfach aktiv :) und kommentiert bitte schön!

Reitinternat Sunshine 2-Pferde fliegen ohne FlügelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt