Freunde sind Verräter

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Draco Malfoys Sicht

Ich schlage mir auf die Brust, um den Salat, welcher meiner Luftröhre einen Besucht abstattet, loszukriegen. Nach einem erfolgreichen Versuch bleiben meine Augen an Granger hängen. Das Mädchen blickt beschämt auf ihren Teller, welcher noch nicht mit Essen befüllt ist und versucht jeglichen Augenkontakt zu meiden.

„Granger", spreche ich ihren Namen aus, um ihre Aufmerksamkeit auf mich zu lenken und zu meinem Glück reagiert sie darauf. „Wie kommt es dazu, dass du an unserem Tisch sitzt?"

„Sperr deine Ohren auf, Malfoy", zischt sie und funkelt mich böse an. „Ich habe keinen blassen Schimmer, weshalb ich mit euch Schlangen an einem Ort sitzen muss und es bereitet mir nicht die kleinste Freude, aber McGonagall hat gemeinsam mit den anderen Professoren eine Wahl getroffen und diese muss ich akzeptieren."

Was haben die Professoren damit zu tun? Ist es nicht der sprechende Hut, der alle Schüler ihren rechtmäßigen Häusern zuteilt? Was ist über den Sommer passiert, dass Granger nun nicht mehr als eine Löwin angesehen wird?

Unerwartet ruft einer in der Reihe, welcher noch nie meine Aufmerksamkeit erweckt hat: „Wir haben Granger!"

Die Hälfte der Anwesenden Schlangen jubelt und die eher unbeeindruckte Seite funkelt Granger ungläubig an. Ich genieße diese Situation, da nun endlich Spannung in der Schule herrscht und die stolze Löwin für eine lange Zeit im Munde aller Schüler sein wird.

„Granger", zische ich und versuche so gut wie möglich meinen Hass zu repräsentieren. „Du wirst mir erzählen, wie es dazu gekommen ist."

Das Mädchen hebt mit zusammengekniffenen Augenbrauen ihren Kopf und sieht mich verdutzt an. Ihr Blick zeigt Verwirrung und sie schüttelt fragend ihren Kopf.

Die ehemalige Gryffindor fragt: „Ach und wer gibt dir die Erlaubnis mir Befehle zu erteilen?"

Was hat dieses Mädchen gerade von sich gegeben? Sie sitzt an meinem Tisch und versucht mit ihrer scharfen Zunge etwas zu erreichen?

Ich blicke grinsend auf die Seite und klopfe amüsiert auf den Tisch. Granger scheint den Grund meines Handelns nicht ganz zu verstehen und neigt ihren Kopf schräg.

Dominant lehne ich mich nach vorne und knurre: „Du solltest mir gegenüber respektvoller sein, falls du nicht das Opfer der Slytherin werden möchtest."

Hermine zieht ihren Kopf zurück und verschränkt die Arme vor der Brust. Sie scheint nicht sonderlich beeindruckt zu sein.

„Bei Merlins Bart", seufzt Granger und betrachtet mich mit angehobenen Augenbrauen. „Malfoy, du benimmst dich so, als wärst du jemand Wichtiges."

Bevor ich überhaupt eine gewiefte Antwort geben kann, unterbricht der Schulleiter diese hitzige Diskussion und bittet um Ruhe. Alle Augen legen sich auf ihn und Dumbledores Blicke schweifen hinüber zu Granger.

„Liebe Schüler!", ruft er euphorisch. „Wie Sie alle bemerkt haben sitzt Miss Granger nicht mehr an Ihrem üblichen Platz."

Wirklich? Das ist mir ja gar nicht aufgefallen. Wie kommt es denn bloß dazu, dass jemand Neues an unserem Tisch sitzt und es keinem auffällt? Ach, hat dieser Junge etwa deswegen herumgebrüllt, dass Granger nun unser ist? Interessant.

„Miss Granger wird bis zu Ihrem Abschluss dem Hause Slytherin angehören", erklärt der Schulleiter und wirft uns prüfende Blicke zu. „Ich erwarte, dass Sie alle Ihre neue Mitgenossin mit offenen Armen empfangen."

Für den Anfang läuft es doch schon einigermaßen gut. Schließlich sitzt Granger mit allen Körperteilen vor uns und keine Narbe ziert ihr Gesicht.

Die stolze Löwin blickt verzweifelt in die Augen des Schulleiters und hofft höchstwahrscheinlich, dass dieser Albtraum ein Ende findet.

„Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Tag", spricht Dumbledore zum Abschluss und wir beginnen nun endlich mit dem Frühstück.

Zum Glück. Ich habe schon die Befürchtung gehabt, mich heute bloß von Salat ernähren zu müssen.

Ich fülle meinen Teller auf und bemerke aus dem Augenwinkel, dass Granger keinen einzigen Muskel bewegt.

Ist es denn so einfach gewesen sie einzuschüchtern? Ich habe deutlich besseres erwartet. Wahrscheinlich einen Kampf, welchen sie niemals hätte gewinnen können. Aber wie soll sie diesen überhaupt siegreich beenden, wenn sie ihn nicht einmal bestreitet?

„Gibst du schon auf?", frage ich ungewollt und traue meinen eigenen Ohren nicht.

Weshalb sollte es mich interessieren, wie dieses Mädchen sich fühlt? Wieso nehme ich mir überhaupt die Zeit, um mit ihr zu reden?

„Ich denke bloß nach, wie ich euch Schlangen fertigmache, bevor ihr mich beißt", mault Granger und kneift ihre Augen misstrauisch zusammen.

Mit den Schultern zuckend antworte ich: „Solange du auf eine Schlange nicht trittst, hat sie keinen Grund dich zu beißen."

Hermine würdigt mich keines Blickes und füllt letztendlich ihren Teller. Ich genieße ebenso das köstliche Mahl, bevor mich der anstrengende Schultag ereilt.

„Draco, wir gehen nun zum Zaubertränke-Unterricht", berichtet Theo und zeigt auf Blaise.

Beide werfen neugierige Blicke auf Slytherins Löwin und ich zucke bloß mit den Schultern, um den Jungen zu deuten, dass ich alles im Griff habe.

„Ich bin heute dazu verpflichtet, die Neue herumzuführen", meine ich selbstbestimmt. „Geht ruhig vor."

Beide verschwinden augenblicklich und Granger wirft mir entsetzte Blicke zu. Das Mädchen lässt ihre Gabel fallen und greift nach ihrer Tasche.

„Du möchtest den Schützer spielen? Genau vor euch Schlangen muss ich mich doch schützen!", wirft sie empört ein und macht Aufstand zu gehen.

Ich greift nach ihrem Handgelenk und meine mit ernstem Unterton: „Du wirst keinen einzigen Tag hier überleben, wenn du dich MIR..." Ich zeige selbst überzeugt auf mich. „...widersetzt."

Granger löst sich aus meinem Griff und lässt sich verzweifelt auf die Bank fallen.

Für einen Moment empfinde ich Mitleid mit ihr und der Grund für diesen Gefühlsausbruch bleibt mir fremd. Die Löwin erhebt sich erneut und meine Nerven erreichen ihre Grenze. Meine Hand packt Granger am Handgelenk und sie dreht sich wütend um.

„Malfoy, wenn du weiterhin Wurzeln schlägst, werden wir uns verspäten!", erinnert mich die Hexe an die bevorstehende Unterrichtsstunde.

Ich nicke und packe meine Sachen, um ihr daraufhin zum Ausgang zu folgen. Dieser wird jedoch von PottiPotPot und seinem Anhängsel Ronald McDonald versperrt. Granger betrachtet die Gryffindors lächelnd.

„Harry! Ronald!", ruft sie glücklich und möchte sich den beiden nähern.

Ich werfe einen Blick über meine Schulter und bemerke, dass alle Augen auf uns liegen. Haben diese Leute nichts Besseres zu tun? Wie den Unterricht zu besuchen?

„Weshalb trägst du diesen Umhang, mit diesem abscheulichen Wappen?", knurrt Potter und tippt Granger auf die Brust.

Sie stolpert nach hinten und fängt sich im letzten Moment. Ihr Lächeln von vorhin ist verblasst und bloß die Irritation ist an ihrem Gesichtsausdruck zu erkennen.

„Harry", wispert die verzweifelte Löwin. „Ich habe bloß McGonagalls Befehle befolgt."

„Du hättest die Schule verlassen sollen!", brüllt er nun und in seinen Augen lodert ein Feuer.

„Harry Potter!", ruft der Schulleiter in einem deutlich lauten Tonfall, um Potter zur Vernunft zu bringen.

Granger scheint den Tränen nahe zu sein, weshalb sie aus der großen Halle eilt und ich ihr wie ein treuer Elf hinterherrenne. 

MisfitWhere stories live. Discover now