10. Glück? Was ist das?

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"WIR SIND DA", ertönt es durch den ganzen Bus. Völlig durch den Wind öffne ich die Augen und schaue mich wild um. Im ersten Moment weiß ich überhaupt nicht wo ich bin, bis Rosalia mich mit ihren strahlend bernsteinfarbenen Augen ansieht. Mrs. Delaney hat eine viel zu kräftige Stimme. Sanfter wecken ging wohl nicht. Ich lege mein Handy weg, strecke mich und bemerke einen leichten Schmerz in den Ohren. Meine Kopfhörer da drin sind auf Dauer offensichtlich nicht so komfortabel gewesen. Zum Glück sind sie irgendwann von selbst rausgefallen. Mehrfaches aufstöhnen kann ich vor sowie hinter mir vernehmen. Scheinbar bin ich nicht die Einzige, die es bevorzugt liebevoll geweckt zu werden. Oder am besten gar nicht.
Mühsam richte ich mich auf, nachdem Rosalia das Gleiche macht, und folge ihr schleichend nach draußen. Dabei werfe ich einen kurzen Blick zu Nathaniel und Melody rüber, doch weder er noch sie erwidern diesen.
Draußen angekommen werde ich von der Sonne und dem strahlenden Weiß der Landschaft geblendet. Ich wünschte ich hätte eine Sonnenbrille auf. Meine Augen ziehen sich automatisch zusammen. "Ich will weiterschlafen", murmle ich vor mich hin, während ich mir eine Hand schützend vor mein Gesicht halte.
"Nicht nur du", lacht Kentin leise, der auf einmal neben mir steht.
"Oh, hallo", begrüße ich ihn erfreut. "Dich habe ich vor der Abfahrt gar nicht gesehen!"
"Nicht schlimm. Meine Mutter hätte dich bestimmt nur vollgequatscht."
"Du weißt dass ich sie sehr gerne habe", antworte ich Schultern zuckend und mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen.
"Sieh dir nur die Hügel und Berge an", wechselt der Brünette das Thema, "total abgefahren! Ich kann es kaum erwarten in meine Skier zu schlüpfen!" Voller Motivation hebt er seinen rechten Daumen in die Höhe und strahlt bis über beide Ohren mit der Sonne um die Wette. Ich würde ihm ja recht geben, doch mir graust es gerade ein wenig bei dem Gedanken, das erste Mal Ski zu fahren.
"HÖRT MAL ALLE ZU", schreit Mrs. Delaney in die Menge und zieht damit jegliche Aufmerksamkeit auf sich. Stille kehrt ein und im Hintergrund sind nur noch das leise Quietschen der Seilbahn und ein paar Rufe und Schreie von Menschen zu hören. "Jeder schnappt sich nun sein Gepäck und macht sich auf den Weg in die Lobby! Dort WARTET ihr alle! KEINER geht woanders hin, nichtmal zur Toilette!!!"
"Wo bleiben denn da die Menschenrechte?!", wendet Armin empört ein.
"HALTE ES EIN! Das wirst du ja wohl noch schaffen, als großer Junge!"
Armin scheint noch etwas entgegnen zu wollen, doch entscheidet sich in letzter Sekunde dagegen. Mit dieser Lehrerin sollte man sich wirklich besser nicht anlegen. Damit ist der Startschuss gegeben und ein Gewusel um den Kofferraum des Busses entsteht.
"Pass auf dass du in der Menge nicht untergehst", grinst Kentin und gibt mir ein Handzeichen, dass ich ihm folgen soll.
Entweder ich bilde mir das nur ein oder er wirkt außerordentlich fröhlich und gelassen. In letzter Zeit war das selten zu sehen, stattdessen stets eine nachdenkliche Miene aufgesetzt und leicht reizbar. Ob er nun einen klaren Gedanken gefasst hat, was Alexy betrifft? Ich gehe ihm langsam hinterher.
"Ich gebe dir deinen Koffer an, alles klar?"
"Danke, das ist lieb von dir!" Ich lächle ihn an.
"Der Selbe, wie immer?"
"Genau, kitschig hellrosa."
Er kichert. "Wie lange hast du den schon?"
"Viel zu lange ..."
Ungefähr seit der dritten Klasse. Mein Bedarf an Reisegepäck ist in den Jahren nicht gestiegen, somit reicht noch immer mein guter, alter Koffer, der von der Farbe her an ein Ferkel erinnert. Plötzlich stößt ein Koffer gegen meinen Knöchel und löst einen fürchterlich ziehenden Schmerz aus. Ich verziehe mein Gesicht, ehe ich dem Übeltäter hinterher schaue. Natürlich der Engel mit den goldenen Locken, Amber, hat mich so liebevoll angestupst. Es würde mich wundern, wenn das aus Versehen passiert ist. Ich streiche mir einzelne Haarsträhnen aus dem Gesicht, die ohne Amber gar nicht erst dort gelandet wären, und wende mich wieder Kentin zu, der mir im selben Moment meinen Koffer entgegen streckt und schließlich vor mir abstellt. "Bitteschön", grinst er und dreht sich wieder um. Ich bedanke mich erneut und schiebe mein Gepäck neben mir her, wobei ich nach Rosalia suche. Stattdessen entdecke ich Lysander, der mir freundlich zuwinkt. Ich winke zurück. Ich würde mit ihm ein Gespräch anfangen, wenn ich nicht lieber meine beste Freundin an meiner Seite hätte. Plötzlich tippt mich jemand auf der rechten Schulter an und fragt neugierig: "Suchst du jemanden?" Mein Herz explodiert förmlich, als mir klar wird, dass es sich dabei Nathaniel handelt. Ich wende mich zu ihm und muss mich anstrengen, nicht zu erfreut über sein Ansprechen zu wirken. Als Antwort nicke ich bloß und lächle.
"Rosalia?" Der blonde Junge beginnt ebenfalls zu lächeln. Seine Haare erscheinen viel heller als sonst, durch die strahlendweiße Landschaft, ebenso wie seine honiggelben Augen. Ehe ich mich versehe habe ich mich auch schon in ihnen verloren. "O-Oder wen meinst du?" Ich schüttle hastig mit dem Kopf, um wieder zu Verstand zu kommen und antworte: "Nein, nein! Du liegst richtig. Ich suche Rosalia."
"Also wenn ich mich nicht irre, ist sie bereits in Richtung Lobby gegangen."
"Ach, wirklich?" Und ich war kurz davor mir für sie die Füße wund zu laufen. Typisch Rosa. Sie hat bestimmt nur daran gedacht schnell ins Warme zu kommen. "Danke, das erspart mir so einiges!"
"Gerne", gibt er mit einem Grinsen im Gesicht zurück. "Wollen wir auch dort hin?"
Ich nicke. Wie könnte ich mir das auch entgehen lassen? Schließlich gehen wir bloß nebeneinander her, wie zwei gewöhnliche Klassenkameraden. "Hast du vorhin auch ein bisschen geschlafen?"
"Nein, ich war bereits ausgeschlafen. Bist du es denn jetzt auch?"
"Mehr oder weniger", gebe ich kichernd zu. Ich kann immer schlafen. Überall und jederzeit.
"Du siehst auch noch leicht verschlafen aus ..." Seine Wangen beginnen sich mit seinem Blut aufzupumpen und schillern in Null-Komma-Nichts in der selben Farbe, die mein Koffer trägt, auf. Verlegen lächelt er mich an, sieht dann in eine andere Richtung. Was er möglicherweise gerade denkt? Er sich sogar verkneift zu sagen? Statt ihn weiter in eine peinliche Lage zu bringen, wechsle ich spontan das Thema: "Mit wem gehst du eigentlich auf ein Zimmer?"
"Oh", entspringt ihm förmlich, "das ist eine gute Frage! Ich weiß es selbst nicht. Mr. Faraize hatte mir angeboten, wie die Lehrer, ein Einzelzimmer zu nehmen, doch Armin und ich hatten zu dem Zeitpunkt bereits geplant, dass wir uns ein Zimmer teilen ..."
"... Aber?"
Er scheint nach den passenden Worten zu suchen, doch da kommt ein Licht in mir auf. Natürlich! Das würde bedeuten dass Kentin und Alexy sich ein Zimmer teilen müssen, da Castiel und Lysander ohnehin nicht voneinander zu trennen sind. Nathaniel zieht noch immer eine leichte, nachdenkliche Schnute. Ich mache eine schnelle Handbewegung, die ihm vermitteln soll, dass er gar nicht weiter zu grübeln braucht. "Ich glaube ich verstehe wo da der Schuh drückt!"
Er seufzt erleichtert auf und lächelt wieder, ehe er fragt: "Also liege ich in meiner Annahme richtig?"
Ich habe ihm nie erzählt, was zwischen meinen zwei engsten Freunden, vom anderen Geschlecht, vorgeht. Nicht weil ich ihm nicht genug vertraue, sondern weil ich mir selbst zu unsicher war, direkt zu behaupten dass Kentin mehr für Alexy fühlt, als er zu akzeptieren mag. Doch mir war auch klar, dass wenn man die beiden genauer beobachten würde, man sich denken kann, was in der Luft liegt. Zumal Alexys Sexualität nie ein Geheimnis war und Kentin normalerweise nicht derartig impulsiv und ignorant reagieren würde, mit der Ausnahme dass etwas vorgefallen ist.
"Lisa?"
"Ja ... Ich denke schon."
"Naja, jedenfalls ist es aufgrund dessen nicht ganz klar, ob oder mit wem ich mein Zimmer teile."
Ich betrachte den Skilift, der überwiegend auftragslose Sicherheitsbügel aufweisen lässt. Da die Ferien vorbei, und damit auch die Hauptsaison, sind könnte man beinahe sagen, dass unsere Klasse ganz allein dieses Schneeparadies besiedelt. "Ist es nicht schön hier?", frage ich den Blondschopf, in schwärmerischem Ton. Er lacht leise in sich hinein: "Ja!"
"Und gar nicht so kalt, wie ich es mir vorgestellt habe!"
Nathaniel geht auf einmal ein wenig schneller, was ich zunächst nicht nachvollziehen kann, bis er mir die hölzerne Tür, zur Lobby, auf hält und seinen Rollkoffer hinter sich stellt, damit ich offensichtlich auch genügend Platz habe. Viel lieber würde ich ihm einen kleinen Kuss auf die Wange geben, als ein bloßes Dankeschön in Worten, doch das ist nicht drin. "Danke!"
Er lächelt und folgt mir anschließend. Ein knisterndes Kaminfeuer füllt den Raum mit wohliger Wärme. Mr. Faraize und ein paar meiner Mitschüler, darunter tatsächlich Rosalia, haben es sich auf den Sofas davor gemütlich gemacht. Die Koffer sind alle an der Wand, zur Seite, abgestellt. Nathaniel und ich tauschen einen Blick aus. So gerne wir auch nebeneinander sitzen würden, sollten wir es lieber lassen. Es reicht wohl fürs erste dass wir gemeinsam in die Lobby gegangen sind, wobei das mein Verlangen, mit ihm Zeit zu verbringen, noch lange nicht gestillt hat. Nicht im geringsten. Ich stelle meinen Koffer zu den anderen und lasse mich schlussendlich neben Kim nieder, die sich halberfroren an den Oberarmen reibt. "Warum hast du auch nur ein Top an?" Ich muss darüber schmunzeln.
"Ich weiß! Ich habe heute Morgen überhaupt nicht nachgedacht. Jetzt sitze ich hier und will nie mehr weg von diesem Kamin!"
"Glaube ich dir sofort. Du hast aber was wärmeres in deinem Koffer, oder?"
"Ja, zum Glück", lacht sie befreit. "Boah, ich freue mich so endlich meine Skier unter den Füßen zu haben!"
Ich grinse: "Das ist schön!"
"Wann geht es los?", fragt sie nun nicht mich, sondern unseren Lehrer, der bereits eine heiße Tasse Kakao zwischen den Händen hält.
"Oh, Mrs. Delaney und ich hatten geplant, dass ihr erstmal auf eure Zimmer geht, euer Gepäck dort lasst, ein wenig Zeit zum umschauen habt und wir uns dann auch schon auf der ersten Piste, bereit zum losfahren, treffen!"
Mir wächst ein Kloß im Hals. In ungefähr einer Stunde soll ich bereits fahren?! Erst jetzt realisiere ich wie unvorbereitet ich doch tatsächlich bin.
"Klasse!" Kim steht die Freude im Gesicht geschrieben. Sie ist unfehlbar.
"Habt ihr euch denn schon untereinander auf die Zimmer verteilt?"
"Ähm", wendet Nathaniel ein, "ich würde gerne mit Ihnen darüber noch einmal sprechen!"
"Was gibt es denn, Nathaniel?"
Während der Schülersprecher und unser Klassenlehrer in eine Unterhaltung verfallen, versuche ich meinen Weg zu Rosalia zu bahnen, indem ich mich geschickt an dem kleinen Tisch, der in der Mitte der drei, im Raum stehenden, Sofas steht, vorbeizuwinden. Im Hintergrund höre ich Nathaniels Stimme weiter erklingen und die leichte Besorgnis, die in ihr liegt.
"ROSA", spreche ich sie laut an und erwecke damit direkt ihre Aufmerksamkeit. Sie unterbricht die Tipperei an ihrem Handy. Bestimmt schreibt sie gerade mit Leigh.
"Ja, Süße?"
"Ich wollte mich zu dir setzen, damit wir gleich direkt auf unser Zimmer können!"
"Schlau überlegt!" Sie lächelt mich lieblich an.
Einige Minuten später ist auch der Rest der Klasse in der Lobby angekommen, mit Mrs. Delaney darunter. Mr. Faraize beendet das Gespräch mit dem Blondschopf, der folglich mehr oder weniger betrübt dreinsieht. Unser Lehrer klatscht zweimal in die Hände, um uns zum schweigen zu bringen und unsere Aufmerksamkeit auf ihn zurichten. Währenddessen lässt seine strenge Kollegin ihre Augen durch den Raum umherschweifen, um wohl auch wirklich sicher zu gehen, dass keiner seine nun kommende Ansprache ignoriert. Er räuspert sich, ehe er beginnt: "So, Leute! Ich möchte dass nun jeweils einer von euch nach der Reihe zu mir und Mrs. Delaney kommt, uns euren Zimmerpartner nennt und dann bekommt ihr euren Schlüssel. Dies ist auch der Startschuss dafür euer Gepäck zu schnappen und euch auf die Suche nach eurem Zimmer zu machen." Er hat gerade mal sein letztes Wort beendet, da beginnt ein Ansturm vor ihm. Rosalia und ich bleiben gemütlich sitzen und lassen erstmal die Meute vorbeiziehen. Auch Nathaniel und Kentin lassen sich Zeit. Obwohl nur einer der Zimmerpartner aufstehen sollte, haben sich nun doch alle vor dem irritiert ausschauenden Lehrer angestellt. Unauffällig versuche ich Nathaniel zuzulächeln, doch dieser sieht nur nachdenklich zur Wandbeschmückung, über dem Kaminsims. Natürlich dürfen abgeschlagene Tierköpfe in einer Holzhütte nicht fehlen. Allerdings finde ich diese Dekoration nicht sonderlich anschauungswürdig. Rosalia erzählt mir noch ein wenig von dem Ablauf ihres Morgens, bis Kim sich ihren Schlüssel nimmt, weg geht und Charlotte an der Reihe ist. "Ich gehe jetzt auch mal zu Mr. Faraize", lasse ich Rosalia wissen und begebe mich langsam auf ihn zu. Auf einmal sehe ich wie Amber beginnt zu brodeln und Li versucht sie zu beruhigen. "WAS SOLL DAS HEIßEN?!", flucht die Blondine ohne auch nur einen Funken Versuch sich zurückzuhalten. "WIESO BEKOMMEN WIR NICHT DAS DREIERZIMMER?"
"Nun beruhige dich doch bitte, Amber!"
"Ich will mich aber gerade nicht beruhigen!"
Nathaniel kommt dazu und legt seine rechte Hand auf der linken Schulter seiner Zwillingsschwester ab. "Warum regst du dich so auf?!" Sein Ton bleibt ruhig, doch ich bin mir sicher, dass er ihr Verhalten gerade mehr als unmöglich findet.
"Das fragst du noch?!"
"Wer bekommt denn stattdessen das Dreierzimmer?", frage ich einfach Mr. Faraize, um ein wenig Klarheit in dieser Situation zu bekommen.
"Kim, Viola und Peggy. Mit Amber, Charlotte und Li würde es nur Ärger geben."
Wirklich etwas dagegen einwenden kann ich nicht, denn das ist nicht auszuschließen. "Verstehe ..."
"War ja klar, dass du zu ihm hälst, du Streber", macht mich Amber schief von der Seite an. Ich verdrehe nur die Augen, da ich es nicht für nötig halte darauf zu kontern. Erst recht nicht wenn ihr Bruder, der auch noch gleichzeitig mein Freund ist, neben ihr steht.
"Akzeptiere die Entscheidung des Lehrers." Dies sind offenbar für Mr. Faraize die letzten Worte zu diesem Thema, doch Amber lässt nicht nach: "Und mit wem soll ich nun auf ein Zimmer?!" Nathaniel zieht seine Hand wieder weg und widmet mir ein schiefes Lächeln. Ihm scheint das Ganze mal wieder wirklich unangenehm zu sein. Unser Lehrer gerät einen Moment ins Grübeln, bis er entzückt zu lächeln beginnt. "Ganz einfach", lacht er in sich hinein, "du wirst dir mit Lisa ein Zimmer teilen!"
"WAS?!", platzt es aus mir und Amber gleichzeitig heraus, woraufhin wir uns nur völlig aus den Socken gerissen anschauen und dann wieder zu Mr. Faraize.
"Aber natürlich", bestätigt er seine Idee. "Gegensätze ziehen sich doch bekanntlich an!"
Aber doch nicht in diesem Fall!!!
Mr. Faraize zieht einen Schlüssel aus einer seiner Hosentaschen hervor und überreicht ihn mir mit zuversichtlicher Mimik. Ich hingegen muss gerade aussehen, als hätte man mir urplötzlich ein riesiges Stück meiner Haare abrasiert. Völlig schockiert und nur noch ansatzweise bei Bewusstsein. Amber und ich? Das funktioniert doch im Leben nicht!
"Warten Sie", ruft Rosalia und stellt sich unserem Lehrer genau vor die Füße hin. "Wissen Sie, was Sie da gerade getan haben?!"
"Werde bloß nicht frech, junge Dame!" Mrs. Delaney wirft meiner besten Freundin einen düsteren Blick zu.
"Ich wollte aber mit Lisa ein Zimmer teilen", verteidigt sie sich.
"Du wirst dann einfach mit ..." Mr. Faraize sieht sich in der Lobby um, bis seine Augen bei Melody stehen bleiben. Diese hat sich mittlerweile an Nathaniel herangeschlichen und steht so dicht neben ihm, dass nicht mal mehr mein kleiner Finger zwischen ihre Körper passen würde. "Melody!"
"Melody?!" Rosalia klappt die Kinnlade runter.
"Vertraut mir", grinst Mr. Faraize, "das wird alles ganz wunderbar ablaufen!"
Wunderbar ... Aber sicher. Wer es glaubt.

"Das ist doch nicht zu fassen", flucht Amber und zieht griesgrämig ihren riesigen Koffer hinter sich her. "Was fällt diesem Schwachmaten nur ein, mich von Charlotte und Li zu trennen?!"
Ich seufze. "Als wärst du die Einzige, die mit dieser Entscheidung nicht zufrieden ist!"
"Hat dich einer gefragt?!"
"Nein aber dich auch nicht!"
Könnte diese Fahrt schlimmer anfangen?
"Welches Zimmer haben wir überhaupt?"
"Zimmer 114."
"Und wo soll das sein?!"
"Das versuche ich doch gerade herauszufinden, verdammt nochmal!"
"Dann beeil dich mal ein bisschen!"
Ich muss mich wirklich zügeln. Schließlich ist sie immer noch Nathaniels Schwester. Leicht von Verzweiflung geritten sehe ich mich um. Die Zimmer sind seltsam angeordnet, überhaupt nicht in einer sinnvollen Reihenfolge. Wie soll man da durchblicken? Zudem habe ich keine Ahnung, was nun mit Nathaniel ist. Ob er einen Zimmergenossen hat oder doch alleine ist. Wenn er sich sein Zimmer nicht teilen muss, würde ich gerade alles dafür geben um mit ihm zu tauschen.
"Guck doch, da ist es!", reißt mich die blonde Prinzessin auf der Erbse aus meinen Gedanken. Ich sehe zu ihr, nach hinten, und folge anschließend der Richtung, in die ihr Zeigerfinger zeigt. Sie hat recht. Mit einem leicht schnelleren Schritttempo gehen wir auf die Tür zu, ich stecke den Schlüssel rein und die sie öffnet sich. Zwei Einzelbetten werden von einem mittelgroßen Nachttisch voneinander auf Abstand gehalten. Immerhin kein Doppelbett, das wir uns teilen müssen ... Sie wirft ihren Koffer in die Ecke und lässt sich auf ihr Bett fallen. Zumindest ab dieser Sekunde ist es ihr Bett.
"Die Matratze ist ja total hart", beschwert sie sich, "und bezogen ist das Bett auch noch nicht!"
"Wir sind ja auch nicht im Fünf-Sterne-Hotel, Amber ..."
"Achja? Das weiß ich selber!"
"Dann wundere dich doch nicht darüber", murmle ich kaum hörbar zurück, bis auch ich mich dann von meinem Koffer löse und auf die Bettkante setze. Ich ziehe mein Handy hervor und entdecke zwei Nachrichten. Eine von Rosalia und eine von Nathaniel.
Rosalia: Mr. Faraize ist wohl mit dem falschen Fuß aufgestanden! Melody ist keine Katastrophe aber AMBER?!
Ich: Was du nicht sagst ... Das Glück war mal wieder auf meiner Seite!
Ich: - Nicht.
Ich kann nicht anders als mit dem Kopf zu schütteln. Das muss doch wirklich ein schlechter Scherz sein, dass ich vier Nächte mit Amber verbringen muss ... Naja, wenigstens sind es nur die Nächte und in denen will ich schließlich schlafen und nicht endlos wach sein. Womöglich male ich gerade zu sehr den Teufel an die Wand.
Nathaniel 💘 : Ich teile mir mein Zimmer mit Kentin ... Aber ich sollte nicht darüber klagen! Tut mir leid für dich, dass du doch keins mit Rosalia zusammen hast ...
Ich kann mich jetzt nicht so darüber aufregen, wie ich es normalerweise machen würde. Er weiß selbst am besten dass seine Zwillingsschwester nicht leicht zu handhaben ist.
Ich: Vielleicht wird es ja ganz nett mit Amber?
Nathaniel 💘: Haha, glaubst du da wirklich dran?
Ich: Nein ... 😂
Leise schmunzle ich in mich hinein und packe mein Handy wieder weg. "Ich gehe Bettbezüge holen.
"Tu was du nicht lassen kannst."
"Ein Danke hätte auch gereicht, weißt du ..."
Beim Hinausgehen vibriert es in meiner Hosentasche, doch weder Rosalia noch Nathaniel hat mir geantwortet. Kentin hat mir geschrieben!
Kentin: Wir haben uns heute Morgen gut unterhalten! Heute Abend wieder? Bis nachher :)
An sich gefällt mir die Vorstellung, da ich Alexy im Hinterkopf habe aber wenn er sich ein Zimmer mit Nathaniel teilt ... Wobei ...
Ich: Okay :)
Warum eigentlich nicht?

So zu tun, als ob | Sweet Amoris - Nathaniel FFWhere stories live. Discover now