„Was machen wir jetzt eigentlich Silvester? Wir wollten ja eigentlich zurück nach L.A." 

„Stimmt... Das ist eine gute Frage. Naja, ich weiß, dass du gerne mit Ria feiern würdest, aber sie könnte doch theoretisch auch hier hin kommen und die G's wären dann ja auch mal bei uns Silvester, wenn sie das wollen. Mir wäre es einfach lieber wenn wir hier bleiben, wegen Sophie. Meinst du nicht?" Tom schien einen Moment zu überlegen. 

„Da hast du eigentlich recht. Das wäre echt auch mal wieder schön, mit den G's und wenn Ria kommt, wäre ja eigentlich dann die komplette Familie zusammen. Und ich fände es auch um Sophies Willen besser!"

MITTAGS

Sophie hatte unserem Vorschlag zugestimmt, etwas zusammen zu machen. Wir hatten ihr schon mal eine Jeans und einen Pulli gegeben, anders hätte sie ja auch nicht raus gekonnt. Sie hatte sich wirklich total gefreut. Wieder mal war ich beeindruckt gewesen, wie sehr ein Mensch sich über so kleine Sachen freuen konnte. Sie hatte die gleiche Schuhgröße wie Mum, also war auch das nicht das Problem.  

Als erstes würden wir mit ihr Schlittschuh laufen gehen, mal abgesehen davon, dass Tom und ich selbst nicht die besten darin waren. Tatsächlich klappte es auch mit der Kommunikation sehr gut, da wir die Gesten mittlerweile verstanden und sie sich auch möglichst simpel verständigte. Ich konnte es ihr nicht verübeln, dass sie nicht mit uns sprach. Immerhin hatte sie mir erklärt, dass sie auch nur mit ihrer Freundin sprach, weil sie diese seit dem Kindergarten kannte. Und uns kannte sie seit drei Tagen, da würde sie wohl kaum mit uns sprechen... Jedenfalls hatten wir sie in die Mitte genommen, da uns schon klar gewesen war, dass ihr die ganzen Männer nicht allzu lieb waren. Aber so war sie relativ entspannt. Tom und ich hatten Gustav und Georg in den Plan eingeweiht und so würden sie die Fotos machen. Allerdings so, dass Sophie das nicht bemerkte, weil es ja, wie gesagt, eine Überraschung sein sollte und ja. Ich wusste von Mum, dass sie Sophie schon ins Herz geschlossen hatte und sie behandelte, wie ihre eigene Tochter.  

Als wir uns der Eisfläche näherten, sah sie mich fragend an.  

„Richtig geraten, wir gehen Schlittschuh laufen. Oder wir versuchen es besser, da Tom und ich das selbst nicht können", grinste ich.  

Wir liehen uns also die Schlittschuhe aus und zogen sie an.  

Tom versuchte sich als erster hin zu stellen und ich tat es ihm gleich. Gar nicht so einfach... Ich meine ich konnte nicht mal Inliner laufen, wie zum Teufel dann Schlittschuh, aber egal... Auch Sophie folgte uns auf die Eisfläche. Sie schaffte es um einiges eleganter als wir auf den Beinen zu bleiben.  

Tom verlor das Gleichgewicht und landete auf seinem Hintern. Sophie kicherte, als auch ich wenig später neben Tom landete, der immer noch versuchte aufzustehen. Sie hielt uns jeweils eine Hand hin um uns auf zu helfen. Als wir standen lächelte sie uns an und bedeutete uns zu versuchen zu laufen. Sie schien das schon einmal gemacht zu haben, denn sie hatte keine Probleme damit, so wie wir. Wir machten uns hier gerade bestimmt zu Vollidioten, doch sie wies einiges an Geduld auf, bis wir es einigermaßen schafften, ohne Probleme von der Stelle zu kommen. Dennoch bewegte sie sich nicht großartig von uns weg. Ok ich konnte ihr nicht verübeln, dass sie Angst hatte, nachdem was ihr passiert war.  

Als auch Tom und ich einigermaßen gut laufen konnten, liefen wir ein paar Runden. 

„Kannst du auch Pirouetten?", fragte Tom. Sophie grinste nur, lief ein kleines Stück vor und machte eine Pirouette. 

„Sag mal, hast du das schon mal gemacht?" Sie nickte und bedeutete uns, dass sie es mal öffters gemacht hatte.  

„War das mal so etwas wie ein Hobby?", fragte ich. Sie lächelte mich an und nickte. Und tatsächlich erreichte das Lächeln, wie schon heute Morgen, als wir ihr die Klamotten gegeben hatten, ihre Augen. Da es langsam Mittag wurde, war die Eislaufbahn leerer geworden. Die Meisten gingen jetzt etwas essen oder nach Hause, noch die letzten paar Sachen für Heilig Abend vorzubereiten.  

„Auch mit Sprung?", fragte Tom beeindruckt. Sie nickte erneut und machte es auf Toms Bitte hin vor. Sie versuchte, uns eine einfache Pirouette beizubringen, doch Tom und ich scheiterten kläglich und nachdem wir das gefühlte 3.000 mal hingeflogen waren, gaben wir auf.  

Wir beschlossen etwas essen zu gehen und gaben unsere geliehenen Schlittschuhe wieder ab.  

Auf dem Rückweg redeten wir nicht viel. Tom war zu gefrustet und wenn ich etwas gesagt hätte, hätte ich bestimmt nicht mehr aufhören können zu lachen. Doch plötzlich blieb Sophie stehen und sah ängstlich den Mann an, der auf uns zu kam. Als er näher kam, sah ich ihn grinsen. 

„Na, Sophie. Dein Vater vermisst dich. Es ist so einsam ohne dich... Aber anscheinend hast du ja welche gefunden, die ihren Spaß mit dir haben. Für was anderes bist du ja auch nicht gut!", lachte er nur hämisch und ging weiter. Tom und ich tauschten einen Blick und musterten dann besorgt Sophie, die wie erstarrt da stand und auf die Bäume starrte. Sie war vollkommen angespannt und ihre Augen glitzerten feucht. Ich legt vorsichtig einen Arm um ihre Schulter, was sie kurz zusammenzucken ließ. 

„Sophie?", fragte ich vorsichtig, doch sie reagierte nicht. Ich sah, dass Gustav und Georg besorgt zu uns kamen, und bat Tom mit einer Geste kurz zu ihnen zu gehen und zu erklören was los war. Er tat, worum ich ihn bat, und ging zu ihnen, nachdem er Sophie noch einmal besorgt gemustert hatte. 

„Sophie...", probierte ich es noch einmal, doch immer noch schien sie in ihren Erinnerungen zu sein. Sanft leitete ich sie, etwas zum Wegesrand, zu einer Bank und drückte sie vorsichtig darauf und kniete mich vor sie.  

Einerseits war ich wirklich wütend. Wie konnte man so etwas sagen und so etwas tun, was er mit ihr gemacht hatte? Dank seinen Worten, war das wenige glitzern der Freude aus ihren Augen verschwunden und dieser leere, ausdruckslose Blick zurück gekehrt. 

„Mensch, Sophie", seufzte ich besorgt. Immer noch keine Reaktion. Sanft nahm ich ihr Gesicht in meine Hände. Langsam blinzelte sie und ihr Blick wanderte zu mir. 

„Bei uns passiert dir nichts mehr Sophie, das verspreche ich dir! Wenn ich dir irgendwie helfen könnte, das alles zu vergessen, ich würde es tun, aber ich denke, das kann ich nicht!"  

Ihr Blick wurde etwas klarer und sie schien zu realisieren, was ich gesagt hatte.  

„Ich passe auf dich auf!", murmelte ich leise und zog sie kurz in meine Arme. Sie sah mir einen Moment in die Augen und nickte dann leicht lächelnd. Sie drückte, wie schon gestern, einen kurzen Augenblick meine Hand und wir standen auf und gingen zu den G's. Sie versteckte, dass was gerade passiert war, fast perfekt hinter einer Maske. Natürlich sprachen weder Tom, noch die G'S das Thema an. Sophie begrüßte sie lächelnd und wir machten uns weiter auf den Weg zu dem kleinen Restaurante.  

Stillschweigend war klar, dass wir zu fünft essen würden. Georg steckte Tom die SD-Card des Fotoaperates zu und Tom verschwand in der Stadt, noch kurz im Drogeriemarkt, mit der Begründung, er müsse noch was für Mum besorgen. Tatsächlich kam er dann auch wieder und hatte noch etwas gekauft, was wir noch zu Mums Geschenk tun konnten. Unauffällig zwinkerte er mir zu und grinste kurz.

Wie immer ganz lieben Dank fürs Voten und Kommi schreiben. Den Link für die Klamotten füge ich auch hier als externen Link bei :)

Omnia vincit AmorWhere stories live. Discover now