Kapitel 27 - Rätsel und Antworten

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Mein Wecker macht dieses schreckliche Pipsgeräusch und lässt mich aus meiner Versunkenheit aufschrecken. Wütend haue ich darauf, damit es schweigt. Es ist jetzt sieben Uhr und ich bin schon vor meinem Wecker wach. Für meine Verhältnisse eigentlich extrem, da mein zweiter Name ja eigentlich Schlaf sein könnte. Aber manchmal ist mein Es eben stärker als Ich.

Der Grund für diesen Sonderzustand liegt darin, dass ich gestern nach dem Abendessen früh in mein Zimmer verschwunden bin. Ich hatte irgendwann einfach nicht mehr die Kraft, mich noch länger zu verstellen und mich von meinen Gedanken abzulenken. Bevor die Scharfsicht meines Vaters oder der weise Blick meiner Oma micht durchschauen konnten, habe ich mich also rechtzeitig verdrückt.

Da ich Oma schon vorher erklärt hatte, dass ich müde bin, hat sie mir geglaubt und nicht weiter nachgebohrt.

Ich habe noch eine Weile wach gelegen im Dunkeln und aus dem Fenster die regnerische Nacht betrachtet. Normalerweise lasse ich mein Rollo runter und schließe mein gekipptes Fenster, aber irgendwann bin ich wohl von dem beruhigenden Rascheln der Blätter und dem beruhigenden Prasseln des Regens eingelullt worden.

Dann kam der Traum.

Oder besser dieser Albtraum, den ich seit dem Tag nie ganz verarbeiten konnte.

Es war eigentlich die selbe Szenerie, nur das diese maskierte Gestalt diesmal nichts sagte, sondern mir nur gefolgt ist und mich erneut in seinen Bann zog.  Dann änderte sich die Szene  und ich war irgendwo in einem sehr mystisch aussehenden Wald. Nebelwaben auf dem Boden, so dass man seine Füße nicht erkennen konnte. Geschweige denn mehr als ein Meter vor sich. Und Nate war plötzlich da. Aber er trug eine Krieger-Rüstung und hielt mich bei der Hand. In seiner freien Hand war ein Langschwert. Seine Haare waren zu einem langen seltsamen Zopf gebunden und fielen im bis über die Schultern. Wir sind gerannt. Er voraus, ich im Schlepptau mit einem zerissenen und teils verschmutzen altmodischen Miederkleid, bei dem ich Mühe hatte, nicht darüber zu stolpern. Das einzige was ich hören konnte war mein und sein angestrengtes Keuchen.

Plötzlich war da in meinem Rücken ein stechender und höllisch brennender Schmerz. Ich riss den Mund auf zu einem stummen Schrei, Nate drehte sich um und riss entsetzt die Augen auf, hielt mich auf bevor ich viel und drückte mich an sich. Dann wurde alles Dunkel und ich bin schweißgebadet und zitternd aufgewacht.  Ich war so perplex, dass ich meinen Rücken nach einer Wunde oder dergleichen wie wild abgetastet habe, bevor ich mich des Gegenteils vergewissert, zur Ruhe gezwungen habe.

Meine Träume nehmen ungeahnte Dimensionen an. Ich habe danach Minuten dagelegen und versucht, von seinen Fängen loszukommen. Das alles war so Real, auch wenn niemand Sprach und ich nur fühlen konnte. Irgendwann bin ich duschen gegangen, weil diese vom Schweiß klamme Haut mich immer wahnsinnig macht. Legte mich mit frischer Kleidung hin und konnte mich erst wieder ein wenig wie ich selbst fühlen.

Es war vier Uhr morgens und ich war hellwach.

Ich habe versucht zu lesen, zu schreiben, aber nichts wollte mir gelingen. Um mich abzulenken fehlte mir die Konzentration. Also habe ich mich dagelegen. Nichts getan. Und so in mich hineingehört. Mich mit mir selbst beschäftigt.

Offensichtlich belastet mich das ganze Problem um Nate herum mehr, als ich mir eingestehen wollte. Wenn mein Unbewusstsein mir solch intensive Träume senden muss, damit ich endlich darauf aufmerksam werde, kann ich es nicht mehr ignorieren.

Ich hatte gedacht, mit Nate abgeschlossen zu haben. Dann taucht er auf eine seltsame Vorahnung meinerseits plötzlich auf und wir begegnen uns durch eine solch - ja man kann sagen - schicksalhaften Zusammenstoß. 

Dreimal. Bis jetzt.

Das ist einfach die Höhe. Die Party. Die Schule und jetzt auch noch auf meiner Lichtung. Ah dann sind da ja noch unsere gemeinsamen beiden Kurse und dass wir in einem sogar zusammensitzen. Ich bin sein offizieller Buddy. Fast hatte ich es vergessen!Wir müsen ja zusammen noch einen Vortrag erstellen. Dann noch das Abendessen morgen. Yepp. Was konnte ich anderes tun als zu glauben, dass ich gerade in einem riesengroßen Albtraum stecke und nicht aufwachen kann?

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