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Kapitel 24 - stures Ding

Ich glaube ich hab erst einen Balckout. Eben das, was man immer dann durchlebt, wenn gerade etwas passiert, was man nie und nimmer hätte vorhersehen können. Wie, wenn man plötzlich im Winter auf einer zugefrorenen Auqaplane ausrutscht und ersteinmal liegen bleibt. Oder sein Handy fallen lässt und ersteinmal total stocksteif steht und das Gehirn dem plötzlichen Handlungssprung hinterherhechten muss. Es sind Sekunden, aber trotzdem verlorene Zeit in der man sinnvoller hätte handeln können.

Doch dann setzt mein Verstand wieder ein und ich nehme alles wahr. Ich liege auf den Waldboden und blicke hinauf in das Gesicht von Nate, der einen Meter neben mir steht und aus dieser Perspektive noch größer wirkt. Es sieht aus als ob er sich mit den Baumkronen und der freien Sicht auf den klaren Himmel zu verschmelzen scheint.

Er neigt bei meinem Blick den Kopf etwas schräg zur Seite und scheint sich zu amüsieren, auch wenn er nicht lächelt.

Zornig presse ich meine gesammte Mundpartie zusammen und stemme mich hoch. Als ich zum stehen komme, schwindelt es mir kurz, durch diese abrupte Bewegung, bis sich mein Kreislauf wieder stabilisiert. Ich klopfe mir meine Hinterseite ab, weil ich meiner Mimik gerade nicht traue und ihm nicht ins Gesicht sehen will. Mir gehen tausende Antworten durch den Kopf, doch ich bin so aufgewühlt und durcheinander, dass mir nichts über die Lippen kommt als wütendes Schnauben.

,, Was ist los? Ist dir deine Sprachfähigkeit abhanden gekommen?", höre ich ihn leicht amüsiert und mit leisem Spott fragen.

Sofort blicke ich in sein Gesicht und setze einen kühlen Blick auf, der mir aus tiefstem Herzen kommt. Ich gehe etwas auf ihn zu, weil ich will, dass er meinen Blick auch ja erkennt.

,,Das. Geht. Dich. Nichts. An.", sage ich ruhig aber mit einem hoffentlich stählernen Unterton. Mir reichts mit seinen Spielchen. Jetzt hat er mir auch noch meinen Lieblingsort verdorben. Warum gefällt es ihm so sehr, mich zu verspotten und zu ärgern? Oder zu behandeln, als sei ich weiter nichts, was er deswegen nur mit kühler Gleichgültigkeit würdigt. Als hätten wir unsere ganze Kindheit nicht miteinander verbracht.

Und warum ärgert mich das alles überhaupt so?

Er zieht eine Augenbraue hoch und ich glaube zu sehen, wie sich seine Augen etwas weiten, bevor er erneut nichts durchblicken lässt. Als hätte man sich das alles nur eingebildet.

,, Hm.", ist das einzige was er von sich gibt. Dann mustert er mich von Oben bis unten und verweilt an meinem Gesicht. Bevor es mir unangenehm wird, löst sich sein forschender Blick und sieht hinab auf den Waldboden, wo meine Tasche und meine Wasserflasche liegen. ,,Anscheinend habe ich dich bei etwas gestört. Ich wusste nicht, dass du diesen Platz hier kennst. Sonst wäre ich nicht hergekommen.", sagt er ruhig und sieht mir wieder in die Augen.

Ich zucke zusammen. Mir war nicht ganz klar warum, aber die Ausdruckslosigkeit in seinem ganzen Verhalten und seinen Worten, versetzen mir nun irgendwie einen hinterhältigen Stich. Verächtlich verziehe ich den Mund, schnappe mir meine Wasserflasche und meine Tasche.

,,Da ich jetzt weiß, dass Menschen wie du pflegen diesen Ort zu besichtigen, kann er nicht mehr so besonders sein. Sei versichert, dass du mich hier nie wieder antreffen wirst. Und tschüss."

Mit diesen Worten wende ich mich ab und laufe in die entgegengesetze Richtung, stülpe mir dabei mit einer zackigen und von Zorn gezeichneten Bewegung die Tasche über. Beim laufen öffne ich die Flasche und trinke etwas daraus, weil ich mich irgendwie beschäftigen muss, um meinen tobenden Gedanken zu entfliehen.

Dieses Arsch! Kommt hierher und stört mich. Wird auch noch sarkastisch und dann dieser Satz. Was soll das heißen, " sonst wäre ich nicht hierher gekommen", zische ich leise und mime ihm nach. Ich weiß nicht warum mich das so aufregt, aber ich war selten so zornig wie in diesem Moment. Ich hätte selten Lust jetzt irgendjemanden - nein - eine ganz bestimmte Person zu verprügeln.