Kapitel 20 - Ganz schön verändert

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Ich spüre wie mir gleichzeitig Hitze in die Wangen schießt und ein kalter Schauer über den Rücken läuft. Wenn das überhaupt möglich ist.

Ich kann es nicht verhindern und bei dem Gedanken, wie meine Wangen jetzt einen rosigen Schimmer annehmen, zieht sich etwas in mir vor Unbehagen zusammen. 

Er sieht mir einfach ungerührt weiter entgegen. Ich kann nicht lesen, was in ihm vorgeht. Er scheint irgendwie tief zu grübeln. 

Mein Augenlid zuckt, weil ich so nervös bin. Ich sehe schnell weg. Dann schiele wieder zu ihm rüber. 

Nein, er starrt mich wirklich an. Immer noch. Beinahe ist es gruselig. Aber nur beinahe. Schnell sehe ich wieder nach vorne.

Jetzt bemerke ich, dass das leichte Prickeln an meiner Wange nicht seiner allgemeinen Anwesenheit zuzuschreiben war, sondern weil ich seinen Blick gespürt habe.

Das ist gruselig.

Oh Gott, habe ich vielleicht etwas am Gesicht? Will er mir das irgendwie subtil vermitteln? 

Ich tue so, als würde ich gähnen und wische mir dabei ungelenk über den Mund. Dabei muss ich auf einmal wirklich gähnen. Gähnen ist echt ne interessante Sache. 

Das ist nicht das Thema gerade, Alexa! Nicht abschweifen!

Mein Gesicht ist trocken. Ich habe kein Make-up drauf, was verschmieren kann. Heute auch kein Mascara, weil ich so müde war und befürchtete, mir in einem Moment der Unkonzentriertheit vor Müdigkeit, die Augen zu kratzen und alles zu verschmieren.

Langsam komme ich mir dämlich vor,  weil meine Gedanken und mein Benehmen einfach total peinlich sind. Sein ungerührtes Starren ist ebenso nervenaufreibend.

Ich halte es nicht mehr aus. Ich sehe jetzt ganz zu ihm und nun blicken wir uns direkt in die Augen. Mein Gesichtsausdruck scheint hinter dieser starren Maske etwas zu rühren, denn er hebt eine Augenbraue, wie als stumme Frage.

,,Ist da was?", frage ich leise, fast zischelnd vor Gereiztheit.

Er beugt sich leicht zu mir vor, als hätte er mich nicht verstanden. ,,Wie bitte?" 

Ja klar. Ganz der höfliche Kamerad. 

,,Habe ich was am Gesicht?", frage ich und kneife die Augen zusammen, im Versuch irgendetwas an seiner Miene oder seinen Augen zu lesen. Oder auszulösen.

Er lehnt sich wieder zurück. ,,Wieso fragst du?", sagt er leise, aber fest. Klar. Undeutbar.

Ich presse die Lippen zusammen. Versucht er hier, ein Spiel zu spielen?

Jetzt bin ich es die sich zu ihm beugt. ,,Weil du mich seit einer gefühlten Ewigkeit anstarrst.", zische ich. Blicke ihm noch einmal entgegen, damit er sieht, dass ich es ernst meine und rutsche dann mit meinem Stuhl weg, verschränke die Arme vor der Brust und überschlage meine Beine. Ich hoffe, meine Körpersprache zeigt, was ich von ihm halte.

Mir fällt auf, dass ich immer noch nicht weiß, ob ich was am Gesicht habe. Frustriert sehe ich aus dem Fenster. Es nieselt.

Er bewegt sich und sitzt jetzt etwas aufrechter. ,,Und das stört dich?", fragt er. 

Soll das ein Scherz sein? ,,Richtig.", sage ich nur. 

Ein leises Lachen weht zu mir herüber. Der Klang lässt ein Kribbeln durch meine Bauch rieseln. Ich verlagere mein Gewicht, wende mich mit dem Oberkörper mehr zum Fenster hin und beobachte wie die kleinen Tropfen  unregelmäßig an die Fensterscheibe fallen und langsam herunterrollen.

Ich höre zwar, wie Fetzen von Mister Smiths Erklärungen zu mir herüberwehen, wie er uns auffordert, mit unseren Partnern, die Hausaufgaben zu vergleichen, aber ich achte nicht darauf.

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