Kapitel 7 - Er ist wieder da

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Nate.

Diese Stimme hat nach einem Nate gerufen.

Er könnte irgend ein anderer Nate sein, versucht mich die Stimme in mir zu beschwichtigen, doch es funktioniert nicht.

Es kann nicht funktionieren.

Er hat auf diesen Ruf reagiert. Sein Blick -bevor er gerade eben, oder vielleicht auch vor Stunden - gegangen ist, macht jede Art von Zweifel nichtig. 

Er war es die ganze Zeit. Ich hatte es geahnt. 

Wie dumm kann man sein?, verhöhnt mich mein Verstand. 

Wie oft habe ich mir vorgenommen und eingeredet, dass ich öfter auf dieses erste Gefühl acht geben soll, dass ich bei jemandem oder etwas wahrnehme. Die innere, schwache Stimme der Erkenntnis. Oft habe ich dadurch, dass ich diese Stimme ignoriert habe, den falschen Menschen vertraut. Obwohl mir diese Stimme bei dem ersten Kontakt mit diesen Personen gesagt hat, ich solle mich vor ihnen in acht nehmen. Genau diese Stimme hatte mich anfangs dazu getrieben, weg zu laufen. Bevor ich sie wieder verdrängt habe und angefangen habe zu Verdrängen und falsch zu  Interpretieren.

Nate.

Ein Name, der so viel mehr ist als nur ein Name. So viele Augenblicke, die ich mit diesem Namen und vor allem der Person dahinter verbinde. 

Ich habe das Gefühl, den Boden unter meinen Füßen verloren zu haben und endlos zu fallen. Ich weiß was passiert ist, aber ich kann es nicht richtig realisieren.

Ich sehe die Leute um mich herum wie Schatten ineinander verschwimmen und sich bewegen. Die Laute um mich herum nehme ich nur gedämpft wahr, weil die Stimmen in meinem Kopf und das rauschen meines Blutes in meinen Ohren, alles um mich herum übertönen.

Schauer laufen mir durch meinen Körper und ich umschlinge mich mit meinen Armen. 

Er ist wieder da. Deshalb haben mich seine Augen das erste mal so erschreckt. Es sind seine Augen. Er hat mich wirklich gerufen. Er ist mir nachgelaufen. 

Wieso hat er nichts gesagt? Wieso? Diese frage ist am lautesten. 

Als ich zurück gekehrt bin war er so still. Die ganze Zeit war er so Still und dann so kalt. 

Seine Reaktionen ergeben in meinem Kopf immer mehr Sinn. Er hat mich gemustert, weil ich mich offensichtlich verändert habe. Er war so still, weil er darauf gewartet hat, dass ich ihn erkenne. Er wollte nicht, dass ich sofort gehe, weil ich immer noch nichts gesagt hatte. Meine Frage hat ihn so gezürnt, weil ich nach seinem Namen gefragt habe. Weil ich ihn nicht erkannt habe. 

Nein.

Weil ich ihn nicht erkennen wollte.

Ich schließe die Augen. Das ist einfach zu viel. Ich spüre wie meine Augen brennen. Ich nehme einen tiefen Atemzug, gegen den Kloß in meinem Hals und das beklemmende Gefühl in meinen Lungen.

,,Alexa, warum stehst du denn hier rum?"

Ich zucke heftig zusammen, als ich eine Hand an meiner Schulter spüre und die Stimme erkenne. Ich sehe auf und blicke in die vertrauten grünen Augen von Ellie, die mich besorgt mustern.

Ich kann nichts sagen. Was soll ich denn auch sagen? Ich weiß auch nicht, wieso ich hier immer noch stehe. Oder wie lange ich hier schon stehe.

Ob er wohl schon gegangen ist?

Ellie verstärkt ihren griff um meine Schulter und mein Blick zuckt zu ihr zurück. Ich hatte unbewusst zum Bogeneingang der Küche geblickt. Ich hatte unbewusst nach ihm Ausschau gehalten.

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