Kapitel 15

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Rachel

Ella und ich wollten heute einen Mädelstag machen. Da heute Sonntag war, hatten keine Geschäfte offen, was und aber auch nicht weiter störte.

Ella war noch total begeistert von ihrem Auftritt und redete so gut wie ununterbrochen davon.

Wie fast jeden Morgen war der Tisch mit Brötchen und Marmeladen gedeckt. Woher hatte sie nur immer diese ganzen Brötchen?

Ich war gerade aus meinem Bett gekrochen, hatte tiefe Augenringe wegen der letzten Nacht und meine Haare, oh Gott, von denen rede ich jetzt besser mal nicht.

"Guten Morgen Schätzchen!" Sagte Ella, die bereits am Tisch saß und ratet mal was sie aß, BRÖTCHEN MIT PFLAUMENMARMELADE!

"Morgen," Murmelte ich. "Wie kannst du dieses Zeug nur jeden Morgen essen?"

Ella grinste mich an und stopfte dann Kommentarlos das Brot in den Mund.

"Was wollen wir zwei Hübschen denn heute machen?" Fragte sie nachdem sie runtergeschluckt hatte.

"Wir könnten bei dem schönen Wetter in den Central Park gehen oder so?"

"Gute Idee!"

Mein Frühstück bestand aus einem schwarzem Tee. Mehr nicht.

"Brötchen?" Ella streckte mir den Brotkorb hin, den ich dankend ablehnte.

"Rachel du bist schon so dünn wie sonst was. Jetzt iss bitte!" Flehend sah sie mich an.

"Nein. Danke." Sagte ich entschlossen und wand mich meinem Tee wieder zu.

Um halb eins machten wir uns auf den Weg zum Park. Es war ziemlich warm, weshalb wir beide nur kurze Hotpants und Tops trugen.
Wir nahmen eine große Decke und Getränke mit, um uns zu Sonnen und zu quatschen.

Das tat so gut. Endlich mal eine Freundin zu haben, die durchgeknallter war als Otto Walkens.
Naja, wenn auch nicht ganz, denn wer ist schon durchgeknallter als Otto?!

"Rachel! Du träumst!!" Schrie Ella auf einmal, und da bemerkte ich erst, dass sie mit der großen Decke auf dem Rasen zu kämpfen hatte.

Ich hielt mir den Bauch vor lachen, denn das sah einfach zu komisch aus!

"Jetzt hilf mir doch mal!" Jammerte Ella, die sich so in der Decke verheddert hatte, dass sie aussah wie ein Wollknäul.

Wir schafften es die Decke auszubreiten und uns darauf zu legen.

"Jetzt erzähl mal!" Ella sah mich gespannt an.

"Was soll ich dir denn erzählen?"
Keine Ahnung was sie meinte.

"Na was da so mit Nick geht. Mein Gott Rachel ich bin doch nicht blöd!"

"Da ist nichts." Die Gedanken von Samstag Abend kamen wieder zurück und mir lief es trotz der Hitze Eiskalt den Rücken hinunter.

"Ja klar! Und meine Oma ist heute nochmal schwanger geworden." Lachte sie.

"Naja, also. Ich dachte da wäre etwas besonderes. Vor allem nach dem Kuss-"

"NACH DEM KUSS???" Ella schrie entsetzt auf.

"Mein Gott mein Trommelfell Ella!
Ja er hat mich geküsst. Im Krankenhaus."

"Wie romantisch!" Ellas blick wurde immer verträumter.

Ich erzählte natürlich nicht, was ich Nick über mich erzählt hatte. Das würde alles nur noch komplizierter machen. Wozu sollen es noch mehr Personen wissen?

Wir unterhielten und lachten über die verschiedensten Dinge, die uns passiert sind oder über die wir einfach mal reden wollten. Es fühlte sich unglaublich gut an, mal eine gute Freundin zu haben.

"Weißt du Rachel, in der Ballett Akademie wird jeden Tag das Beste von uns verlangt. Jeden einzelnen Tag. Wenn du etwas verhaust, dann bist du vielleicht für den Rest des Halbjahres abgeschrieben. Vielleicht wirst du nicht mehr an Auftritten teilnehmen können oder du wirst beim Vortanzen einfach demonstrativ übersehen. Aber egal was passiert, du weißt immer die Wahrheit, du weißt alles besser über dich selbst als jemand anderes es behaupten kann und du musst immer du selbst bleiben, sonst überlebst du diese Welt nicht.
Die Welt ist nich gut. Sie ist scheiße. Ja das ist sie. Scheiße und Widerlich.
Wovon ich das weiß? Auch ich habe mich durch Sachen kämpfen müssen, die mein Leben beeinflusst haben. Aber ich habe nie dabei mich selbst aus den Augen verloren."

Ella hatte Tränen in den Augen als sie mich ansah.

"Rachel glaubst du ehrlich ich bin so doof?" Schluchzte sie aufeinmal.

"Wovon redest du?" Flüsterte ich.

"Du warst nicht ohne Grund im Krankenhaus. Du isst nicht ohne Grund nichts. Du rennst nicht ohne Grund zwanzig tausend mal pro Tag aufs Klo. Rachel, du machst mir nichts vor. Das kannst du vergessen!" Schniefte sie in ihren Ärmel.

"Du weißt es." Flüsterte ich immer noch.

"Natürlich weiß ich es. Und ich werde nicht zu lassen, dass meine beste Freundin daran kaputt geht!" Sie zog mich in eine Umarmung und auf ein mal weinten wir beide hemmungslos.

"Ladies, kann man euch helfen?" Fragte plötzlich irgendein Typ der am Weg vorbei kam.

"Verpiss dich!" Riefen wir beide wie im Chor und fingen danach lauthals an zu lachen.
Der Typ machte einen verdatterten Eindruck und lief dann einfach davon.

"Ich hab dich lieb Rachel, auch wenn wir uns erst so kurz kennen. Aber du bist eine der wichtigsten Personen in meinem Leben geworden, auch wenn ich nicht ganz so oft in der Wohnung war. Hehe." Sie kicherte und gab mir dann einen Klapps auf den Arm.

Der Tag im Park verging sehr entspannt. Wir redeten weiter, auch über meine Essstörung, aber die Gründe nannte ich nicht. Dann holten wir uns ein Eis und wanderten langsam nach Hause zu unserem Apartment.

Ich war unglaublich froh, so eine gute Freundin zu haben!

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