"Maja! Was machst du denn hier?"

Ich strecke ihm die Hand mit dem beladenen Teller entgegen. "Ich wollte sichergehen, dass du etwas isst. Und sehen, wie es dir geht."

"Das Abendessen!" ruft Cedric, und schlägt sich mit der Hand gegen die Stirn. "Das habe ich ganz vergessen! Das Mittagessen übrigens auch schon. Danke dir."

Wie eine Verhungernder greift er nach dem Teller und beginnt sich das Essen in den Mund zu schaufeln. Währenddessen werfe ich einen genaueren Blick auf einige der Bücher, welche auf dem Boden verstreut liegen.

Mit flatternder, und einer ein wenig panischen Stimme, komme ich auf das Thema Drachen zu sprechen. "Diese Bücher... handeln alle von Drachen. Das ist doch nur provisorisch, oder nicht? Ich meine... Du erwartest nicht wirklich, dass du gegen einen Drachen kämpfen musst. Oder doch?"

Cedric blickt von dem Teller auf und ein sorgenvoller Ausdruck tritt in sein Gesicht. "Doch. Und das erwarte ich nicht nur. Ich weiß es... Jeder Champion muss an einem Drachen vorbeikommen."

"Was, wie bitte??" piepse ich verzweifelt. "Woher weißt du das? Seit wann? Warum sollte die erste Aufgabe ausgerechnet mit Drachen zu tun haben? Ich dachte die Juroren hätten versprochen das Leben der Champions zu schützen!!"

Cedric sieht mich prüfend an. "Kannst du ein Geheimnis für dich behalten? Ich habe noch keiner Menschenseele erzählt, von wem diese Information stammt."

"Natürlich! Ich verspreche es!" beteuere ich und hebe zum Beweis zwei Finger.

Cedric senkt verschwörerisch die Stimme und lehnt sich ganz nah an mein Ohr. Sein warmer Atem streift meine Haut und jagt mir einen angenehmen Schauer den Rücken hinunter. "Harry Potter hat es mir erzählt. Fleur und Krum wissen bereits davon. Hätte Harry mich nicht eingeweiht, wäre ich morgen der einzige Unwissende gewesen. Ich muss zugeben, dass ich Harry zuerst nicht ganz geglaubt habe. Ich meine... Warum hätte er mir helfen sollen? Wir sollten eigentlich Konkurrenten sein. Deshalb bin ich nachts in den Verbotenen Wald geschlichen, um mich selbst davon zu überzeugen. Es ist der einzige Ort auf dem Gelände, an dem man so große Kreaturen hätte verstecken können. Und es war alles wahr. Harry hat die Wahrheit gesagt. Es sind vier brütende Weibchen. Mich hätte es vor Schreck beinahe aus dem Umhang gehauen."

Mein Herz setzt vor Verzweiflung einige Sekunden aus, nur um anschließend in doppelter Geschwindigkeit weiter zu schlagen. "Das darf nicht wahr sein. Das kann nicht wahr sein! Drachen sind mitunter die gefährlichsten magischen Kreaturen der Welt! Absolut tödlich!"

Cedric grinst ein bisschen. "Geht es dir gut? Du scheinst noch mehr in Panik zu geraten als ich!"

Ich verdrehe genervt die Augen. "Das ist nicht lustig, Cedric! Mit Drachen ist nicht zu spaßen!"

"Ich weiß..." erwidert dieser und spannt nervös die Kiefermuskeln an. "Da es sich speziell um brütende Weibchen handelt und wir an den Drachen vorbeikommen müssen... Ich nehme an, wir sollen ihnen die Eier stehlen oder sie berühren oder etwas dergleichen tun. Auf jeden Fall bedeutet das, dass ich ziemlich nah an den Drachen heran muss. Ich muss ihn also irgendwie von den Eiern weglocken... Den Drachen verletzten will und kann ich nicht. Die einzige Schwachstelle der Drachen sind ihre Augen und ich weiß nicht, ob mir so ein Angriff wirklich helfen würde. Riechen kann er mich wahrscheinlich noch, aber es würde ihn um einiges aggressiver machen. In Verwandlung bin ich ganz gut... Deshalb ist mein Plan, irgendetwas in das mir größtmögliche Lebewesen zu verwandeln, um ein Ablenkungsmanöver zu schaffen. Bisher schaffe ich es, einen Stuhl oder meinen Umhang in einen Hund zu verwandeln."

"Deinen Umhang?" frage ich etwas verwirrt.

"Falls es vor Ort nichts gibt, das ich verwandeln könnte. Meinen Umhang werde ich wohl bei mir tragen dürfen."

Bei der Vorstellung, dass Cedric von einem riesigen Publikum einem Drachen gegenübertritt und zuerst seinen Mantel ablegt, muss ich beinahe hysterisch lachen.

Cedric fängt meinen Blick auf und grinst. "Ja, ich weiß. Hört sich ziemlich idiotisch an. Aber ich habe versucht, mich auf jeden möglichen Fall vorzubereiten. Leider bin ich kein Animagus." Er seufzt sehnsüchtig. "Zuallererst werde ich versuchen, die Eier mit einem Aufrufezauber zu mir zu befördern. Aber das ist nur eine verzweifelte kleine Hoffnung... Es wäre viel zu einfach. Ich habe mich sogar an ein paar starken Lähmungszaubern versucht. Aber meine Magie ist reicht höchstens dafür, ein einziges Bein von dem Drachen einschlafen zu lassen. Das ist nur für den Fall dass er mich vielleicht..."

Cedric schluckt und führt den Satz nicht zu Ende. Ich vergesse jeden freundschaftlichen Vorsatz und falle ihm um den Hals. Zitternd vergrabe mein Gesicht in seinem Pullover und drücke ihn an mich. Für eine Sekunde scheint Cedric perplex und steif wie ein Brett. Dann umarmt auch mich fest und legt seinen Kopf auf meinen. Eine lange Zeit stehen wir so da, dicht umschlungen und schweigend.

"Komm" bricht Cedric's raue Stimme die Stille. "Wir gehen zum Gemeinschaftsraum. Ich habe für heute genug geübt. Und geschlafen habe ich seit Tagen nicht mehr richtig. Wahrscheinlich werde ich heute Nacht erst recht kein Auge schließen, aber ich sollte es wenigstens versuchen."

Möglichst leise schleichen wir durch das Schloss, bedacht darauf, Filch nicht über den Weg zu laufen. Als wir schließlich den Gemeinschaftsraum betreten, ist dieser wie leergefegt. Kein Wunder, es ist schon fast Mitternacht und die erste Aufgabe beginnt am frühen Morgen. Am Fuße der Treppe zu meinem Schlafsaal umarme ich Cedric erneut, wünsche ihm Glück und eine gute Nacht. Doch als ich mich von ihm lösen will, hält er sanft meinen Arm fest. In seine Augen tritt ein nervöser, beinahe fehlender Ausdruck.

"Bitte... Kannst du bei mir bleiben? Ich könnte es nicht aushalten, alleine mit meinen Gedanken zu sein..."

Meine Augen werden vor Erstaunen rund wie Murmeln. Ich muss nicht überlegen. Es ist mir egal, ob es richtig ist. Oder ob es Cho gegenüber fair ist.

"Ja..." antworte ich flüsternd. "Du darfst bei mir schlafen."

Cedric atmet erleichtert aus und lächelt mich dankbar an. Auf Zehenspitzen schleichen wir die Treppe zu den Mädchenschlafsälen empor. Behutsam öffne ich die Tür einen schmalen Spalt breit und blicke mich verstohlen um. Alle Mädchen liegen bereits in ihren Betten und schlafen friedlich. Hannah schnarcht kaum vernehmbar vor sich hin. Mit einer Handbewegung weise ich Cedric an, mir leise zu folgen. Wir legen uns lautlos hin und ich ziehe die Vorhänge meines Bettes sorgsam zu. Keiner soll sehen, dass Cedric bei mir ist. Erneut stehe ich auf, um mir im Bad meinen Schlafanzug anzuziehen und die Zähne zu putzen. Cedric bleibt währenddessen gut versteckt hinter den Vorhängen. Als ich wiederkomme, trägt er nur noch seine Unterhose.

"Ich hoffe, das macht dir nichts aus..." flüstert er leise und verschwindet dann schnell unter der Decke.

"Nein..." hauche ich zurück, doch ich spüre, dass meine Wangen rot werden. Zum Glück ist es dunkel.

Ich lege mich neben Cedric und eine Weile liegen wir einfach regungslos nebeneinander und starren beide den Betthimmel an. Doch irgendwann streckt er vorsichtig tastend den Arm nach mir aus und zieht mich an sich. Mein Herz beginnt wie wild zu hüpfen, als ich mich an seinen nackten Oberkörper berühre. 

"Cedric?" wispere ich leise und richte mich ein wenig auf, um ihm die Augen schauen zu können.

"Ja?" antwortet er leise und streicht sacht mit seinem Daumen über meine Wange.

"Passt du morgen auf dich auf?" Um die nächsten Worte über meine Lippen zu bringen, muss ich einige Sekunden genug Mut zusammenbringen. "Ich will dich nicht verlieren."

Cedric schmunzelt. "Ich hatte auch nicht vor, mutwillig zu verunglücken." Einen Moment herrscht Stille. "Ich möchte dich auch nicht verlieren." fügt er dann murmelnd hinzu.

Er zieht mich noch näher an sich und drückt mir ganz leicht einen angedeuteten Kuss auf die Stirn. Später schlafen wir beide ein, und es ist nahezu so, als wäre alles perfekt. Als wären wir wirklich zusammen, und als würde Cedric morgen nicht gegen einen Drachen kämpfen müssen. 

Twist In Fate || Cedric Diggoryजहाँ कहानियाँ रहती हैं। अभी खोजें