20 - Tom Riddle sr.

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Völlig übermüdet schälte Hermine sich aus dem alten Bett. Ihre Auge klebten zusammen und das Sonnenlicht blendete sie unangenehm.

"Guten Morgen!", begrüßte sie ein völlig anderer Tom als am Abend zuvor. Sein Haar war noch feucht vom waschen und auf seinen Lippen war ein breites Lächeln.

"Ich sehe dich in einer halben Stunde unten", hastig tippte er auf seine nicht vorhandene Uhr,"Zeit rennt, Hermine."

"Wo kann ich das Badezimmer finden?", fragte sie so beiläufig wie möglich. Sie hatte gestern nicht wirklich zugehört, als Morfin es beiden erklärte.

"Gleich links von dir."

Hermine flüsterte noch ein leises "Danke" und verschwand. Sofort verriegelte sie die Tür, die Blicke von Toms Onkel waren tief in ihrem Gedächtnis verankert.

So schnell wie möglich zog sie sich frische Kleidung über, kämmte ihr schulterlanges Haar gründlich und verzichtete gänzlich auf Make-Up. Noch nie hatte sie eine ihrer Mitschülerinnen mit Lippenstift oder sonstigem gesichtet.

Den, wie der Rest des Hauses, zerfallenden Raum verlassend stolperte die junge Hexe über etwas. Als sie runter blickte, sah sie in große, dunkle Kulleraugen und hängende Schlappohren. Ein kleiner, traurig aussehender Hund.

"Na, was machst du denn hier, Kleiner?"

Es tat ihr auf der Stelle leid, dass dieser arme Hund unter der Obhut Morfins lebte. Doch war das Fell wuschelig und nicht zerknotet oder voller Dreck, er wirkte nicht krank oder zu dünn.

"Ich muss auf die Toilette." Erst blickte Hermine verstört auf den kleinen Hund vor ihr, bemerkte dann jedoch die schlaksige Gestalt vor ihr.

Mit einem breiten Lächeln und gebückten Schultern stand Morfin Gaunt vor ihr. Die Zähne wirkten durch den Lichteinfall um einiges kaputter als gestern Abend, das Haar fiel ihm spröde auf die Schultern. Noch hatte Hermine nicht entschieden, ob der Mann ihr leidtun oder sie vollkommene Abscheu verspüren sollte.

"Ist das Ihr Hund?"

Seine Augen ruhten lange auf ihrem Körper, ehe er mit kratziger Stimme antwortete.

"Ja, sein Name ist Rufus. Guter Junge. Beißt den Muggeln gern in den verwöhnten Hintern."

Laut über seinen Witz lachend verschwand er im Badezimmer. Schnell verzog sich Hermine nach unten, wo Tom bereits auf sie wartete.

"Schnapp dir ein Brötchen, es wird sofort losgehen. Es regnet etwas draußen und der Wind ist stark, ich hoffe du trägst warmes Gewand. Hier, ein Mantel. Er ist zerlumpt, doch hält warm."

Völlig überrumpelt von seinen schnellen Worten Sprach Hermine erst nicht. Sie starrte nur den langen, schwarzen Mantel in seinen Händen an, die er ungeduldig ausstreckte.

"Okay, dann mal los."

Ohne sich Proviant in eine der Taschen zu stecken öffnete sie die schwere, schimmelnde Tür. Der erfrischende Duft von vergangenem Regen stieg ihr in die Nase, doch der starke Wind zerwehte sofort ihr Haar.

Erst folgte auf ihrem Weg ein Schweigen. Tom sah meist nach oben, um sich den Weg einzuprägen. Hermine wusste selbst nicht genau, wo sein Vater wohnte, kannte lediglich den Namen der Straße und die Hausnummer.

Um das Schweigen zu brechen, entschloss sich Hermine, über etwas belangloses zu sprechen.

"Ich wusste gar nicht, dass dein Onkel einen Hund besitzt."

Tatsächlich war ihr das neu, Dumbledore hatte ihr nie über jenes berichtet.

"Ich auch nicht."

Cold Hands  ~ Tom Riddle Where stories live. Discover now