12 - Dumbledore

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Ungeduldig wartete Hermine auf die Antwort Riddles. Sie verstand nicht, woher er ihren Namen kannte. Hatte er sie verzaubert und gezwungen, ihre Identität Preis zu geben?

Nach gefühlten Jahren des Wartens antwortete der junge Mann schließlich in einem freundlichen Plauderton:
"Sie ist nicht erklärenswert. Hermine, sag mir doch: Hast du bereits mit Dumbledore gesprochen?"

Verwirrt über sein plötzliches Wechseln des Themas, zog das Mädchen ihre dünnen Brauen zusammen.

"Nein, wieso sollte ich?", fragte sie unsicher.

"Tatsächlich bist du so vergesslich, wie ich dachte. Hatte ich dich bei unserem wunderschönen Ausflug nach Hogsmeade nicht innig darum gebeten, mir bei ihm ein gutes Wort einzulegen?"

Leicht Nickend versuchte sie den Blicken Riddles zu entgehen. Auf keinen Fall würde sie Dumbledore etwas gutes über ihn erzählen, aber mit dem Professor reden wollte sie unbedingt.

Tom hatte sich beinahe unmerklich von seinem Sitzplatz erhoben, löschte die Kerzen mit einem lässigen Schnipsen und hielt Hermine die Tür auf.

Mit schwitzigen Händen lief sie die Flure Hogwarts entlang. Tom neben ihr, die Arme hinter dem Rücken verschränkt und mit erhobenem Kopf. Sein Lächeln wirkte sympathisch, er beherrschte seine Rolle perfekt. Hermine fragte sich, ob er wohl mit in den Raum des Professors kommen, draußen warten oder einfach gehen würde.

Der fallende Schnee flog teilweise an die großen Fenster, die dunklen Wolken verdeckten die Sonne und die Bäume wankten im Wind.

Am Klassenraum für Verwandlung angekommen, sprach Tom schließlich:
"Ich habe noch einige Dinge zu erledigen. Berichte mir beim Abendessen über das Gespräch, einverstanden?"

Da es mehr eine Feststellung als eine Frage war, beließ die junge Frau es bei einem Nicken und klopfte drei mal an die schwere Tür. Tom lief bereits mit großen Schritten den langen Flur entlang, ehe er um eine Ecke bog und nicht mehr sichtbar für Hermine war.

Sie vernahm ein Wegschieben eines Stuhles, Schritte auf steinernem Boden und ein leises Klicken der Tür, bevor ein Lächelnder Dumbledore durch die Tür trat. Seine Augen wirkten müde, seine Haltung war mehr gekrümmt als gerade und selbstbewusst, und für einen kurzen Augenblick wirkte er wie der alte Dumbledore aus ihrer Schulzeit.

"Komm' doch herein, Hermine.", sprach der Professor und bat sie mit einem einladenden Winken der Hand hinein.

Nachdem sich beide niedergelassen hatten, fing Hermine ihre Situation an zu erklären. Am Anfang sprach sie von ihrem und Tom's Ausflug nach Hogsmeade, bis zu ihre heutigen Treffen.

Dumbledore nickte. Erneut wirkte er müde und geschwächt, seine Augen strahlten nicht die sonst gewohnte Energie aus. Hermine sah, wie er seine Worte gründlich wählte. Es dauerte einige Sekunden, ehe er die passenden zu finden schien.

"Hermine, bitte, sei nicht wütend. Ich wusste all das bereits. Du hast nie den Brief gelesen den du von meinem Zukunfts-Ich bekommen hast, richtig? Er enthielt nicht nur Informationen über Dich und deinen Auftrag, auch dass Tom deinen wahren Namen erfahren wird. Ich konnte dir nichts erzählen, da sonst die Zukunft geändert werden würde."

Hermines Mund öffnete sich ein wenig, ihre sonst so mit wärme gefüllten Augen strahlten pure Kälte aus. Sie nickte überlegend; alles was Dumbledore sprach, ergab Sinn. Nie hatte sie auch nur daran gedacht den Brief zu lesen, schließlich vertraute Hermine ihrem Lehrer und Schulleiter. Trotz des Verrats Dumbledore's erfreute sie sich an ihrem logischen Schluss, nach Hause zurück zu kehren. Woher sonst hätte Dumbledore die Informationen bekommen können?

"Stehen in dem Brief noch weitere Informationen?"

"Ja." Der ältere Mann blickte ihr unverwandt in die Augen, doch diese waren unlesbar.

"Könnten Sie mir–"

"Nein, Hermine, es tut mir leid. Ich musste ihn nach dem Öffnen sofort verbrennen."

Ihre Nackenhaaren sträubten sich auf. Es würde so vieles erleichtern, würde er ihr nur helfen! Sie könne eher zurück in ihre Zeit, könne eher ihre Freunde wiedersehen.

"Könnten Sie mir wenigstens sagen, ob mir meine Aufgabe gelingt?"

"Es tut mir leid."

Wütend blickte die junge Frau ihrem Gegenüber in die Augen. Sie war enttäuscht von Dumbledore; zweifelte zum ersten Mal in ihrem gesamten Leben an ihm und seiner Aufrichtigkeit. Harry, Ron und Hermine hatten ihn stets unterstützt, für den guten gehalten. Doch jetzt war sie sich seiner Absichten nicht sicher.

"Bitte–", fing die Hexe an, doch der Professor nickte stur. Es brachte nichts, das musste sich Hermine eingestehen.

Dumbledore warf einen Blick auf seine Uhr, ehe er sich erhob und zur Tür schritt.

"Das Abendessen beginnt in Kürze. Ich würde vorschlagen, du gehst bereits vor."

Mit einem entschuldigenden, schwachen Lächeln seinerseits und einem enttäuschten Blick Hermines trennten sich beide Wege. Ihr Verhältnis war merkwürdig - Dumbledore sprach sie vertraut an, Hermine hingegen konnte sich ihm nicht öffnen. Auch Tom und ihres war zum Nachdenken. Die Brünette wusste nicht, als was sich die beiden bezeichnen könnten.

Freunde waren die beiden ganz sicher nicht, doch als nur Bekannte konnte man sie ebenfalls nicht bezeichnen.

Ihr Leben war voller Rätsel, Missverständnissen und Probleme.

Hermine hatte es satt. Sie wollte ihr altes Leben zurück, selbst mit Voldemort. Gerade war ihr nur wichtig, aus diesem Irrsinn und Chaos zu entfliehen.

Cold Hands  ~ Tom Riddle Where stories live. Discover now