16 - John und Tom

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Es war schwer vorstellbar, doch die nächsten zwei Wochen vergingen wie im Flug. Beinahe jeden Tag traf sich Hermine mit den anderen Dekorationsmitgliedern und gemeinsam arbeiteten sie fleißig an dem Aufbau und der Gelungenheit des Balls. Tom sah die junge Hexe nur im Unterricht und oder bei den Vorbereitungen, doch sonst ließ er von ihr ab. Zudem erfuhr Hermine, dass Tom in Begleitung von Angelina zum Ball erscheinen würde und die Freude gegenüber ihrer Freundin deswegen war nur gespielt.

Der Wind preschte stark an die Fenster des Slytherin Mädchen-Schlafsaals. Aufgeregt tummelten sich die Mädchen in dem Zimmer, jede eleganter und schicker als die andere. Nur kurz dachte Hermine an die Zeit in der vierten Klasse zurück, als sie sich mit den anderen Mädchen aus Gryffindor schick machte. Es fiel ihr selbst nicht auf, doch Hermine schien ihre alte Schulzeit und ihre Freunde immer mehr zu vergessen.

Zu ihrem Glück war Angelina unglaublich Begabt was Frisuren anging. Mit viel Geschick zauberte sie Hermine eine schöne Hochsteck-Frisur. Dazu trug die junge Hexe ein Kleid, angepasst an die damalige Zeit. Es endete knapp unter ihren Knöcheln und der Ausschnitt war der eines Rollkragen ähnlich.

Die junge Frau betrachtete sich mehr oder weniger glücklich im Spiegel, ehe sie sich bei ihrer Freundin Angelina einhakte und die steilen Treppen zum Gemeinschaftsraum runterlief.

*

"Sie sehen toll aus, Miss Bulstrode!"

In einen dunklen Anzug gehüllt stand John  Montrose mit ausgestreckter Hand ihr gegenüber. Seine Lippen waren zu einem breiten Lächeln verzogen, die Haare ordentlich zur Seite gekämmt.

"Vielen Dank, das Kompliment kann ich nur zurückgeben."

Mit einer kurzen Verabschiedung in die Richtung Angelinas, hakte sich Hermine bei John unter und betrat den großen Saal. Tom Riddle war zu spät, und Hermine tat es leid, ihre Freundin allein draußen warten zu lassen.

Das Vorbereitungskomitee hatte Hochleistungen vollbracht. Die Tische waren bedeckt mit hellblauen Decken, weiße Schneeflocken hingen an den Wänden und eine kleine Band spielte die unterschiedlichste Musik. Die Mädchen trugen stets lange, herunterhängende Kleider, völlig unfigurbetont, doch Hermine gefiel es sich nicht mit anderen vergleichen zu müssen. Alle trugen die selbe Mode, niemand galt als schlecht gekleidet,

"Darf ich Sie um einen Tanz bitten?", bat ihr Begleiter höflich.

"Selbstverständlich." Leicht griff John nach ihrer Hand, zog sie inmitten der anderen tanzenden Paare und führte sie übers Parkett.

Als einige Lieder vorbei waren, bemerkte Hermine, dass ihre Freundin noch immer nicht die Halle betreten hatte. Sie entschuldigte sich von ihrem Partner und eilte nach draußen.

Vor der Tür war niemand zu sehen, nur das Licht der Kerzen flackerte bedrohlich an den Wänden. Verwirrt wollte Hermine gerade die Treppe hinunter steigen, als sie einen leisen Schluchzer aus einer Ecke vernahm. Sofort bewegte sie sich dorthin und sah zu ihrem Missfallen eine völlig verheulte Angelina.

"Was ist passiert?" Wie ertappt schnippte Angelinas Gesicht nach oben, ihre Augen völlig gerötet und angeschwollen.

"Er kommt nicht", zwischen jedem Wort macht sie eine kleine Pause,"Tom hat es sich anders überlegt."

"Das kann nicht sein!", rief Hermine und Wut stieg in ihr auf. Angelina war ihr wirklich ans Herz gewachsen, und sie hier so zu sehen, brach es beinahe in tausend Stücke.

"Doch", presste Angelina noch hervor.
Voller Mut zerrte Hermine ihre Freundin nach oben, richtete sie so gut es ging wieder her und betrat die Halle.

"Vergiss ihn. Wir werden Spaß haben, okay?", ermutigend lächelte die junge Hexe der anderen zu.

Sofort kam John angeheilt, doch statt zu Fragen was passiert sei, sprach er mit fester Stimme zu Hermine.

"Würdest du bitte mit mir nach draußen kommen? Es ist wichtig."

Mit einem Seitenblick auf Angelina nickte die Braunhaarige und verließ ein zweites Mal die schön geschmückte Halle.

"Was ist los?", fragte Hermine mit einem leicht zitternden Unterton. Ihr war plötzlich bitterkalt.

John blickte sie mit glasigen Augen an, er schien völlig verändert.

"Wieso trägst du nicht deinen Ring?"

Erstaunt über gerade diese Frage starrte sie ihn an. Weshalb wusste er davon? Und wieso sprach er sie vertraut an? Doch ehe eine Antwort zu geben, stelle sie eine Gegenfrage.

"Warst du einer der Männer unter den Kapuzen, bei der Zeremonie?"

Wieder bekam sie sekundenlang keine Antwort.

"Das geht dich nichts an. Hermine, vertraust du mir? Ich habe mich lange gefragt, wie es ist in einer Reinblütigen Familie zu leben. Oder in einem Waisenhaus aufzuwachsen? Oder unter falschen Namen an eine Schule zu kommen und so zu tun als sei man eine andere Person?", John schrie mittlerweile, sein Blick wirkte noch immer als stehe er neben der Spur.

Hermines Verwirrung wandelte sich in Verstehen und Angst. Tom hatte Johns Körper eingenommen, er sprach daraus. Vorsichtig ging sie einige Schritte von ihm fort. Sie spürte seinen Zorn, das Verlangen sie zu schlagen.

"Ich weiß wirklich nicht wovon du redest, Tom", gab Hermine in einem ruhigem Ton wieder.

Gerade als sie einen sicheren Abstand zwischen die beiden gebracht hatte, machte ihr Gegenüber einen großen Schritt, griff unsanft ihr Handgelenk und zog sie zu sich.

Der Körper Johns, doch der Wille Toms zog sie ganz nah zu sich. Leise, aber umso verständlich flüsterte er:
"Spiele keine Spielchen mit mir, Hermine Granger. Ich werde herausfinden wer du bist und was du hier tust, egal ob du willst oder nicht."

Hermine wusste, dass es zwecklos war sich dumm zu stellen oder zu widersprechen, also nickte sie nur langsam. Ein Lächeln legte sich auf Johns Gesicht, und die Brünette meinte tatsächlich einige Züge Toms auszumachen.

"Du wirst mir helfen", seine Stimme wirkte geduldig, doch hörte sie seine Gier,"deine Naivität ist das was ich brauche. Du bist das letze Puzzleteil, was mir gefehlt hat."

Hermine atmete schwer bei seinen Worten. Sie konnte ihn, seine charmante Art, sein elegantes Aussehen und das böse Lächeln vor sich sehen. Ihre Glieder waren wie betäubt, sie wollte das Tom weitersprach. Stets genoss die Hexe den Nervenkitzel, diese Spannung die sich zwischen beiden aufbaute.

Doch anstatt weiter den warmen Atem an ihrer Haut zu spüren, fragte die selbe Stimme, doch diesmal deutlich verwirrt:

"Was ist hier los? Miss Bulstrode, wieso stehen wir hier? Ich–"

Seine Stimme versagte. Zu ihrem Bedauern stellte Hermine fest, dass der Geist Toms nicht länger in Johns Körper saß.

"Nicht so wichtig. Gehen Sie doch schonmal vor, ich werde gleich nachkommen", sprach Hermine.

Mit angespannter Miene folgte sie Johns Schritten, und sobald sich die Tür hinter dem jungen Mann geschlossen hatte, lief sie großen Schrittes von der Halle davon, Richtung Slytherin Gemeinschaftsraum.

Hermine brauchte Antworten, und zwar dringend.

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Heyy! Genießt ihr das schöne Wetter? :3
Wie ihr vielleicht am Titel erkennen könnt, nehme ich an den Wattys2016 teil! Habt ihr Erfahrungen damit, wie läuft das ganze ab? Das ist meine erste Teilnahme, weshalb ich überhaupt nichts weiß.
Ich habe ab morgen Sommerferien und ich geben mir wirklich Mühe regelmäßig zu updaten, doch versprechen kann ich leider nichts. :3
Einen wundertollen Tag!

Cold Hands  ~ Tom Riddle Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt