Er sprach nicht, als ich drei Finger über seine Handflächen hielt und auf die Lücken zwischen den Knochen drückte. "Es nennt sich Akupressur."

Er holte tief Luft, als ich auf eines seiner Handgelenke drückte und ich griff nach seiner anderen Hand und tat das gleiche, rieb meine Daumen in kleinen Kreisen darüber.

"Wieso weißt du soviel darüber?"

Ich blickte nicht aus, aber ich konnte seinen Blick auf mir spüren. Ich lächelte und sagte ihm, dass er sich auf seine Atmung konzentrieren solle und mit einem tiefen Atemzug, entspannte er sich und schloss seine Augen. "Ich hatte viel sorge, als ich klein war und meine Nona, sie äh - sie hing mehr an unkonventioneller Medizin. Kräuter, natürliche Heilmittel, homöopathisches Zeug."

"Warum hat sie dich nicht einfach zu nem Therapeuten geschickt?"  Fragte er. "Bei mir hat's geholfen."

"Warum hast du dann eine grenzwertige Panikattacke?" Er antwortete nicht, aber spürte den sanften Griff seiner Finger um meine Handgelenke. "Ich war ein Kind, das mit Toten sprach. Das konnte ich niemandem sagen. Ich wäre in einem gepolsterten Raum gelandet und hätte mit Leuten Bingo gespielt, die glaubten Jesus zu sein." Ich blickte zu ihm auf und er wandte schnell seinen Blick ab. "Die Leute dachten, sie sei verrückt, vor allem mit der schwere meines chaotischen Zustandes derzeitig, aber es hat funktioniert. Ich habe gelernt, es zu kontrollieren und wenn nötig zu benutzen, es ist eine anspruchsvolle Sache."

"War es wegen deines Dads?"

Meine Finger erstarrten und er drückte mein Handgelenk leicht, um meine Aufmerksamkeit zu erlangen. Er entschuldigte sich für das Thema, aber ich lächelte, als ich mich schließlich von seinem Griff löste. "Mein Dad war kein böser Kerl. Ich erinnere mich, dass er mich zum Fahrradfahren mit in den Park nahm und an die Ausflüge zum Eisessen jeden Samstag im Sommer. Er war nicht viel da, er war beim Militär, also war er meistens für Monate weg und als er zurückkam, war er nicht mehr derselbe. Er schrie ohne Grund und meine Mutter konnte damit nicht umgehen."

"Tut mir leid." Flüsterte er und lehnte sich vor. "Du musst darüber nicht reden."

"Nein, ist schon in Ordnung." Lächelte ich. "Ich hatte nie wirklich jemanden, um darüber zu reden und ich schulde dir so etwas wie eine Erklärung."

Er sagte nichts, aber seine Augen weiteten sich und er lehnte sich zurück, während ich sprach.

"Sie haben bei ihm eine posttraumatische Belastungsstörung festgestellt. Er geriet für eine Weile außer Kontrolle, verschwand immer wieder. Ich war klein, ich wusste es nicht. Eines Tage holte er mich und meinen Bruder von der Schule ab, ich schätze meine Mutter wusste nicht, dass er mit uns Eisessen gehen wollte. Ich hätte wissen sollen, dass er seine Medikamente nicht nahm, doch ich war einfach glücklich, dass er da war. Als er uns nachhause brachte, geriet alles aus den Fugen und ich erinnere mich nicht an vieles, aber ich erinnere mich, dass ich für vier Tage danach bewusstlos war. Ich hätte sterben sollen, aber meine Nona kannte eine Frau, die helfen konnte."

"Estelle?"

Ich nickte und er nahm meine Hand, als ich beim Klang ihres Namens erschauderte.

"Sie hat mein Leben gerettet, aber ehrlich gesagt, nach allem, was passiert ist, was ich getan habe. Wenn ich zurückgehen und die Entscheidung selbst treffen könnte, wäre ich an diesem Tag gestorben."

Stiles lehnte sich vor und strich eine Haarsträhne hinter mein Ohr, als meine Stimme zu brechen begann. Ich holte tief Luft und lachte, als ich ausatmete. Ich hatte nie mit jemandem darüber geredet und Nona hatte es nie erwähnt, aber es fühlte sich gut an, es mal herauszulassen. Ich wollte einfach alles herauslassen, aber ich hatte Angst, dass er mich anders ansehen würde, wenn ich ihm alles erzählen würde.

"Warm solltest du so etwas sagen?"

Ich schüttelte meinen Kopf und spürte meine Zähne in meine Unterlippe drücken. "Du würdest mich nicht mögen, wenn du es wüsstest."

Er schüttelte seinen Kopf und kam mir näher, seine Hand immer noch in meinen Haaren. "Ich glaube, es ist unmöglich dich nicht zu mögen."

Er schloss schnell seinen Mund und schaute weg, sich sicher, ob er das hätte sagen sollen, aber er akzeptierte es und blickte wieder zu mir.

"Das sagst du jetzt." Safer ich leise, während meine Hand auf seiner lag. Ich zog sich langsam von meinem Gesicht und lächelte, während ich versuchte, die Reue zu verstecken. "Ich habe sehr schlimme Dinge getan, Stiles und -"

Ich wurde von seinem Handy unterbrochen. Er lehnte sich vor und stellte es auf stumm und ich nutzte den kurzen Moment, um mich zu sammeln und drückte mich ein wenig von ihm. Er rieb seine Hände aneinander und ich lächelte, als er sein Handgelenk mit seinem Daumen rieb und er entschuldigte sich für die Unterbrechung.

Nach einer Sekunde holte er tief Luft und schenkte mir ein schwaches Lächeln. "Es ist mir egal, was du getan hast, Emelia. Du hast meine Freunde gerettet und du bist eine gute Person. Ich mag dich auch nicht so gut kennen, aber das weiß ich. Du trägst solch eine -"

Sein Handy ertönte wieder und er seufzte, als er es nahm und wieder ablehnte, doch als er wieder etwas sagen wollte, klingelte es erneut. "Eine Sekunde."

Er sprang von der Couch und verließ den Raum und ich brach. Ich hyperventilierte, als ich versuchte leise zu bleiben. Mein Daumen wanderte zu meinem eigenen Handgelenk und ich versuchte meinen Atem zu fangen. Ich hätte nie gedacht, dass mich ein Gespräch darüber so aus der Fassung bringen würde. Es war so lange her, dass ich die Tatsache akzeptiert hatte, dass es meine Schuld war, dass es nun mit voller Wucht zurückkam.

Ich brauchte frische Luft.

Stiles fand mich ein paar Minuten später auf der Veranda. Gottseidank war ich wieder in der Lage, irgendwas zu tun, weil er mir meine Jacke gab und mich eilig zum Jeep zog und bevor ich es wusste, starrten wir auf eine Tasche voller Geld auf Scott's Zimmerboden.

Medium - Stiles StilinskiWhere stories live. Discover now