14. Sie Kommen

1.9K 97 11
                                    

"Angst ist eine Illusion. Wenn du das verstehst, wirst du frei sein."

Unbekannt

*

Ich hatte mich seit Jahren nicht mehr so hilflos gefühlt.

Estelle hatte seit Stunden nicht auf meine Anrufe reagiert.

Niemand hatte Nona seit dem Mittag mehr gesehen.

Und jemand würde zwanzig Millionen Dollar für meine Hinrichtung zahlen.

Ich dachte wirklich nicht, dass es noch schlimmer kommen konnte.

Meine Türen waren verschlossen, die Fenster zugezogen und ich hatte wortwörtlich jedes Licht im Haus an. Ich hatte meine Autoschlüssel nicht und in diesem Haus waren absolut keine Waffen. Alles was ich hatte, waren Angst und altes Schnurtelefon, das nicht mal bis zum Ende der Stufen reichte.

Ich wusste, ich hätte Scott helfen lassen sollen, aber ich hatte so ein Gefühl, dass ich eh tot enden würde. Also wäre es unnötig, wenn ich bei ihm wäre. Ich überdachte alles und brachte mich selbst in eine Panikattacke. Ich griff zu meinem Nachttisch und schleuderte die orangene Flasche weg, als ich ihre Leere bemerkte.

Tee. Ich brauchte nur Tee und vielleicht einige von Nonas speziellen Gewürzen.

Die Küche war kalt und ich presste meinen Sweater enger an mich, während ich mich umblickte. Ich griff nach den Lavendelblüten und einer Hand voll Baldrianwurzel aus dem Küchenschrank und überlegte, ob ich etwas davon in den Tee kippen sollte. Ach was soll's, es würde eh nicht schnell genug für mich wirken.

Ich hörte dem dampfenden Wasserkocher zu, während ich mich mit einem Stift und einem Blatt Papier in eine Ecke in der Küche verkroch. Ich schrieb die Liste und umkreiste Estelle's Name mehrere Male mit roter Tinte. Sie war alles woran ich denken konnte, ich durfte sie nicht verlieren. Sie war wie meine Mutter und sie hatte mir alles beigebracht, dass ich wusste. Nona und sie waren seit sehr langer Zeit beste Freunde und es brachte mich um, dass sie sich wegen mir aus dem Weg gingen und ihr Name auf der Todesliste war.

Eine Todesliste. Wie zur Hölle passiert so etwas?

Ich wollte doch bloß, dass sie meine Anrufe entgegennahm, das war alles. Ich wollte ihre Stimme sagen hören, dass ich mich nicht wirklich verabschiedet hatte. Dass es nicht vorbei war, aber ich wurde das Gefühl nicht los, dass sie genau das gemeint hatte. Sie wusste, dass ihr Name auf der Liste war, bevor sie überhaupt erstellt war. So sollte es sein und ich musste aufhören nach Auswegen zu suchen.

Ich überlebe.

Ich überlebe.

Ich überlebe.

Ich wiederholte ihre Worte immer wieder, hoffte, dass was sie mir gesagt hatte, nicht das Ende war. Ich war nicht bereit zu sterben. Ich wusste nicht, was das Leben für mich bereithielt, aber ich wusste, dass es nichts mit ihr zu tun hatte. Ich wäre in ein paar Monaten achtzehn und dann war ich weg. Ich hatte keine Ahnung wohin ich gehen würde. College war eine Option, aber ich wollte Angelegenheit. Ich wollte irgendwo für mich sein wo Dinge, die in der Nacht geschahen, nicht mein Problem waren.

Vielleicht eine kleine Stadt am Ozean, in der Nähe einer Klippe.

Ich lachte über meinen Traum darüber in einem Leuchtturm zu wohnen.

Medium - Stiles StilinskiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt