1. Sie Redet Nicht

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"Die Menschen, die man liebt, werden Geister in einem und so erhält man sie am Leben."

Rob Montgomery.

*

"Weißt du, was heute für ein Tag ist?" Fragte Charlotte Koons, meine Großmutter, mich.

Sie nippte an ihrem Tee und wartete auf eine Antwort von mir. Charlotte war sich nicht sicher, ob ich die Küche gesehen hatte, als ich zur gemütlichen Terrasse geschlafwandelt war, aber sie hoffte, dass ich es mit Ihren Traditionen so ernst meinte wie sie.

Ich lächelte. Ich wusste, dass meine Nona nun schon seit Wochen auf Lammas wartete und selbst wenn ich es wollte, ich konnte es nicht vergessen.

"Hast du nicht gut geschlafen?"

Ich nickte und rieb mir meine großen grünen Augen. Ich war kein Morgenmensch, aber in letzter Zeit stellte ich meinen Alarm früh. Ich liebte es, wenn ich die Chance bekam, den Sonnenaufgang von Nonas Terrasse über dem Mammoth Lake zu sehen. Wir beide, in Decken eingewickelt, in gemütliche Stühle gekuschelt. Es war die perfekte Gelegenheit, den Morgen zu beginnen.

"Hast du deinen Tee getrunken?" Fragt Charlotte, während sie ihre dicken grauen Locken hinter ihre Ohren steckte. Charlotte sorgte sich die meiste Zeit sehr um mich. Ich hatte diese Art an mir Dinge zu verheimlichen, von denen ich dachte, dass sie unsere Leben nur verkomplizieren würden. Ich behielt sie für mich. Ich behielt sie für mich, bis ich es nicht mehr für mich behalten konnte und alles aus mir heraussprudelte. "Emelia?"

Ich gab ihr einen wissenden Blick, während ich meine Tasse fester umklammerte.

"Ich bezweifle, dass er noch wirkt."

Charlotte seufzte und nahm mir die Tasse aus der Hand. Sie stand auf und wollte hineingehen, doch hielt inne, als sie meinen Seufzer vernahm.

"Sie wird nicht weggehen."

Charlotte griff nach meiner rechten Hand.

"Hast du versucht, mit ihr zu reden?"

Ich erschauderte und zog meine Hand weg. Ich mochte es nicht, wenn Nona versuchte, mich zu lesen. Es veränderte sich nie und ich mochte es nicht, das Funkeln in ihren schönen alten blauen Augen verschwinden zu sehen.

"Sie redet nicht. Sie -" Ich stockte, hatte keine Ahnung wie ich es beschreiben sollte. "Schreit."

Charlotte nickte, war sich nicht sicher, was von meinen Worten Traum und was Realität war.

"Ich verstehe das nicht," Fügte ich hinzu. Eigentlich konnte ich meine Träume ziemlich gut deuten, doch ich wurde einfach nicht schlau daraus, was mir der Traum sagen wollte. Ich sah immer das Mädchen mit den erbeerblonden Haaren. Und sie schrie. Durchgehend.
"Was bedeutet das?"

"Ich glaube nicht, dass ich diejenige mit den Antworten bin, Butterfly."

"Ich bezweifle mittlerweile, dass überhaupt jemand Antworten hat."

"Vielleicht." Charlotte versuchte zu lächeln und fuhr mit der Hand durch meine langen Locken. "Lass uns ein paar Brote schmieren und in die Stadt fahren. Hört sich das gut an?"

Ich nahm einen tiefen Atemzug. Ich war nicht sicher, was ich noch tun könnte, es wurde immer traumatischer. Alles, was ich sehen konnte, war der Junge, der tot in der Gasse zu liegen schien und das verzweifelte junge Mädchen, das über ihm schreit, einen Namen schreit, den ich nicht kannte. Allison.

Medium - Stiles StilinskiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt