4. Kapitel

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Zufrieden summte ich das Lied mit, welches in Antoines Auto lief und tippte mit meiner freien Hand auf meinem Handy rum, in der anderen hielt ich meinen Starbucksbecher mit einem Kakao. Ich traute mich gar nicht nach hinten zu schauen, weil ich schon ahnte, dass Joshua und Lina sich dort gerade gegenseitig verschlangen. Ich seufzte und sah aus dem Fenster. Es war bereits dunkel und ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es bereits 23 Uhr war. "Lass uns die 2 ins Hotel bringen und dann noch was unternehmen", brach Antoine die Stille, die zuvor im Auto geherrscht hatte. "Es ist doch schon fast Mitternacht", sagte ich. "Na und? Dann sind keine Menschen draußen. Naja auf den Fanmeilen schon, aber da müssen wir ja nicht hin, oder?", fragte er. Ich nickte. "Na gut. Aber nicht lange." Joshua wollte sowieso nicht mitkommen. Er war schlecht gelaunt, weil sie das Spiel 2:0 verloren hatten. Antoine hat beide Tore geschossen. Ich wollte los jubeln, aber das ging leider nicht, weil ich ja auf einer Bank saß, auf der nur deutsche saßen. Kommt nicht so gut. Wir brachten also die besagte beleidigte Leberwurst und seine Hexe ins Hotel. Antoine fuhr wieder los. "Und wohin fahren wir jetzt?", fragte ich und nippte an meinem Becher. "Keine Ahnung. Wohin willst du? Ich komm mit", sagte er. Ich lachte leicht. "Ich bin einen Tag lang hier. Ich weiß nicht wo man hier hin kann. Ich kenn mich hier doch gar nicht aus", meinte ich. "Na gut. Ich weiß wohin, aber ich verrats dir nicht", erwiederte Antoine grinsend. "Das ist doch nicht fair. Eigentlich sollte ich Angst haben. Ich sitz mit einem Fremden im Auto", sagte ich und verschränkte meine Arme vor der Brust. "Wenigstens sieht der Fremde gut aus", erwiederte Antoine und blickte kurz mit einem grinsen zu mir. "Sei nicht so sehr von dir selbst überzeugt Griezmann", sagte ich und grinste ebenfalls. "Ich sag doch nur die Wahrheit!", sagte er. "So gut siehst du gar nicht aus!", meinte ich schlicht. Das war zwar eine Lüge, aber das musste Antoine ja nicht wissen. Er lachte nur. "Erzähl mir was über dich", meinte er und hielt sn einer roten Ampel. Er blickte mich mit einem warmen Lächeln an. "Ach nein. Da gibt es doch gar nichts zu erzählen. Ich bin uninteressant", meinte ich und winkte ab. "Ich finde dich aber alles andere als uninteressant", sagte er, während die Ampel auf grün umsprang und er wieder los fuhr. Ich merkte wie meine Wangen etwas rot wurden. War das gerade ein Versuch gewesen mit mir zu flirten? Wohl eher nicht. "Na gut. Also... ich studiere", meinte ich und lachte dann leicht weil mir nicht mehr ein fiel. "Und... was studierst du?", hakte er nach. "Architektur. In Madrid", sagte ich. "In Madrid?", fragte er nach und ich nickte. "Da wohne ich", sagte er und lächelte mich kurz an, um sich dann wieder auf die Straße zu konzentrieren. Jetzt musste auch ich lächeln. "Echt? Wie cool!", stellte ich fest. Vielleicht konnte ich ihn dann auch wiedersehen, wenn ich nicht mehr in Frankreich war. "Das war aber sicher noch nicht alles oder?", fragte er. Ich überlegte. "Ich tanze Balett seit ich 4 bin. Und ich mag Kakao... oh und Pinguine. Pinguine sind toll", sagte ich noch. Antoine lachte leise. "Du redest nicht gerne über dich oder?", fragte er. Er hatte Recht. Ich hasste es eigentlich über mich zu reden. Ich fragte mich nur, wie er das rausgefunden hat. War es so offentsichtlich? "Nein nicht wirklich", meinte ich. Er parkte in einer Parklücke. "Voilà Mademoiselle. Wir sind da", sagte er und stieg aus. Ich tat es ihm gleich und sah mich um. Wir waren in einem kleinen Park. "Lust auf einen Spaziergang?", fragte er. Ich lachte. "Hab ich eine Wahl?", fragte ich nach und er schüttelte grinsend den Kopf. Ich nahm einen weiteren Schluck aus meinem Becher und ging dann neben Antoine einen schmalen Weg entlang. "Hast du auch Geschwister?", fragte ich. "Ja. Noch eine Schwester. Sie heißt Maud. Und noch Théo, mein Bruder", sagte er. "Ich hab noch ne Schwester! Deborah! Sie ist toll", sagte ich und lächelte. "Und... ohne die Frage falsch zu verstehen ja... es interessiert mich bloß. Hast du einen Freund?", fragte er. Ich schüttelte den Kopf. "Nein hab ich nicht. Und du?", fragte ich. "Nein ich hab auch keinen Freund", sagte er und setzte ein freches Grinsen auf. "Ob du ne Freundin hast du Idiot!", meinte ich und lachte. "Wieso willst du das wissen? Bist du interessiert?", fragte er und legte grinsend seinen Arm wieder um mich. Ich schob seinen Arm wieder von meiner Schulter runter. "Nein. Das war eine reine Gegenfrage", meinte ich. Wieso fragte ich überhaupt? Er hatte sowieso irgendwo eine dunkelhaarige, braungebrannte Latina in Madrid, die auf ihn wartete. "Nein hab ich nicht. Aber vielleicht ja bald?", sagte er grinsend. "Träum weiter", sagte ich und grinste. War das gerade ein weiterer Versuch mich anzuflirten? Wahrscheinlich lag ich schon wieder falsch. Was will er schon von mir? Ich schloss den Reißverschluss meiner Jacke, denn es wurde trotz des guten Wetters heute Abend allmählich doch etwas frisch. Man kann nichts anderes erwarten, schließlich war es schon halb 12 Nachts. "Ist dir kalt?", fragte er und sofort war der nekende Unterton in seiner Stimme verschwunden und er war bereits dabei den dicken Pullover auszuziehen, den er über einem Tshirt trug. "Nein geht schon", meinte ich und lächelte. "Hier nimm trotzdem", meinte er, "sonst wirst du noch krank." "Nein danke", sagte ich erneut, aber es brachte nichts. Weiterhin hielt er mir seinen Pullover hin. Ich seufzte und nahm ihn entgegen. Schnell zog ich meine Lederjacke aus und den Pullover über meinen Kopf. Sofort wurde mir mulmig warm. "Ist dir denn jetzt gar nicht kalt?", fragte ich. Er schüttelte den Kopf. Ich zuckte mit den Schultern und kuschelte mich in den viel zu großen Pullover, welcher auch noch genauso roch wie Antoine. Antoine gähnte und ich fing an zu lachen. "Müde?", fragte ich. "Ein wenig. Aber ich hab auch ein Fußballspiel hinter mir", erwiederte er grinsend. "Dann lass uns doch fahren", meinte ich und musste lächeln. Er nickte und wir liefen zurück zum Auto. Er fuhr mich zum Hotel. "Danke", meinte ich und sah ihn an und wollte gerade aufstehen, als er mich am Handgelenk festhielt. "Ich hol dich morgen um 14 Uhr hier ab ok?", fragte er. Ich lächelte und nickte, dann stieg ich aus und winkte ihm noch, bis ich sein Auto nicht mehr sehen konnte. Ich kuschelte mich mehr in den Pullover, den er nicht zurück gefordert hatte und ging in das Hotel rein. Widerwillig tauschte ich in meinem Zimmer Antoines Pullover gegen mein Schlafanzugoberteil und legte mich ins Bett. Es dauerte nicht lange, bis ich mit einem Lächeln im Gesicht einschlief.

I Feel You (Antoine Griezmann Ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt