After

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Als ich morgens aufwachte, lag ich alleine im Bett. Hatte ich Jordan genervt, war er mitten in der Nacht gegangen?

Ich setzte mich auf und guckte erst einmal auf mein Handy. Natürlich hatte ich viel zu viele Nachrichten.

Meine Mutter hatte mir geschrieben, wie die Party war und ob es mir gut ging. Wenn sie nur wüsste...

Heute würde ich ihr wahrscheinlich die Wahrheit sagen, ich hatte wirklich Angst vor ihrer Reaktion.

Dann hatte ich noch Nachrichten von Noah, Max und... Aaron?

Ich ging sofort auf seine Nachricht und merkte wie mein Herz schneller schlug. Ich hatte selbst jetzt Angst vor ihm, auch wenn er mir nichts anhaben konnte.

Lea, bitte geh nicht zur Polizei, ich bin noch auf Bewährung. Ich zahle dir auch Geld, mach was du willst. Wirklich.

Er war so ein ekelhafter Heuchler. Wie konnte er es wagen, mich erst vergewaltigen zu wollen und mich danach noch um etwas zu bitten.

Ich warf mein Handy wütend aufs Bett und fuhr mir durch die Haare. In dem Moment öffnete sich die Tür und Jordan kam mit einer Tasse Tee herein.

"Guten Morgen. Ich hab dir Tee gemacht, möchtest du auch etwas zu essen?", fragte er mit einem schmalen Lächeln auf den Lippen.

"Morgen, nein danke, hab keinen Appetit.", gab ich zurück.

Ich war immer noch ziemlich aufgewühlt.

"Du solltest aber wirklich was essen. Das würde dir gut tun.", meinte er, während er sich vorsichtig neben mich setzte. Dann streckte er mir die Tasse entgegen, welche ich dankend annahm.

Es war irgendwie ein wenig komisch zwischen uns, weil er nicht wusste, was er sagen sollte.

Gerade als er etwas sagen wollte, klingelte mein Handy und ich zuckte erschrocken auf. Es war meine Mutter, weshalb ich hin ging.

"Lea?", fragte sie unsicher, als hätte sie jemand anders erwartet.

"Ja Mama, was gibts?", kam als Gegenfrage von mir zurück.

"Geht es dir gut. Also, ich meine, ist alles okay?", stotterte sie.

Was war los mit ihr? Ich guckte verwirrt zu Jordan, welcher mich nur ratlos ansah, da er nicht wusste, über was meine Mutter und ich redeten.

"Mama, was ist los?", fragte ich sie also direkt.

Sie druckste etwas herum und ließ sich Zeit mit ihrer Antwort, was mich nur noch nervöser machte.

"Noah war gerade bei uns. Er hat mir erzählt, was auf der Party passiert ist. Also mit... Aaron."

Sie fing an zu schluchzen und alleine schon, als sie seinen Namen erwähnte, wurde mir ganz kalt.

"Ich komme nachhause okay? Hab dich lieb, Mum. Bis gleich."

Dann legte ich auf und guckte zu Jordan.

"Soll ich dich fahren?", schlug er mir vor und ich nahm sein Angebot dankend an.

Während der Fahrt dachte ich über das Gespräch nach, das Mum und Noah gehabt hatten. Wie war er wohl auf das Thema zu sprechen gekommen?

Einerseits war ich dankbar, dass er es meiner Mutter erzählt hatte, andererseits nervte es mich aber auch ein bisschen. Ich hatte vor es meiner Mutter zu erzählen. Am Ende dachte sie jetzt, dass ich es ihr verheimlichen wollte. Aber immerhin musste ich nun nicht mehr meinen ganzen Mut aufbringen, um es ihr zu erzählen. Wahrscheinlich hätte ich es sogar noch verschönert, weil ich es nicht hätte aussprechen können.

"Soll ich mit reinkommen?", fragte Jordan mich.

Ich war so in Gedanken gewesen, dass ich nicht einmal bemerkt hatte, dass wir vor meiner Haustüre standen. Noahs Auto stand nebenan, er war also noch da. Das beruhigte mich ein wenig und gab mir Sicherheit.

"Nein, ist schon gut. Danke fürs fahren."

Dann umarmte er mich und gab mir vorsichtig einen Kuss auf die Stirn. Mir wurde ganz warm und für einen kurzen Moment fielen die Sorgen von mir ab.

Er lächelte, was mich auch zum Lächeln brachte.

"Pass auf dich auf. Und schreib mir sofort, wenn irgendwas ist."

Ich nickte und lief dann zu unserem Haus. Meine Mutter riss die Tür auf und schloss mich in ihre Arme. Anscheinend hatte sie uns von drinnen beobachtet.

Nach kurzer Zeit löste sie sich schluchzend von mir und wir gingen erstmal ins Haus.

Dad, Benny und Noah saßen auf der Couch und guckten mich an.

Noah guckte liebevoll, Dad sah sorgvoll aus und Bennys Blick konnte ich nicht entziffern. Einerseits sah er wütend aus, aber auch ein wenig ängstlich und verwirrt.

Dad stand auf und nahm mich in die Arme. Er strich mir über den Kopf, um mich zu beruhigen, aber ich wusste, dass er sich damit selbst beruhigte.

Mir war das alles total unangenehm, vorallem weil ich wusste, dass sich alle nur wegen mir so verhielten.

Dad und ich setzten uns zusammen hin, meine Mutter blieb vor uns stehen. Wenn sie aufgewühlt war, wollte sie nie sitzen.

"Wir sollten zur Polizei gehen. Natürlich nur, wenn du willst, Lea.", schlug Noah vor.

Ich überlegte kurz. Er hatte mich gebeten es nicht zu tun, weil dann würde er ins Gefängnis kommen. Aber das war mir egal. Sonst würde er sowas bei anderen Mädchen versuchen und es wahrscheinlich sogar hinkriegen. Das wollte ich nicht riskieren.

"Okay.", murmelte ich also.

Benny nahm vorsichtig meine Hand und drückte sie dann.

"Wir sind für dich da. Egal was ist, Schwesterherz."

Normalerweise benutzte er dieses Wort, um mich zu ärgern, aber jetzt meinte er es ehrlich.

"Danke. Ich hab euch lieb. Aber bitte tut mir einen Gefallen. Nach der Anzeige vergessen wir das bitte. Ich will nicht ständig daran erinnert werden, ich will es einfach vergessen. Ich will Aaron vergessen.", meinte ich daraufhin.

Sie reagierten alle verständnisvoll und nach einem kurzen Gespräch gingen wir auch schon zur Polizei um Anzeige zu erstatten.

Ich fing bei der Polizei kurz zu weinen an, aber nachdem sie mir etwas zu trinken gegeben hatten, beruhigte ich mich relativ schnell.

Der Polizist hatte mir auch versichert, dass ich Aaron nach der Verhandlung so schnell nicht wieder sehen würde. Er war wegen sexueller Nötigung auf Bewährung. Dieser Mistkerl.

Es machte mich wirklich froh, dass das kein gutes Ende für ihn nehmen würde.

Danach gingen wir alle zusammen essen, damit die Stimmung nicht mehr ganz so angespannt war. Noah hielt in der Zeit sehr viel meine Hand, was mich wirklich beruhigte. Er gab mir Kraft.

"Vor mir brauchst du keine Angst haben.", flüsterte er mir während dem Essen zu.

Er bemerkte, dass ich etwas auf Distanz ging. Dafür konnte ich, aber nicht wirklich was, das war ein Schutzreflex meiner Psyche. Alles was mir nun zu nahe kam, stieß ich von mir weg. Wenn auch nicht körperlich.

"Würd ich nie.", antwortete ich ihm, während ich ein Stück Pizza abschnitt.

"Gut, das würde mich nämlich extrem kränken."

Er lächelte mich an und auch ich schmunzelte ein wenig. Trotz dem ganzen Trubel war ich mir immer noch nicht sicher, wenn ich nun mehr mochte. Jordan oder Noah? Und musste ich vielleicht bald eine Entscheidung treffen?

Two loversWo Geschichten leben. Entdecke jetzt