The Morning After

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Ich entschied mich dazu, mir erst einmal normale Klamotten anzuziehen. Das einzige was ich nämlich anhatte, waren das Hemd und eine Unterhose. Also krabbelte ich vorsichtig aus dem Bett und suchte meine Klamotten zusammen. Ich erkannte, dass ich in Noahs Zimmer war.

Auf einem Stuhl fand ich meine Klamotten und zog mich schnell um. Zu meiner Sicherheit zog ich mich mit dem Rücken zum Bett um. Obwohl sie mich sowieso schon nackt gesehen haben mussten. Als ich mich umdrehte, sah ich, dass Tim wach war. Er guckte mich kritisch an.

"Warum hast du mein Hemd angehabt?", fragte er mich verwirrt.

"Ehrlich gesagt hab ich gehofft, dass du mir das erklären kannst.", murmelte ich.

Er schüttelte den Kopf und ich setzte mich verzweifelt auf das Bett. Ich griff nach meinem Handy, das auf dem Boden lag, und checkte meine Nachrichten.

Meine Mutter hatte mich 15 Mal angerufen, 4 Nachrichten hinterlassen und Papa hatte 5 Mal angerufen und zwei Nachrichten hinterlassen. Benny hatte mir ebenfalls mehrmals geschrieben, Jordan und Toni auch. Oh bitte hatte ich keinem von ihnen betrunken geschrieben.

Meiner Mutter hatte ich schonmal nicht geschrieben. Zuerst hatte sie gefragt, wo ich war, aber dann hatte sie es anscheinend durch Benny erfahren. Hatte ich Benny etwas erzählt? Ich ging auf den Chat mit ihm.

Das nächste Mal ruf mich an, wenn etwas nicht stimmt, du Hilfe brauchst oder sonst etwas. Ohne Noahs Hilfe wüsste keiner aus der Familie wo du bist. Sei froh, dass du einen so guten Freund hast. Pass auf dich auf.

Also hatte Noah ihm geschrieben. Ich ging auf die Nachrichten von meinem Vater, er hatte auch nur gefragt wo ich war. Und dann kam es, ich hatte Jordan und Toni betrunken geschrieben. Jordan hatte ich geschrieben, dass ich finde, er hat eine wunderbare Freundin verdient. Okay, das ging noch einigermaßen klar.

Seine Antwort war, wie ich darauf kam und ob alles okay war.

Wie niedlich.

Bei Toni war ich nicht mehr ganz so freundlich gewesen.

Ich hätte nie gedacht, dass du so eine bist! Wie kannst du Jordan einfach so hintergehen. Ich hab kein Bock mehr mit dir zu befreundet sein. Du Kuh.

Hatte ich ernsthaft du Kuh geschrieben? War mir betrunken nicht besseres als du Kuh eingefallen? Trotzdem war ich relativ stolz auf mich, ich hatte keine Rechtschreibfehler gemacht. Toni hatte aber daraufhin geantwortet, was denn los sei und ob sie mich treffen könnte. Als ich nicht geantwortet hatte, hatte sie geschrieben, dass es ihr leidtat, was sie Jordan angetan hat und nicht wollte, dass unsere Freundschaft daran zerbricht.

Ich hatte fast die Freundschaft mit meiner einzigen Freundin hier zerstört. Ich seufzte und fuhr mir durch die Haare.

"Alles okay, Lea?", fragte Tim und ich nickte nur.

"Ich habe betrunken ein paar Nachrichten verschickt. Ich will gar nicht wissen, was ich euch gestern so erzählt habe."

"Keine Sorge, ich kann mich an nichts schlimmes erinnern. Naja ehrlich gesagt, kann ich mich an fast nichts erinnern. Ich weiß nur, dass du Noah geküsst hast."

Ich guckte geschockt zu ihm. Okay, jetzt war es eindeutig Zeit Noah zu wecken. Ich rüttelte kräftig an ihm, bis er nach kurzer Zeit aufwachte.

"Was ist denn los?", fragte er schlaftrunken und setzte sich auf.

"Was ist letzte Nacht passiert?", kam als Gegenfrage von mir zurück.

Noah rieb sich kurz durchs Gesicht und guckte mich dann erst richtig an.

"Du weißt nichts mehr?"

Ich schüttelte den Kopf. Als er fragend zu Tim guckte, schüttelte dieser ebenfalls den Kopf.

Noah seufzte und begann uns den gestrigen Abend zu schildern.

"Wisst ihr noch was vor den Shots war?"

Wir nickten beide, was ihn ein wenig erleichterte.

"Ihr habt ziemlich viel in euch reingeschüttet. Lea du warst ziemlich schnell betrunken und hast dann beschlossen mit mir rumzumachen und mir zu sagen, dass du mich liebst."

Ich guckte ihn geschockt an, das war doch jetzt nicht wahr.

"Bitte sag, dass du mich verarschst."

Noah schüttelte den Kopf, er sah ein wenig enttäuscht aus.

"Tim ist dann aufs Klo gegangen und mit einem Mädchen wiedergekommen. Ich hab keine Ahnung wie du sie gefunden hast und was ihr auf dem Klo gemacht habt. Auf jeden Fall hat die dann noch ein paar mitgetrunken, bis ich beschlossen hab, dass es reicht. Ihr wart nämlich alle schon ziemlich betrunken, deswegen hab ich Aaron angerufen, der uns dann zu mir gefahren hat. Das Mädchen haben wir in der Bar gelassen. Lea mussten wir dann hochtragen, da sie eingeschlafen war und Tim, du bist die Treppe fast schon hochgekrabbelt."

Tim guckte Noah verwirrt an, ich wusste nicht, was ich von dieser Story halten sollte.

"Dann ist Lea aufgewacht und meinte mit uns schlafen zu müssen. Da war Aaron schon wieder weg, also er war halt bei Max. Du hast dann beschlossen dich auszuziehen. Tim hat dann ebenfalls sein Hemd ausgezogen. Da ich nicht wirklich Bock hatte, mit euch jetzt eine Nummer zu schieben, hab ich kurzer Hand dein Hemd genommen und Lea darin festgebunden, damit sie sich nicht weiter ausziehen konnte. Tim du bist dann sowieso wieder eingeschlafen und nach kurzem Wehren ist Lea auch eingeschlafen."

Ich wusste nicht was ich antworten sollte und wie aus dem nichts fing ich plötzlich zu weinen an. Ich weiß nicht, woran das lag, vielleicht noch am Restalkohol. Außerdem war ich mit den Nerven ziemlich am Ende.

Tim und Noah rutschten näher zu mir.

"Lea, warum weinst du?", fragte Noah mich, während Tim mir beruhigend über den Rücken strich.

"Ich habe totale Scheiße letzte Nacht gebaut. Ich habe fast meine einzige Freundin hier verloren, ich wollte mit zwei Typen schlafen und ich war mit 16 so betrunken, dass ich mich an nichts erinnern konnte. Außerdem hab ich dich geküsst, ohne dass du es wahrscheinlich wolltest. Wenn du dich nicht gewehrt hättest, hätte ich meine Unschuld bei einem Dreier verloren und könnte mich nicht einmal mehr daran erinnern. Und wenn du nicht Benny Bescheid gesagt hättest, hätte meine Familie am Ende noch die Polizei gerufen."

Ehrlich gesagt wunderte es mich, dass dieser Redeschwall gerade aus meinem Mund gekommen war. Überraschenderweise zog mich Noah an sich und nahm mich in den Arm.

"Es ist alles gut, Lea. Ich bin bei dir.", flüsterte er mir ins Ohr und strich mir behutsam über den Rücken.

Ich hatte es nicht verdient, dass er sich so gut um mich kümmerte. Ich hatte ihm gestern den Abend ruiniert und ihn geküsst, obwohl er das bestimmt gar nicht gewollt hatte.

Two loversWo Geschichten leben. Entdecke jetzt