Datenight

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"Hey, kann ich dir helfen?", fragte mich ein Mädchen. Sie hatte Kleidung des Bauhauses an, sie arbeitete wohl hier.

"Ja, ich arbeite ab heute hier. Ich bin Lea.", antwortete ich ihr und lächelte.

Sie lächelte ebenfalls. Sie war höchstens zwei Jahre älter als ich, sah ziemlich gut aus. Meiner Meinung nach wäre sie sicher Noahs Typ gewesen. Oh nein, jetzt dachte ich ja schon wieder an ihn.

"Freut mich. Ich bin Aleyna. Mein Chef hat gesagt, ich soll dich einweisen, dir alles zeigen und so weiter. Er hat dafür keine Zeit. Aber in Wirklichkeit hockt er eh nur in seinem Büro, stopft sich mit Essen voll und verbringt dort möglichst viel Zeit, damit er nicht nachhause zu seiner Frau muss.", erklärte sie mir.

Sie grinste und ich fing zu lachen an. Ich hatte das Gefühl, dass wir uns ganz gut verstehen würden.

Und ich behielt recht. Wir arbeiteten fast den ganzen Tag zusammen und ich hatte wirklich Spaß. Aleyna nahm alles ziemlich locker und war ein eher lebensfroher Mensch. Trotzdem hatte sie diese I-don't-give-a-fuck Einstellung, was ich echt cool fand. Ich hatte oft versucht so rüberzukommen, was im Endeffekt dann aber nie geklappt hatte. Irgendwann entschied ich dann einfach ich selbst zu sein, was sowieso immer das Beste ist.

"Wir habens geschafft. Wie fandest du deinen ersten Arbeitstag?", fragte sie mich, während sie ihre Arbeitskleidung in ihren Spind legte.

"Besser, als ich gedacht hätte."

"Das muss an mir liegen.", meinte sie lachend, was mich zum Grinsen brachte.

Wir quatschten noch ein bisschen, tauschten unsere Nummern aus und verabschiedeten uns dann von einander. Sie fuhr mit ihrem Motorrad weg, das sah einfach nur Hammer aus. Erinnerte mich an Jordan. Apropo Jordan, er schrieb mir in diesem Moment.

Lust etwas zu unternehmen? Die ersten zwei Stunden entfallen morgen sowieso.

Also machten wir was aus und kurz darauf holte er mich vom Parkplatz des Baumarktes ab.

"Ich hasse Motorräder immer noch.", murmelte ich, als wir gerade abstiegen. Wir waren zu einem Restaurant gefahren. Zum Glück hatte ich heute Geld dabei.

"Und mich amüsiert es immer noch.", gab er zurück, verstaute seine Sachen im Motorrad und wir liefen los ins Restaurant.

"Ist es arg teuer?", fragte ich ihn, als wir gerade die Türe öffneten und das Restaurant betraten. Es roch unglaublich gut darin und es herrschte eine angenehme Atmosphäre.

"Es ist sogar kostenlos.", flüsterte er mir ins Ohr und begrüßte einen der Kellner mit einer Umarmung.

"Federico!", rief Jordan und klopfte ihm freundschaftlich auf den Rücken.

Ich hasste diese Momente, wo man einfach nur ratlos da stand und nicht wusste was man tun sollte. Ich konnte ja schlecht zu diesem Federico hingehen und ihn genauso stürmisch umarmen. Andererseits hatte ich aber nicht mal Lust einen Schritt auf ihn zuzugehen.

Ein älterer dunkelhäutiger Mann trat auf Jordan zu und umarmte ihn.

"Mein Sohn.", rief er und klopfte ihm genauso wie Jordan davor auf den Rücken.

Okay, das war eindeutig Jordans Vater.

"Wer ist denn diese reizende Dame?", fragte er ihn dann.

Jetzt ging ich ein Schritt auf ihn zu, reichte ihm meine Hand und stellte mich vor.

"Schön dich kennenzulernen, Lea. Da hat mein Sohn echt einen guten Fang gemacht.", witzelte er und ich lächelte nur leicht verlegen.

"Dad, sie ist nicht meine Freundin.", murmelte Jordan, ihm war das hier sichtlich peinlich.

"Was nicht ist, kann ja noch werden!", rief er hochmotiviert und brachte uns dann zu unserem Tisch. Das konnte ja etwas werden.

"Tut mir schrecklich leid. Also falls du es noch nicht mitgekriegt hast, das Restaurant gehört meinem Vater.", fing er an, während sein Vater gerade die Speisekarten holte.

"Ist doch nicht schlimm. Ich find ihn total nett und dass er ein eigenes Restaurant hat ist mega cool. Wieso hast du mir das nie erzählt?"

"Ich finde nicht, dass das etwas ist, mit dem man unbedingt prahlen muss."

War das sein Ernst? Mit was für Dingen außer Essen sollte man denn dann prahlen? Ich meine, es war Essen. Das hörte sich doch schon wunderbar an.

"Was möchtet ihr trinken?", fragte sein Vater, der schon wieder da war.

Wir bestellten beide eine Cola und widmeten uns dann den Karten. Da mir Jordan die Gnocci mit Tomatensoße empfiel, nahm ich diese. Er selbst bestellte sich eine Pizza.

Dann unterhielten wir uns eine Weile. Er brachte mich oft zum Lachen, er war mir wirklich sympatisch. Sympatischer als Noah? Ich wollte jetzt nicht über ihn nachdenken. Ich verbrachte den Abend schließlich mit Jordan.

Während des Essens rief mich meine Mutter an, es tat mir schrecklich leid, aber ich hatte sie ganz vergessen. Sie wollte, dass ich mich nach der Arbeit bei ihr meldete, was ich total vergessen hatte. Als sie hörte, dass ich mit einem Jungen Essen war, klang sie ein wenig beruhigter. Und als ich noch sagte, dass er mich nachhause brachte, war sie wieder komplett glücklich.

"Stress zuhause?", fragte mich Jordan, während er etwas von seinem Eis aß. Wir waren bereits beim Nachtisch.

"Nicht der Rede wert."

Dann aß auch ich etwas von meinem Eis. Seines sah aber irgendwie viel leckerer aus. Also beugte ich mich kurzer Hand zu ihm vor, guckte ihm in die Augen, sodass er es mir gleichtat und nahm ihm dann ganz schnell seine Eisschale weg. Dann setzte ich mich wieder normal hin und fing an sein Eis zu löffeln.

Er guckte mich an und fing dann lauthals zu lachen an.

"Du weißt, dass du auch einfach fragen kannst oder?", prustete er und fuhr sich durch die Haare.

"Ja, aber so hab ich gleich das ganze Eis.", murmelte ich und stellte ihm als Gegenleistung mein Eis hin. Ich hatte nämlich recht gehabt, seins schmeckte besser.

Dann beugte er sich vor zu mir und guckte mir in die Augen, so wie ich es davor getan hatte. Er nahm mir das Eis aber nicht weg, stattdessen klatschte er mir etwas Eis auf die Nase.

"Das ist doch nur fair, wenn du einfach mein Eis klaust.", rechtfertigte er sich und fing dann wieder zu lachen an.

Ich guckte ihn schockiert an, aber fing dann selbst zu lachen an. Ich wischte mir das Eis von der Nase und warf die Serviette auf ihn.

Danach unterhielten wir uns noch ein wenig, ich hatte schon lange nicht mehr so viel gelacht. Wir redeten auch noch ein wenig mit seinem Vater, bis er mich dann nachhause fuhr.

Vor meiner Haustüre begutachtete ihn meine Mutter noch, damit sie sicher gehen konnte, dass ich wirklich nachhause gebracht wurde. Außerdem wollte sie wissen, mit was für Menschen ich mich abgab. Dann lief sie wieder ins Haus, damit wir uns von einander verabschieden konnten.

"Es war ein wirklich schöner Abend.", meinte er und kam einen Schritt auf mich zu.

"Finde ich auch.", antwortete ich und kam ebenfalls einen Schritt auf ihn zu.

Wie bei einem perfekten Date küssten wir uns. Und wie hätte es anders sein können, der Kuss war ebenfalls perfekt. Diesmal wollte ich den Kuss mit Jordan und das zeigte ich ihm auch.

"Bis morgen, Lea. Ich freu mich auf dich.", meinte er, gab mir einen letzten kleinen Kuss und fuhr dann mit seinem Motorrad weg.

Oh Gott, ich wusste nun wirklich nicht, was ich fühlen sollte. Ich hatte heute schon zwei Typen geküsst und mochte beide gleich gerne. Was sollte ich nun machen?

Two loversWo Geschichten leben. Entdecke jetzt