Schmerzen der Vergangenheit

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Am nächsten Morgen wachte Heiji schon früh auf. Während er sich wie jeden Morgen Kaffee kochte, hörte er die leichten Schritte von Nozomi immer näherkommen. Als Heiji sie sah, wie sie müde in den Raum schaute wurde ihm ganz unwohl. Ihre Augen waren rot und sie versuchte vergeblich ihr schluchzen zu verbergen. Besorgt kam er zu ihr und bückte sich runter:" Hey, warum weinste denn? Es ist doch alles gut." versuchte er sie zu beruhigen. Er könnte sich gerade für diese Aussage selbst ins Gesicht boxen. Von wegen alles gut... Sie rieb sich die letzte Träne weg und schluchzte erneut:" Ich hatte Angst, weil ich nicht wusste wo ich war. Ich vermisse meine Mama." Ihre Stimme zitterte unter dem emotionalen Druck und ihr kamen neue Tränen. Sie klammerte sich an Heijis Hemd fest und vergrub ihr Gesicht darin, was Heiji bisschen überforderte. Schließlich war das ein fremdes Kind, welches er nicht mal seit 24 Stunden kannte. "Wenn ich nicht bald zu meiner Mutter zurückkomme, macht Onkel ganz sicher was Schreckliches mit ihr!" schrie sie verzweifelt in ihn rein.

Was Schreckliches? Wer war dieser Typ?

Und warum hatte Nozomi so Angst vor ihm? Heiji hatte eine unangenehme Vermutung.

Er strich ihr über den Rücken, damit sie sich beruhigte.
"Sag mal Nozomi, dieser Onkel... Hält deine Mutter gefangen?", fragte er Vorsichtig.

Er spürte wie sie schlagartig aufhörte zu schluchzen und sich mit ihren kleinen Händen noch fester an sein Hemd krallte. Nach einigen Sekunden ließ sie ihn los:
"Sie darf nie raus. Wenn er nicht zuhause ist, verriegelt er immer alle Türen und sogar alle Fenster. Mama darf mich nicht einmal zum Kindergarten bringen. Sie konnte sogar nicht zu meiner ersten Kindergarten Aufführung kommen. Er ist ganz schrecklich. Bitte, du musst sie finden und vor ihm retten." rief sie verbittert mit Tränen im Gesicht.

Die Kleine hing sehr stark an ihrer Mutter, soviel war sicher.
Es zerriss ihm schon fast das Herz, wenn er sie so sah.
"Ich verspreche dir, dass ich sie finde." Er wischte ihr die Tränen mit einem Taschentuch aus dem Gesicht. " Aber jetzt Frühstücken jetzt erstmal, okay?"

Er setzte sie an den Tisch und ging zu den Schränken.
Was sollte er denn jetzt einem Kind geben? Er durchsuchte alle Schränke, bis er endlich eine Packung Toast und paar Früchte fand. Eigentlich frühstückte er äußerst selten Zuhause, sodass er kaum etwas dahatte.

Nach dem Frühstück gingen beide runter in die Detektei. Nozomi, die sich zum Glück mittlerweile wieder beruhigt hatte, lief sofort zum Tisch und setzte sich auf den Stuhl, als sie ein Foto entdeckte und es aufgeregt nahm und anschaute.
"Das ist aber ein schönes Mädchen, wer ist sie? Sieh sieht meiner Mama so ähnlich. Sie hat auch grüne Augen und schwarze Haare." lächelte sie.

Heiji war gerade dabei die Notiz zu suchen, die ihm der Polizist dagelassen hatte, damit er mit dem Programm für die Phantombilder klarkam.

Die Frage traf ihn jedoch wie ein Stich ins Herz und brachte ihn total aus dem Konzept. Er schaute hektisch zu ihr rüber. Sie hatte das Foto von Kazuha in der Hand. Von Kazuha, als sie noch in die Oberschule gingen und welches immer auf seinem Schreibtisch stand.
"Ihr Name ist Kazuha." antwortete Heiji leise, und hoffte, dass sie es dabei beließ. Er wollte sich nicht an die schmerzhafte Zeit erinnern. Doch er hatte sich doch zu viel erhofft.

"Ist das deine Frau? Sie sieht auf dem Foto aber sehr jung aus. Ich habe sie nicht gesehen. Ist sie etwa gerade weg?", fragte sie neugierig.

Er kam wohl nicht drum rum.

Heiji setzte sich neben sie an den Tisch und nahm verträumt das Foto in die Hand. Er spürte wie sein Brustkorb anfing zu zittern als er wieder an die Zeit vor 6 Jahren dachte. "Ja das ist meine Frau. Ich kannte sie schon als ich so alt war wie du. Wir waren immer die besten Freunde. Irgendwann nach sehr langer Zeit sind wir zusammengekommen und haben schließlich geheiratet. Das Foto ist schon 8 Jahre alt."

Er bemerkte nicht, wie er das Foto fester umklammerte.

"Und wo ist sie jetzt? Ich möchte sie unbedingt kennen lernen." sagte sie mit leuchtenden Augen.

Heijis Miene wurde trauriger. Er wollte ungerne darüber reden. Und vor allem nicht mit einem Kleinkind, "Das geht leider nicht." Brachte er brüchig raus.

"Warum nicht." entgegnete sie traurig.

Heiji riss sich zusammen, er kam wohl nicht drum rum:
"Einen Monat nach der Hochzeit ist sie verschwunden. Einfach weg. Die Polizei vermutet, dass sie nicht mehr lebt. Ich habe sie schon 6 Jahre lang gesucht, aber sie ist weg. Wie vom Erdbeben verschluckt. Verschollen."

Heiji spürte wieder wie seine Tränen zu kommen drohten. Eigentlich war er überhaupt nicht der Typ, der jemals weinte. Aber wenn es um Kazuhas verschwinden ging konnte er den tiefen Schmerz und die Sehnsucht einfach nicht unterdrücken. 6 Jahre lebte er schon mit dieser Leere. Kein Tag war vergangen, ohne, dass er an sie dachte. Jeden Tag malte er sich aus, wie es wäre, wenn sie wieder ganz normal zur Tür reinkommen würde und er wieder ihre schönen grünen Augen und strahlendes Lächeln sehen würde. Doch das Suchen war bereits hoffnungslos. Er hatte zu dieser Zeit alles gemacht, was er hätte machen können, doch sie war spurlos verschwunden. Er spürte immer wieder, dass es ihr schlecht ging und es verbitterte ihn, dass er absolut nichts dagegen machen konnte. Ein Jahr später hatte er starke Depressionen bekommen, doch Shinichi und Ran und auch eine Intensive Behandlung konnten ihn daraus holen. Er hatte noch die Hoffnung, dass er Kazuha wieder sehen wird, auch wenn die Polizei sie für bereits Tod erklärt hat. Sei es auch erst in 50 Jahren. Und er war auch bereit bis auf sein Lebensende zu suchen. Denn er war sich sicher, dass sie noch lebte.

Nozomi entging sein trauriges Gesicht nicht und sie senkte beschämt ihren Kopf.
"Es tut mir leid. Ich wusste das nicht. Ich wollte dir nicht wehtun." kam es voller Schuldgefühle von ihr.

Heiji schaute sie mit einem leichten Lächeln an und stellte das Foto wieder neben seinen PC.

"Hey, sei nicht traurig. Du kannst doch nichts dafür. Aber jetzt ist es wichtig, dass wir deine Mama finden." antwortete er optimistisch, um seine Trauer wieder zu unterdrücken.

Er machte den PC an und stellte das Programm ein, während Nozomi geduldig wartete.
"Weißt du... Wenn wir meine Mama gefunden haben, verspreche ich dir bei deiner Suche nach Kazuha zu helfen."

Heiji schaute sie überrascht an. Auch wenn er ganz genau wusste, dass dieses Mädchen nicht mal in geringster Weise dazu in der Lage war ihn auch nur einen Schritt weiter zu bringen, wurde ihm bei ihren Worten ganz warm ums Herz. Sie wird sicher mal eine liebe Persönlichkeit.

Das Programm startete endlich und er wagte wieder einen neuen Versuch. "Also fangen wir an."

Diesmal klappte es erstaunlich schnell. Wahrscheinlich war sie gestern einfach zu müde gewesen. Das Phantombild sah Kazuha tatsächlich etwas ähnlich.

Heiji druckte das Bild aus und schickte es an die Polizei, damit sie nach dieser Person Ausschau hielten. In der Zeitung war ebenfalls schon ein Artikel über Nozomi und der Aufruf an ihre Eltern sich bei Heiji zu melden. Er hoffte einfach, dass an diesem Tag jemand anrufen würde. Auch wenn es unwahrscheinlich war, dass jemand diese Frau zu Gesicht bekam.


Nozomi |Detektiv Conan FF |Heiji (Kazuha)Where stories live. Discover now