Kapitel 8 - Well, that's definitely not what I expected...

1.9K 163 3
                                    

Jemandem zu sagen, dass Jason heute all die Fragen, die die Menschheit schon seit Ewigkeiten beschäftigten, beantwortet bekommt, wäre bescheuert gewesen. Wer hätte ihm schon geglaubt?

„Du bist dir sicher, dass du die Wahrheit wissen willst?“, begann Joy, die leichtfüssig neben ihm herging. Es hatte angefangen zu nieseln und sie hatte sich wieder die Kapuze über den Kopf gelegt. Er konnte nur noch ihre süsse Nase und ihren Mund sehen, der Rest war verborgen unter dem dunklen Gewand.  Hätte man ihr noch eine Sense in die Hand gedrückt, hätte sie einen verdammt süssen Sensenmann dargestellt… Aber auf einer gewissen Weise, war sie das auch.

„Wieso sollte ich mir nicht sicher sein?“, fragte er sie, da er ihre leichte Warnung nur zu genau hören konnte.

„Womöglich ist die Wahrheit nicht das, was du erwartet hast… Du kannst nicht mehr an das glauben, wovon du zuvor überzeugt warst. Ihr Menschen habt diese Vorstellung von den höheren Mächten. Ihr macht es euch passend und versucht eure Vorstellungen anderen aufzudrücken. Wenn ihr wüsstet, dass alles anders ist…“ Etwas an ihrer Stimme zwang ihn, zu ihr hinüber zu sehen. Joys Stimme war ansonsten monoton und frei von jeglichen Gefühlen, jetzt jedoch glaubte er etwas herauszuhören, das mehr als emotionslos war.

„Es gibt keinen Glauben, den du erschüttern könntest… Weil keiner besteht“, antwortete Jason ihr nach langem Schweigen. Joy hob ihr Gesicht hoch, sodass er ihre Augen sehen konnte. Ihr Blick war nachdenklich.

„Das glaub ich dir nicht“, entgegnete sie schliesslich. Jason hob eine Augenbraue und sah sie erstaunt an. Er hatte nie viel von Religionen und Gott gehalten. Er hatte zwar Respekt vor diesem tiefen Glauben, unterstützte ihn jedoch nicht. Er hatte nie Kirchen besucht, nie gebetet oder sich einem Glauben bekannt. Weshalb glaubte Joy also, dass Jason log?

„Ihr Menschen glaubt. Es gehört zu eurem Wesen. Wenn es kein Gott ist, dann ist es das Schicksal. Wenn es nicht das Schicksal ist, dann ist es der Zufall. Egal, wie oder was. Menschen können nicht aufhören zu glauben. Ihr seid von Natur aus neugierig und sucht nach Antworten. Ihr braucht Antworten um zufrieden zu sein.“ Jason dachte darüber nach, was Joy gerade gesagt hatte. Sie schien mit ihrer Meinung nicht falsch zu liegen. Sie lebte schon Tausende von Jahren. Genug Zeit, um die Menschen zu analysieren.

„Und an was glaubst du?“, fragte er, neugierig, wie der Teufel dachte. Joy stoppte in ihrem Schritt und sah ihn verwundert an, bevor sie zu lachen begann. Sie lachte ihn definitiv aus.

„Ich bin der Teufel, Süsser. An wen sollte ich glauben? An den, den ihr Gott nett? Er schenkt euch das Leben, ich nehme es euch wieder. Das ist der Zirkel. Die Gesetze der Natur.“

Jason nickte nachdenklich. Sie hatte von diesem Wesen gesprochen gehabt. Gott. Oder Dave, wie ihn Joy nannte. Er musste den Kopf schütteln, als er über diese absurde Situation nachdachte.

„Gibt es nur euch zwei? Gott und Teufel?“, fragte er weiter und schloss wieder zu ihr auf, als sie Richtung Stadtzentrum lief. Sie schüttelte den Kopf und überquerte die Strasse ohne nach links und rechts zu sehen. Jason suchte die Strasse nervös nach Autos ab, die sie jeden Moment erwischen könnten, dann erinnerte er sich wieder daran, dass Joy wahrscheinlich keinen Kratzer davon tragen würde und folgte ihr.

„Wir sind Wesen deren Aufgabe es ist, den Kreislauf aufrecht zu erhalten. Dave schenkt euch Menschen eine Seele, ein Leben und ich bin dafür zuständig, euch dieses Leben wieder zu nehmen. Wir müssen das Gleichgewicht der Natur aufrecht erhalten. Sie ist die höchste Macht. Von ihr entstand jede Existenz.“

„Die Natur?“, fragte Jason nach, worauf Joy nickte.

„Wenn ihr einen Gott sucht, dann nennt sie Natur. Alles was lebt, was existiert, wurde von ihr erschaffen. Manche nennen sie Natur, Universum, Physis. Ihr könnt sie nennen, wie es euch gefällt. Aber sie ist die Macht, die euch erschaffen hat. Die alle Existenz erschaffen hat. Auch mich und Dave erschaffen hat.“

Sie schwiegen wieder und liefen weiter nebeneinander. Jason konnte sehen, wie Leute an ihnen vorbei liefen, seltsamer Weise kam Joy niemand in den Weg. Sie war unsichtbar für die Menschen und doch lief man an ihr vorbei, anstatt in sie hinein. War den Menschen bewusst, dass sie für Joy den Weg frei machten?

„Gott ist das, was in und um uns ist“, flüsterte Jason und erhielt ein kleines Lächeln von Joy.

„Die Natur ist alles und nichts. Sie ist kein Wesen, was man beschreiben und darstellen kann. Man kann sie nicht in den menschlichen Worten und Gedanken einfangen. Sie ist mehr, als wir alle.“ Jason war erstaunt, von einem Wesen wie Joy, solche Worte zu hören. Noch letzten Nacht, war sie ihm kaltblütig und unberechenbar vorgekommen. Heute hatte sie versucht ihn schwer zu verletzen und nun erzählte sie ihm Dinge, die die Menschheit schon seit Jahrhunderten versuchte zu lüften.   

„Wohin führst du mich?“, fragte er sie schliesslich, als er sich in einer engen Seitengasse wiederfand. Er folgte dem Teufel ohne sie zu fragen, wohin sie hingingen. Sehr schlau von ihm…

„Ich will dir mein Reich zeigen“, erklärte sie und lief die Gasse entlang, bis sie vor einer unscheinbaren roten Tür stand. Sie wandte sich wieder zu ihm und wartete, dass dieser ihr folgte. Etwas zögernd betrat er die Gasse und näherte sich der roten Tür.

„Dein Reich?“, fragte er vorsichtig nach. Ein bezauberndes Lächeln schlich sich auf ihren Lippen.

„Genau. Mein Reich, in dem ich mir die unartigen Seelen sammle. Nicht jeder Mensch findet seine Ruhe… und genau diese schaffen es in meine Hölle…“

_________________________________________

Ich wünsche euch allen ein besinnliches Fest und sollte ich es nicht vor Neujahr mit einem neuen Upload schaffen, auch einen guten Rutsch ins neue Jahr!

Feiert schön:)

She DevilWo Geschichten leben. Entdecke jetzt